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Was tut sich im Netz?
Ich versteh nicht viel davon, aber was hab ich gelesen?

Technik ist immer fortschrittlich, das ist ihr eingeboren, sie hat zu entwerten, was war.

Theodor Heuss (1884-1963), dt. Politiker (FDP) u. Schriftsteller, 1949-59 Bundespräs.
http://www.zitate.de/autor/Heuss,+Theodor (12.09.2014)
17.05.2021
www.welt.de/wirtschaft/article231167253/Telekom-Chef-Timotheus-Hoettges-Deutschland-steckt-in-einer-Umsetzungskrise.html?source=k301_variationTestV7_autocurated

25.04.2021
Zum Thema "Teams / Microsoft 365 in der Schule":
Siegt die Dummheit (in BaWü haben sich alle Schulverbände samt Eltern und Schülern gegen "Teams" ausgesprochen)!? Hier ein sehr unterstützungswürdiger Kommentar vom Münchner Lehrerverband, wo die Dummheit schon entschieden ist. https://mllv.bllv.de/chronik/2021/2021-03-mai-juni/von-verbotenen-aepfeln-und-birnen-microsoft-teams-vs-visavid/?fbclid=IwAR12NfQ8AbOgE6PCLkruBc-DhnlDgWemCMJ0s78ZTX9hB10jIN_NVUKe29g
​
11.02.2020
Der Lehrer "Herr Larbig" aus Frankfurt, Lehrbeauftragter für Medien-Didaktik und Blogger, schreibt in meinen Augen als wütender junger Mann über die Digitalisierungs-Zustände in Deutschlands Bildung. Das tun viele. Aber beachtenwert fand ich, dass der Philologenverband -- der bisher als Bremser in Sachen Digitalisierung hervortrat -- in seinem letzte Verbandsheft, das jetzt rauskam, diesen Blog-Beitrag abdruckt!  Denen hätte ich das nie zugetraut. Jede Zeile fast dieses Beitrags kann ich unterschreiben!  

https://herrlarbig.de/2019/10/15/versuch-ueber-das-versagen-von-bildungspolitik-und-schule-angesichts-der-digitalisierung-der-welt/?fbclid=IwAR1Ge6Dw7S8T0E8uzFkPJYaWnqaeWnqCGoZTWEi-a2fyEE879KUUa1tRa5A

14.12.2019
Über Spiegel.de stieß ich auf diese Bosch-Seite. Im Sommer sei da der analoge Auto-Schlüssel zu Grabe getragen worden. Man sieht eine aufwändige PR-Schau. Der perfekte Schlüssel-lose Autoschlüssel als Applikation (lateinisch für deutsch: Anwendung) auf dem Smartphone wird beworben. Das finde ich deswegen interessant, weil das thematisch auch an das bargeldlose Zahlen mit einer Smartphone-App grenzt sowie an den digitalen Personalausweis. Die Bundesdruckerei soll hier ja Druck machen, dass es beim gedruckten Papierdokument bleibt. Typisch deutsch und hoffnungslos veraltet!  

​https://www.bosch.com/de/stories/digitaler-autoschluessel-perfectly-keyless/?WT.mc_id=7557_CS_OB_RTA_NA_GER_FL1_Keyless_V1&wtg_mcPub=Spiegel%20Online%20-%20Video%20-%20Desktop&dicbo=v1-93c7244b8a944a0b383b05bb0fff99f2-00b3c3abf71a65276672e727a5b1aa2202-g5tgcmruhfqteljug44diljumvtgellbmvsgeljugrtdqmdcmfrtsntehe

05.08.2019
Deutschland und die Digitalisierung! Datenschutz ist wichtig, aber wenn er die Digitalisierung stoppt wie hier, dann ist das sehr traurig! Denn der mangelnde Datenschutz rührt daher, dass Europa die Digitalisierung erst verschlafen hat, dann aber als Besserwisser auftritt und so alles kaputt macht. Traurig!  
https://www.welt.de/wirtschaft/article197952453/DSGVO-Schulen-bei-Office-365-Einsatz-in-Rechtsunsicherheit.html

02.08.2019
Das hessische Kultusministerium bringt -- mangels eigener digitaler Infrastruktur bei gleichzeitigem hohem Datenschutz-Anspruch -- die unterstellten Dienststellen, die Schulen in die Bredouille:
https://entwickler.de/?p=579902863&fbclid=IwAR1UWZ_2_IXbOyrHsalpjJCE9fBVYVcLybS6vLV-EtppHg-dV-UqPV2MqOg

18.07.2019
Heute auf welt.de gelesen (Artikel ansonsten leider hinter der Bezahl-Schranke): In Polen wächst das Mitleid mit dem analogen Deutschland
"Anders als bei uns ist das Internet in Polen überall schnell. Warschau ist eine Hightech-Metropole, Unternehmen sind leicht zu gründen und eingekauft wird bargeldfrei. Was die technologische Entwicklung angeht, hat Polen Deutschland längst abgehängt."

https://www.welt.de/politik/ausland/plus196849997/Hightech-Entwicklung-In-Polen-waechst-das-Mitleid-mit-dem-analogen-Deutschland.html?source=k143_control.capping.wirtschaft.1.196849997


08.06.2019
Für uns Deutsche klingt es nach einem Märchen, aber es ist umgekehrt. Wir glauben an Märchen, wenn wir denken, das Netz biete keinen Datenschutz! Die estnische Präsidentin Kaljulaid ruft uns zu: Daten sind digital viel sicherer als auf Papier! Haha! Glaubt hierzulande keiner.
https://www.sueddeutsche.de/politik/estland-digitalisierung-deutschland-un-sicherheitsrat-1.4477452
​

08.06.2019
Schon öfter hab ich hier im Blog geschrieben, dass der Staat durch die digitale Revolution überrollt wird, es aber gar nicht merkt. In der Schule bekommt man da jeden Tag sehr anschaulichen Unterricht darüber (FDP-Spruch: die Pause ist das digitalste an der Schule). Ich habe geschrieben, dass zum Beispiel ein Konto bei facebook einer Anmeldung bei einem Welt-Einwohnermeldeamt gleicht. Oder dass das Abschöpfen, Zusammenführen und zielgerechte Ausgeben/Anzeigen der Daten (Daten als die neue Währung), wie es die Tech-Giganten tun, dass dies einem Welt-Finanzamt entspricht. Dass langfristig, wenn die Digitalisierungs-Revolution dermaleinst am Ausrollen ist und der Staat wieder handlungsfähig werden sollte, dass dann die großen Monopol-Konzerne aufgeteilt werden müssen und gewisse Gemeinwohl-Funktionen wieder unter staatliche Kontrolle kommen müssen (digitales Einwohnermeldeamt, digitales Daten-Finanzamt). Ich habe diesen Vorgang verglichen mit dem Zerschlagen der großen Vanderbilt- und Rockefeller-Trusts vor dem Ersten Weltkrieg. Das war die Epoche des Big Business, das aus der Industrialisierung hervorgegangen war. Wir erleben Ähnliches bei der Digitalisierung. Sehr anschaulich beschreibt dies nun auch wesentlich sachkundiger als ich und mit mehr Fakten untermauert in der SZ Nikolaus Piper am Beispiel des Trusts Standard Oil von John D. Rockefeller, dessen außerordentliche Begabung und Reichtum er mit den Eigenschaften eines Jeff Bezos vergleicht.     
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/pipers-welt-rockefellers-kinder-1.4477740
​
21.02.2019
Folgendes Buch würde mich brennend interessieren: Henning Lobin: Digital und vernetzt. Das neue Bild der Sprache (2018). In der SZ von heute schreibt der Autor, Sprachwissenschaftler und Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim über das momentan allgegenwärtige "Framing" (ARD-Skandal), das er als nichts anderes bezeichnet als eine Metapher. Er bringt anschauliche Beispiele aus neuerer und früherer Zeit, zum Beispiel zwei Nazi-Metaphern oder Nazi-Bedeutungs-"Rahmen": Volkskörper braucht Gesundheitsversorgung, Rassehygiene, Vernichtung von Parasiten, in Wirklichkeit ging es um Euthanasie, Ausgrenzung und Massenmord. Die schöne Idee vom Lebensraum war die Metapher für den scheußlichen Eroberungs-, Rasse- und Vernichtungskrieg. Aber man könne diese Stilmittel-Sprach-Technik auch segensreich einsetzen, um Dinge einfach und verständlich und kurzweilig zu vermitteln. 

20.02.2019
Ist Facebook noch zu retten, Frau Sandberg?, überschreibt die FAZ ihr Interview mit ihr.
www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzkonferenz-dld/ist-facebook-noch-zu-retten-frau-sandberg-15996354.html

​https://www.tagesschau.de/wirtschaft/facebook-sandberg-103.html

​
17.02.2019
Das Literatur-Archiv Marbach, das "schwäbische Deutsch-Athen" auf dem Hügel, bekommt mit Frau Prof. Sandra Richter eine neue Leiterin (sie hat den Heinz-Schlaffer-Lehrstuhl in Stuttgart inne laut Wikipedia). Mir kommt ja immer viel zu kurz, Digitalisierung als Neuerfindung des Buchdrucks zu begreifen, allerdings auf potenziertem Niveau. Dass Digitalisierung längst die philologischen "Zentralthemen" erfasst hat "Textverständnis, Urteilskraft, Ambiguitätstoleranz", dass dies aber weder im Literaturarchiv noch in der deutschen Philologie angekommen ist, schreibt Felix Stephan gestern in der SZ (daraus auch alle Zitate hier). Das will Prof. Richter nun ändern, dies sei "nicht eben verfrüht"! Hahaha!  

24.11.2018
Gestern gab es zum Wochenende-Beginn (sonst ist keine Muse dafür) ein kleines Gespräch im Lehrerzimmer über Digitalisierung. Dabei bemerkte ich, dass die geniale Idee der baden-württembergischen Bildungsplattform "ELLA" -- Elektronische Lern- und Lehr-Assistenz -- manchem Lehrer völlig unbekannt geblieben ist! Und deswegen auch das aufrüttelnde, krachende Scheitern dieser Bildungs-Plattform zwischen Februar 2018 (erhoffter Start der Pilot-Phase im zweiten Schulhalbjahr) und September 2018 (endgültiges Aus für den bisherigen Anbieter und neues Ausschreibungs-Verfahren, das alles um Jahre verzögert). Hier drunter hab ich das am 20.09. dieses Jahres bereits anhand eines Artikels kommentiert. Ein neuer Artikel geht in dieselbe Richtung.

www.news4teachers.de/2018/11/dalk-was-ranga-yogeshwar-auf-schule-und-ausbildung-zukommen-sieht-in-zeiten-einer-digitalisierung-die-alles-durchdringt/?fbclid=IwAR0-EbW6GFCmRhbDh4avJkisqctW_zwbCc4Jc28cFRmlioQINNZwc5NFxYw

Ein Kollege machte das Thema anschaulich letzten Freitag: Er als Klassenlehrer könne nicht verstehen, warum durch Digitalisierung der Verwaltungsabläufe nicht sein Alltag entlastet werden könnte, damit er mehr dringend benötigte Zeit hätte für die Arbeit am Schüler. Ähnlich dringend hab ich das ja bei den Pflegekräften erlebt, die zweimal am Tag meinen Vater pflegten (er starb ja im März) und ein Smartphone vom Arbeitgeber bekamen, um vom Papierkram entlastet zu werden und dadurch ein wenig mehr dringend benötigte Zeit für den Patienten bekommen sollten. Was funktionierte, aber natürlich noch in den Kinderschuhen steckt (dig. Gesundheitskarte funktioniert nicht, Gesundheitsverbände mauern, angeblich wegen Datenschutz -- z.T. ja auch berechtigt, doppelt und dreifach erstellte Röntgenbilder, Fachärzte haben Probleme, Arztbriefe rechtzeitig zu bekommen, Rezepte nach wie vor auf Papier).

Von der Gesundheits- zurück zur Bildungsbranche. Ich warf am Freitag etwas pauschal ein, dass das Scheitern von "ELLA" in BaWü für mich zeigt, dass "die Deutschen" es technisch nicht hinbekommen, weil sie das Denken des Silicon Valley und der "New Economy" noch gar nicht geblickt haben. (Es ist eine semi-kommunale Firma oder Agentur gewesen, die die Landratsämter digitalisiert, die das ELLA-Scheitern verbockt hat. Siehe Landtags-Debatte, wo sogar ein Untersuchungsausschuss gefordert wurde wegen der ca. 8 Mill. versenkten Euro Steuergeld, auch die CDU-Minister Strobl -Innen und Digitalisierung- und Eisenmann -Kultus- tragen politische Verantwortung, die selbstverständlich nicht thematisiert wird, ein Kollege wusste nicht mal, was ELLA überhaupt ist!!). Dass mein Bruder bei der BASF (und auch ein Freund bei der Deutschen Bank) erlebt, sagte ich, wie die "Old Economy", die als Dax-Konzerne in Deutschland nach wie vor den Ton angeben, ebenfalls gar nicht kapiert haben (im Gegensatz zu Amazon, facebook, google), was Digitalisierung wirklich bedeutet. Die arbeiten Unternehmens-intern nach wie vor mit sperrigen E-Mails, und haben keine Ahnung, dass es da längst viel bessere Tools gibt! Ein Grund für die Krise der Deutschen Bank ist ja auch die verschlafene Digitalisierung (mobiles Bezahlen -- deutsche Banken verzetteln sich im Moment, der Wirtschaftsteil meiner Zeitung ist voll davon). 

Darum geht es in dem Artikel, dass die Digitalisierung in Deutschland von ganz oben her verschlafen wird und dass es erstmal gar nicht um Tabletklassen geht ("es geht erstmal nicht um großflächigen Einsatz von Technik" -- das Umdenken beginnt in unsren Köpfen): 

https://www.news4teachers.de/2018/09/laeuft-doch-super-auch-ohne-das-digitaldingsda-von-der-illusion-dass-alles-in-deutschland-so-bleiben-kann-wie-bisher-auch-in-den-schulen/
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Picture
24.09.2018
Heute Rezension in der SZ über dieses Werk hier links. Meine Schwester Hedwig Richter twittert folgendes Zitat aus Buch und Rezension: 
"Die Timeline eines Accounts in einem digitalen Netzwerk ist attraktiv, weil und solange sie überrascht und auf Weiteres, inklusive der Prinzipien der Auswahl, neugierig macht. (...) Der Nutzer lässt sich kontrollieren, weil er selbst Kontrollmöglichkeiten hat. Auf beiden Seiten ist eine eindeutige und zuverlässige, Ursache und Wirkung bestimmende Kontrolle unmöglich."

Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Buchdruck, Digitalisierung. Nichts Neues, die ersten drei hatten bereits behandelt Jan und Aleida Assman! Basis: Halbwachs: Das Kulturelle Gedächtnis.

Der Rezensent: ""
Man hat in den letzten zweihundert Jahren kaum begonnen, die moderne Gesellschaft in all ihrer Unwahrscheinlichkeit zu verstehen, da muss man sich schon wieder von ihr verabschieden." Aber diese Analyse gewinnt erst Schärfe, indem Baecker sie gegenschneidet mit den drei vorangehenden Medienepochen: der Mündlichkeit, der Schriftlichkeit und dem Buchdruck. Diesen drei Epochen entsprechen die frühen Stammeskulturen (1.0), die Hochkulturen des Altertums (2.0) und die Neuzeit mit ihren pädagogischen, industriellen und demokratischen Revolutionen (3.0). Doch gerade die Kontrastierung in diesem Buch lässt viel klarer erkennen, was an unserer sprunghaften Bildschirmexistenz wirklich neu ist."

Der Rezensent Johan Schloeman schließt:
"Jeder, der die Geduld noch aufbringt, sollte dieses Buch lesen, um die Digitalisierung schon mal ein wenig besser zu verstehen."

www.sueddeutsche.de/kultur/sachbuch-kaum-versteht-man-die-moderne-ist-sie-zu-ende-1.4141240


20.09.2018
Meine Schlüsselstellen aus dem Artikel unten über digitale Bildung.
"Mit einem großflächigen Technik-Einsatz in Schulen hat das zunächst gar nicht so viel zu tun." Aber ein Großteil der Diskussion läuft grad darüber, ist also sinnlos. 
"Die Digitalisierung explodiert zwar geradezu in allen privaten Lebensbereichen. Aber eben nicht im professionellen Zusammenhang."
"Der Erfolg der vergangenen Jahrzehnte habe viele Entscheider in der deutschen Wirtschaft satt und unbeweglich gemacht." Meine Worte. Wirtschaftswunder-Trägheit, aber auch Arroganz, deutsche Arroganz.

"Es bedürfe massiver Investitionen in eine zukunftssichere IT-Infrastruktur. Wie weit Deutschland davon entfernt ist, belegte eindrucksvoll eine Grafik, aus der sich der Ausbau des Glasfasernetzes ersehen ließ – Deutschland rangiert darauf im internationalen Vergleich weit abgeschlagen. 'Es ist uns im vergangenen Jahr gelungen, zu Angola aufzuschließen'."
"Der sich vergrößernde Rückstand Deutschlands beim Digitalen zu den führenden Nationen hat auch mit Bildung zu tun – allerdings gar nicht so sehr mit der grottenschlechten Ausstattung der deutschen Schulen mit IT, die wahrscheinlich immer noch hinter der angolanischer Schulen rangiert."

"Bald, im kommenden Jahr vielleicht, vielleicht auch später, sollen ja fünf Milliarden Euro vom Bund dafür ausgeschüttet werden. Seit der Ankündigung der Mittel sind ja auch erst zwei Jahre vergangen, was nicht so schlimm ist, weil die Konkurrenten Deutschlands auf dem Weltmarkt sicher mit ihren Anstrengungen bei der Digitalen Bildung auf den deutschen Schlafwagen warten. Im Ernst: Es ist ein Trauerspiel (und zwar eins in Slow Motion), was sich Bund und Länder in Sachen Digitalpakt leisten."

(Fortschritt wird hier vor allem dadurch blockiert, dass es für 95% der Belegschaften keine Arbeitsmittel und keine Arbeitsplätze gibt. Ganz einfach. Wo es schon vorher keine Schreibmaschine gab, keinen Schreibtisch (desktop), wird es erst recht nie was mit einem digitalen Arbeitsplatz! Eine Altlast, die in der Grauzone vertuscht wird. Bei den Schülern muss der Begriff Lernmittelfreiheit ganz neu definiert werden -- hängt nicht mehr am Buch -- so wie ja zum Beispiel beim Strafvollzug Freiheits-Entzug und Internet-Entzug -- siehe auch die Verbannung im Alten Rom als Höchststrafe = Ausschluss aus der Öffentlichkeit, vom Forum -- ganz neu definiert werden muss. Aber Deutschland schläft. Gute Sache, dieser Artikel und die Veranstaltung dahinter!)

www.news4teachers.de/2018/09/laeuft-doch-super-auch-ohne-das-digitaldingsda-von-der-illusion-dass-alles-in-deutschland-so-bleiben-kann-wie-bisher-auch-in-den-schulen/
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28.01.2018
Folgender FAZ-Artikel regte mich an zu folgenden Gedanken über ein Welt-Einwohner-Melde- sowie ein Welt-Finanzamt.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/facebook-will-sich-mehr-auf-die-familie-fokussieren-und-vergroessert-so-die-filterblase-15411897.html

Wir haben es immer wieder im Unterricht: facebook und Konsorten gab es schonmal: Im Laufe des 19. Jahrhunderts zog die Frontier von Osten nach Westen über den nordamerikanischen Kontinent. Glücksritter, Tellerwäscher, Millionäre machten ihr Glück, Goldrausch, Trapper, kostenloses Land lockten. Der Staat war weitgehend abwesend, es galt das Recht des Stärkeren und des Praktischeren, hilf Dir selbst, do it yourself, Grundrechte, eine Verfassung waren out West kein Thema, Banditentum und Freiheit gehörten zusammen. Eisenbahnlinien führten hier zu Big Business, zu den Trusts und Monopolen der Vanderbilts, Rockefellers, Carnegies, Edisons, Morgans. Das Lied endete so: Der Staat musste die Monopole zerschlagen und nach und nach mit Strom und Wasser auch das staatliche Gewaltmonopol durchsetzen (siehe die Banditen- und Mafiastädte San Francisco, Chicago bis in die 20er, die Panzerknacker bei Mickey Mouse noch ein Abglanz davon), siehe aber auch die heutigen Polizeiprobleme der USA. Die Privat-Eisenbahnen wurden verstaatlicht. Diesem entspricht heute das Breitbandnetz und die Plattformen.
Das alles ist nicht mein Einfall, es gibt inzwischen viele Bücher über die neue digitale Frontier. Nicht Kohle und Stahl, Bahn und Goldminen zählen heute, sondern es geht um Information als Rohstoff und seinen Transport im Internet. Information heißt aber, es geht mehr um Mediengeschichte als um Industriegeschichte. Auch das ist nicht meine Idee, sondern es gibt inzwischen viele Bücher dazu (siehe hier drunter einige Buch-Besprechungen). Trotzdem blöken sehr viele Un-Informierte von "Industrie 4.0", was natürlich nicht ganz falsch ist, aber ein Nebenkriegsschauplatz. Denn wenn es um Informationen geht und um ihre Verarbeitung, also um Medien, dann haben wir es nur am Rand mit einer neuen Industrialisierung zu tun, vor allem aber mit einer neuen RENAISSANCE (siehe die Literatur hierzu, auch Frieder Burda nutzte dieses Wort schon vor zwanzig Jahren), also um eine Art Neuerfindung des BUCHDRUCKS auf potenziertem Niveau!
Zurück zu dem unten stehenden Artikel über facebook. Diese Plattformen sammeln unser Passbild (face), unseren Namen, unsere Daten. Sie sind eine Art WELT-EINWOHNER-MELDEAMT! Sie haben, so wie die Eisenbahnbauer und Stromleitungs-Leger der Frontier des 19. Jahrhunderts, quasi-staatliche Funktion in einem Vakuum, wo es momentan keinen Staat gibt. Sie erschließen eine unendlich große Welt. Die Prärie heute ist die Erde, die unberührt von Breitband und Satelliten-Empfang vor diesen Abenteurern Zuckerberg, Steve Jobs, Jeff Bezos etc. liegt. Technisch machbar ist plötzlich alles geworden. Es ist ihr Manifest Destiny, die Welt anzuschließen an ihre Plattformen und der Menschheit die Segnungen zu bringen einer billigen Unterkunft im richtigen Moment (AirBnb), einer Mitfahrgelegenheit (Uber), einer Schulstunde (KhanAcademy auf youtube und andere), einer Mahlzeit, die Segnungen von passenden Lebensmitteleinkäufen zur richtigen Zeit oder sonstigen Einkäufen (amazon).
Interessanter ist aber das Thema Information: Das Brief- und Fernmeldegeheimnis, das in unseren Verfassungen steht und im 19. Jahrhundert hart erkämpft wurde gegen den neuen, bürokratischen Staat (da alles noch auf Papier, politische linke / rechte Zeitungen und Flugblätter als neues Phänomen, Geheimakten, Karteikarten, Durchsuchungsbefehle der Geheimpolizeien in Preußen etc. auf Pappe), dieses Fernmeldegeheimnis ist von den amerikanischen Cowboys ausgehölt worden!! Unser europäischer Staat ist machtlos und abwesend! Da kann Heiko Maas noch so dilettieren! Wir befinden uns mitten im Goldrausch von Mark Zuckerberg, mitten im Wilden Westen. Die selten auftauchenden Sheriffs (unsere Polizei) können nicht viel mehr als selber ein wenig Bandit sein (WhatsApp auch ein wenig abhören).
Die Großkonzerne bilden Trusts, schöpfen die Informationen ab. Und Informationen sind die neue Währung! Sie betreiben also nicht nur das Welt-Einwohner-Amt, sondern sie betreiben auch das WELT-FINANZ-AMT. Irgendein genialer Journalist schlug kürzlich vor, wenn im Moment viel von der Besteuerung von facebook und Co die Rede ist, dann sollte man auch 10% der Informationen auf die staatlichen Informations-Speicher einzahlen lassen. Denn eine Renaissance bedeutet, dass eine komplett neue Welt entsteht: Das alte Lehenswesen der ca. 200 Nationalstaaten, die in der UNO Absprachen treffen, die mehr oder weniger verbindlich sind, wird ersetzt durch ein modernes Geld- und Kapitalsystem. Die Fugger und Medici von heute haben es kapiert: Informationen sammeln, transportieren und im entscheidenden Moment parat haben überall auf der Welt, das sind die neuen Machtsysteme und Warenströme. Informationen aufnehmen (am Endgerät per Kamera, Mikro, Eingabe per Finger oder Geo-Ortung und Uhr), in die Wolke hochladen über WLAN etc., archivieren und durch Suchmaschinen zugänglich machen weltweit über Breitband-Verbindungen, ans Endgerät wieder per WLAN, das ist nichts anderes was die Babylonier mit ihren Tontäfelchen machten, die Ägypter mit ihren Papyrus-Rollen, die Römer mit ihrer Reichsverwaltung und der moderne Staat seit der Renaissance mit seinem Beamtenapparat. (Aber nicht nur die Verwaltung tut das, genauso die Theater, Fernsehanstalten, Buchautoren, kurz alle Medienschaffenden.) Die Schrift (heute auch Ton, Bild und Video) und deren Speicherung und das Zugänglichmachen im richtigen Moment, in diesem eigentlich langweiligen Medien-Geschäft ist eine neue Ära angebrochen. Und viele haben es noch nicht bemerkt. Ich wäre facebook dankbarer als es dieser FAZ-Artikel ist, dass es uns das erfahrbar gemacht hat, uns Anteil gegeben hat am neuen Aufbruch, am frontier spirit, die weiten, fruchtbaren Prärien gezeigt hat. Jetzt wird es aber poetisch. Der klassische Staat aber, der wird erst noch ein paar Jahrzehnte seine Rolle finden müssen. Seine Einwohner-Melde- und Finanzämter werden hier jahrzehntelang kaum mehr ein Rolle spielen können. Jetzt ist Wilder Westen angesagt und wild gewordener Monopol- und Trust-Kapitalismus. Oder man zieht sich für ein paar Jahrzehnte zurück an die Ostküste, das hieße in eine untergehende, alt-europäische Welt ohne Eisenbahn, Auto, Flugzeug, Glühbirne, Kino im übertragenen Sinne. 

​
04.11.2017
Steven Hill, Technologie-Journalist aus dem Silikon-Tal, schreibt heute in der SZ darüber, wie digitaler Grenzschutz aussehen müsste (Artikel "So schützen wir unsere digitalen Grenzen"). Er stellt fest, dass die Staaten fast keinen Zugriff auf "die Daten" haben. Diese seien aber die Währung der Zukunft. Da fällt mir ein: Ein Digital-Finanzamt müsste also diese Daten-Währung eintreiben! Sein Beispiel sind die sogenannten Click-Worker, die über Plattformen wie "Upwork" für viele Unternehmen gleichzeitig von zuhause aus Aufträge erledigen. Dies schwarz und unversichert. Weiteres Beispiel: Die Bettensteuer, deren Umgehung Airbnb so leicht mache. (Daher auch Hills neuester Buchtitel: Die Start-Up-Illusion: Wie die Internet-Ökonomie unseren Sozialstaat ruiniert.)
Ich sehe es grundsätzlicher: Wir erleben eine Revolution, also eine Umwälzung. Die Wellen von facebook, google, Amazon schlagen über uns zusammen, die alte staatliche Struktur löst sich darunter auf, geht unter, rechtsfreie Räume, Goldgräber im Goldrausch, Banditen und Sheriffs jagen sich. Eine legendäre Zeit sind Revolutionen und war auch die Frontier in der Prärie des 19. Jh.s! Man nimmt sich, was das neue, virtuelle Land hergibt, rodet, steckt Claims ab, gründet, probiert aus. Das wird noch dauern, bis daraus sich ein neuer Staat erhebt. Erinnert sei einmal mehr an die Erfindung des Buchdrucks. Diese Medienrevolution vor 500 Jahren führte zur Entmachtung der seit Jahrtausenden herrschenden katholischen Kirche in vielen Regionen. Reformation ohne das neue Medium wäre undenkbar gewesen. Was das neue Medium Internet ermöglicht, kann noch keiner wissen. Aber auf jeden Fall werden alt hergebrachte, für unverrückbar gehaltene Institutionen weg gespült werden. Und wenn das unsere traditionellen Schulen sind ...  

28.10.2017
Vor einem Jahr schrieb Christian Füller (12.10.2016) unter dem Titel "ich möchte keine Laptopklassen" dies über den obersten Lehrervertreter Deutschlands. Zum Glück für den Fortschritt ist Josef Kraus, Gymnasial-Schulleiter aus Bayern (doppelt konservative Rahmenbedingungen!), inzwischen im Ruhestand! Aber dieses Zitat sagt alles über die Beharrungskräfte und Blockierer in Deutschland. Ich hörte ihn vor einem Jahr im Hilda-Gymnasium reden ... Alle fanden ihn toll. Irgendwie hat er ja schon Recht, der ist ja erfahren und Profi. Aber er hat so was von den Schuss nicht gehört! Das gibt es, glaub ich, nur in Deutschland! Michel mit Schlafmütze. 

Lehrerverband:
"Ich möchte keine Laptopklassen", sagt hingegen Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Das bringe nur der IT-Industrie Geld. Die Schulen seien doch schon digital unterwegs - "mehr braucht es nicht", so Kraus. Bei den Schülern würde durch mehr Digitalisierung die "Neigung zum Häppchenwissen" noch gesteigert.
"Besser wäre es, das Geld in die Schulbibliotheken zu stecken", findet Kraus, der als Chef des Lehrerverbands 160.000 Lehrer weiterführender Schulen vertritt. "Gerade sozial schwache Schüler müssen lesen, lesen, lesen - und zwar das gedruckte Wort."


28.10.2017
Die Xerox-Maschine! Der Fotokopierer! Vorläufer der momentanen Medien-Revolution!
www.deutschlandfunk.de/vor-80-jahren-patentiert-chester-carlson-und-sein.871.de.html?dram%3Aarticle_id=399221
Schon mal hier irgendwo reingehängt hab ich dieses Xerox-Werbe-Video.
16.09.2017
Auf pz-news heißt es heute: 
„Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“ – kurz „GoBD“ heißen die Anforderungen an die elektronische Datenverarbeitung, die seit 2015 in Sachen „Finanzbuchführung“ an die Betriebe gestellt werden. Ganz wichtig: Wer die Richtlinien nicht einhält, dem können Sanktionen durch die Finanzverwaltung drohen.

Und der Staat? Wie hält er es selbst damit, was er den Unternehmen auferlegt? Ich hörte beispielsweise, dass alle staatlichen Akten ab 2017 (?) digital zu führen seien. Und dass dienstliche Daten nicht auf privaten Geräten verarbeitet werden dürfen. Ich sehe, dass unser Staat davon nicht nur weit entfernt ist, sondern dass ihn die digitale Revolution regelrecht überrollt. So wie die Französische Revolution die gesamte absolutistische Staatsmacht weggefegt hat. Und bis zum Vorabend haben die nichts gemerkt. Ein wenig zwar schon. Seit Jahrzehnten gab es Reformversuche und Denkschriften von Ministern, dass man zugunsten des Dritten Standes etwas ändern müsse (eine lasen wir grad in Geschichte Klasse 9, vom berühmten Festungsbaumeister Sébastien de Vauban). Es half aber alles nichts, das Urteil der Geschichte steht da: Die haben letztlich nichts gemerkt. 

Beispiel für heute? Ich denke, dass die Anmeldung bei WhatsApp, facebook oder bei google-plus oder sonst einem Internet-Giganten, also die Tatsache, dass man da ein Kunden-Konto hat wie Millionen weitere Erdenbürger aus allen Erdteilen, dass diese Tatsache sehr der Anmeldung beim Einwohner-Meldeamt ähnelt, nur dass die Buchstaben und das Passfoto nicht auf Papier archiviert sind sondern elektrisch. Und sehr viele Internet-Probleme mit Hass und Mobbing gäbe es nicht, wenn man sich ausweisen müsste und identifizieren, bevor man auf dem virtuellen Marktplatz seine Meinung kundtut. Dass man also sich staatlich einmal anmeldet und dass man nur mit dieser Identität sich auf facebook oder Amazon tummeln darf. So wie man ja sein Gesicht auch zeigt, wenn man nicht-virtuell einkaufen geht oder an einer Diskussion teilnimmt. Diese Idee, die ich hier schildere, ist aber technisch und auch in den Köpfen -- noch -- so weit weg von jeder Realität, dass sich der Graben zwischen Fortschritt und staatlicher Realität einfach weiter auftun wird, vielleicht bis es einmal revolutionär kracht. Die Beobachter nennen das ja Disruption. Spannende Zeit. Ich vergleiche sie -- und folge damit vielen Autoren -- mit der Renaissance und der Erfindung des Buchdrucks!

Dabei gelingt es ja woanders schon immer: Jedes Auto hat ein Nummernschild! Ist das diktatorisch? Nein, es zeigt, dass ein Staat funktioniert. Und so müssten es die Staaten gegenüber den Internet-Giganten durchsetzen: Jeder Nutzer hat ein Nummernschild! Um dieses dringend notwendige weltweite Einwohnermeldeamt aber Realität werden zu lassen, bräuchte man die Internet-Giganten. Denn es kostete Milliarden und brächte Tausende Arbeitsplätze mit sich. Es bräuchte eine gigantische Internet-Architektur, so wie sie auch hinter Skype oder Amazon etc. schon längst aufgebaut wurde. Estland -- das am meisten digitalisierte Land der EU / der Welt? -- hat es ja vorgemacht. Es ist ja nicht meine Idee. Dort gibt es eine elektronische, staatliche Identität schon längst. Aber ansonsten muss man sagen: Es herrscht -- digital gesehen, und das ist die Zukunft! -- Anarchie, Goldgräberstimmung, Cowboy-Mentalität, Gesetzlosigkeit, Pionier-Spirit, man nimmt sich einfach kostenlos! Der Staat war im Wilden Westen erst mal ein paar Jahrzehnte weitgehend abwesend. Rauer Umgangston, Recht des Stärkeren herrschten an der "Frontier", die sich im 19. Jh. von Ost nach West über den Nordamerikanischen Kontinent unaufhaltsam vorschob. Diese Pionierzeit erleben wir grad im Digitalen, nur dass die Frontier sich vom Silikon-Tal aus über die ganze Welt vorschiebt! Statt Plan-Wagen-Trails haben wir Kupferkabel, statt Bahnlinien Glasfaser! Es gibt ja über dieses Thema inzwischen viele Bücher!   
 


07.09.2017
Mein heutiger Eintrag unter "Alltag-->Politik" zur Bundestagswahl dreht sich weitgehend um Digitalisierung. Hier geht es mir jetzt aber um ein digitalisierungs-kritisches Buch, nämlich "The Circle" von Dave Eggers von 2013 -- die Firma the Circle erinnert an Google oder Ähnliches und erobert per Drohnen und Bodycams und mit Transparenz-Terror die Welt. Ich fand es nicht übermäßig kreativ, eher strohern, trotz einiger Ideen. Hat aber sehr viele Auflagen erlebt. Ich bekam es von meinen lieben Schwiegereltern. Die empfehlen mir diesbezüglich auch den momentane Spiegel-Bestseller Homo Deus. Nun, so las ich kürzlich, sei The Circle verfilmt worden. Aber der Film wurde nicht gelobt.

09.07.2017
Eine sehr geschätzte Kollegin, die auch digital viel fürs Bildungssystem in BW tut, teilte das witzige Satire-Video links. 
Deutsche Skepsis sieht man hier gegenüber US-amerikanischem Cowboytum, Wildheit ohne Datenschutz und Abwesenheit eines Staates, ein Cowboytum, das -- wie im 19. Jh. über den nordamerikanischen Kontinent von Ost nach West die Frontier zog und über Trapper, Cowboys, Eisenbahnlinien langsam die Zivilisation in die Wildnis brachte -- eine digitale Frontier heute über die Erde ziehen sieht vom Silikon-Tal aus, die in einem wilden, unzivilisierten, völlig un-digitalisierten Umfeld -- zum Beispiel traditionelle Buchhandlungen oder unser Bildungssystem -- unter Abwesenheit von Datenschutz und Staat einfach mal Bäume fällt, Fallen stellt, Felle verteilt und Bisons erschießt (Disruption), und eine komplett neue Zivilisation über die Menschheit bringt, weitgehend unbemerkt von den alten Machtzentren. Da steht diese Satire-Sendung auf der Seite der Ureinwohner, Indianer, uns Alt-Europäern. Aber aufhalten werden sie die Frontier damit nicht. Gewinnen wird der, der aufwacht und genau hinschaut und nicht von oben herab die Cowboys belächelt. Revolutionen werden gewittern, über die wir uns noch keinen Begriff machen. Ich seh aber das Positive überwiegen, siehe das, was aus den USA geworden ist abzüglich Trump.
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22.02.2017. Wieder mal das Thema Digitalisierung beim Staat: Während der didacta-Bildungsmesse kürzlich war wieder viel in den Medien zu lesen und zu sehen über die Digitalisierung in der Bildung. Viel habe ich dazu auf meiner facebook-Pinnwand. Heute schreibt aber die SZ über einen Mittelständler aus Hannover, der eine Art WhatsApp anbietet für Sicherheitsdienste, BOS genannt in der Fachsprache, gemeint sind Polizei, Feuerwehr, Sanitäter. Der Fortschritt zum Digitalfunk sei, dass man auch Dateien senden könne. Interessant für die Schule wird es da, wo es um Datensicherheit und -schutz geht. Da der Staat kein Geld hat, müssen die Sicherheitsleute natürlich mit ihren Privat-Smartphones ihre Dienstgeschäfte ausüben. Und die haben nun eine App, die alles sicher überträgt und speichert! Dass man mit Privat-Arbeitsmitteln für seinen Arbeitgeber arbeitet, das riecht sehr stark nach Schuldienst. Und die Firma war und ist in der Tat im Schulsektor tätig! "Andreas Noack gründete Heinekingmedia 2006 gemeinsam mit seinem Studienkollegen. Ihr erstes Produkt war ein digitales Schwarzes Brett, das unter anderem in Schulen genutzt wird, etwa für Vertretungspläne: Statt per Zettelaushang vor dem Lehrerzimmer erfahren die Schüler digital, ob eine Unterrichtsstunde ausfällt." Und das ist auch die Firma, die die Stundenplan-Software Untis anbietet. Sie nutzen alle Schulen, die ich kenne. 
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05.12.2016. "Daten aller Länder, vereinigt euch!" Unter diesem Titel schreibt heute der Harvard-Forscher und Bestseller-Autor Evgeny Morozov in der SZ darüber, was Daten von anderen Rohstoffen wie Öl unterscheidet: je mehr man davon habe, umso wertvoller werden sie. "Je mehr man davon lagert, ... desto größer sind die Erkenntnisse und desto billiger kann man sie an die Bürger verkaufen." Diese Erkenntnisse würden "das Gesundheits- und Bildungswesen" revolutionieren, "die Energieversorgung, den Nahverkehr und den Gütertransport." "Öl wird nicht wertvoller, je mehr man davon lagert. Daten schon." "Die politischen Folgen sind irre. Fünf amerikanische Firmen (Chinas Baidu wäre der einzige nennenswerte nicht-amerikanische Konkurrent) haben jetzt schon einen Großteil der Daten auf dieser Welt geerntet und verarbeitet." Die Firmen seien Amazon, Facebook, Google, Micorsoft und IBM. Morozov plädert für eine neue, digitalisierte linke Idee: Die Öffentlichkeit, die die Daten liefere, gehöre allen. Also müssen nicht wir Nutzer Gebühren an die Internet-Giganten zahlen, sondern die müssen für die Nutzung der Daten Gebühren an uns bezahlen. Das klingt ganz interessant, denn es kursieren ja verschiedene Ideen, diese Giganten zu besteuern. Ich, der ich das nicht studiert habe und nicht durchschaue, sondern nur staune, merke nur bei facebook zum Beispiel, dass ein Konto dort sehr viel Ähnlichkeit mit der Identität hat, die mir ein Personalausweis gibt mit seinem Passfoto und den im Amt hinerlegten Daten über mich und dem, was ich damit in der Öffentichkeit anfangen kann, mich ausweisen. Facebook hat, so fiel mir schön länger auf, quasi staatliche Funktionen in seinem Bereich übernommen. Das ging so schnell, da kam keiner mit. Der Staat erst recht nicht. 
Und interessant auch der Vergleich zu den fünf Internet-Giganten: "Das ist so, als ob die gesamte Landmasse des Planeten plötzlich fünf großen Banken oder Immobilienfirmen gehören würde und jeder Mensch eine Gebühr bezahlen müsste, wenn sein Fuß die Erde berührt. Es ist ja nicht so, als ob das noch nie da gewesen wäre." Und da kommt wohl die Zeit des Hoch-Imperialismus ins Spiel, als sich die Großmächte die Erdkugel aufteilten. Man hörte ja auch schon reden von der "Digitalen Frontier", die durch die Welt verläuft und fortschreitet, ähnlich der Frontier, die im 19. Jahrhundert über Nordamerkia hinweg zog. 

12.11.2016 Es wäre so viel zu sagen über die Initiative der Bundesbildungsministerin Johanna Wanke (CDU), den 40.000 Schulen Deutschlands 5.000.000.000 Euro zur Verfügung zu stellen, um ihren Rückstand in der Digitalisierung auf die Nachbarländer aufzuholen! Hat die meinen Blog gelesen?? Da warte ich ja schon lange drauf! : )
Heute aber muss wegen Arbeits-Überstunden ein Verweis genügen, der zeigt, wie bruchartig ("disruptiv") die digitale Revolution verlaufen wird oder kann:
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/claudia-bogedan-zu-smartphones-in-schulen-handyverbote-sind-von-gestern-a-1120915.html 
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13. Sept. 2016: Ein Freund empfielt das sehr spannende gestrige ZEIT-Interview mit dem Autor und ehemaligen facebook-Mitarbeiter
Antonio García Martínez: Chaos Monkeys: Obscene Fortune and Random Failure in Silicon Valley, HarperCollins, Juni 2016.

Sehr interessant für mich: HACK ist die Haupttätigkeit der großen Internet-Unternehmen. Die Vitalität des Silikon-Tales ist unfassbar und gibt es sonst nirgends. Mark Zuckerberg, genannt Zuck, sei sehr ok, ein guter Familienvater. Aber seine Umgebung, die Friends of Zuck, genannt FoZ, seien wie ein arroganter Adel. Europa sei machtlos, habe nicht mal eine einzige Plattform hervor gebracht! Es solle sich einmal darauf konzentrieren. Seinen drei Kindern verbiete er es, auf facebook zu gehen. Es mache süchtig, es biete nur die Kopie von Freundschaften. Seine Kinder sollten aber mit echten Freunden aufwachsen. Zuckerberg sei von Harvard her klassisch gebildet, sehe seine Firma wie das Alte Rom, das langsam die Weltherrschaft von den Griechen und von Karthago übernahm. (Zuckerberg habe die Cato-Parole ausgegeben Carthago delenda est.)  
HACK meint, ein vorhandenes System durch das eigene zu ersetzen. Airbnb ersetze die Hotels. facebook ersetze (hacke) den Freundeskreis, der höchstens 150 Leute umfassen könne (Dunbar-Zahl). Das entspreche dem früheren Dorf oder Stadtteil. Also das entspreche auch der Polis, der Politik, der Öffentlichkeit. Damit sei facebook eine Art Ersatz-Staat. 
Das kann ich bestätigen. Ein Konto auf einer Plattformen trägt alle Merkmale eines Personal-Ausweises. Hier müsste der Staat eine Internet-Identität anbieten, mit der man dann auf die Foren und Plätze der Plattformen gehen kann. Der Staat muss darüber die Kontrolle haben, nicht eine amerikanische Firma. Aber Martínez bestätigt, dass Europa keine Chance mehr habe gegen facebook. 
Ich sehe das alles allerdings nicht so dramatisch wie er, der sein neues Buch verkaufen will. Und übrigens stand das alles schon fast gleich in dem Buch "The Circle" von Dave Eggers (2014), das ich von meinem Schwiegervater bekam. Ich halte die Digitalisierung für eine Revolution wie die Erfindung des Buchdrucks, oder für eine Bewegung wie die Renaissance, die Aufklärung, oder wie die dramatische Umwälzung der Kirche durch die rasende Ausbreitung der Bettelorden in den mittelalterlichen Städten, die natürlich sehr stürmisch verläuft, viele Opfer fordert, der Welt ein ganz neues Gesicht gibt -- aber unsere westliche Kultur hat viele solcher Umwälzungen erlebt und ist strahlender daraus hervorgegangen! Ja, diese Umwälzungen gehören zur Definition unserer Kultur! Stillstand bedeutet Niedergang! Das Internet und seine Technologie hat für mich zu tun mit Daten-Verarbeitung und -Verbreitung, also damit, was früher gemacht wurde mit Büchern (hier hat das Internet-Seite seine Bedeutung für das Bildungswesen), Buchführung (Bedeutung für die Wirtschaft und die Verwaltung), Steuerung per Gesetze, Erlasse und Anweisungen (Jura, Politik, Technik, hier eine neue Industrialisierungs-Welle). Aber einen menschlichen Kontakt, Kinderkriegen, einen vertrauenswerten Bankberater oder Arzt, ein Gespräch mit einem Seelsorger oder einem Freund, ein selbst zubereitetes Essen oder ein selbst gebackenes Brot, einen selbst geschriebenen Text oder mit Freunden geschauten Film, all das kann das Internet nicht HACKEN. Ich sehe das Internet immer noch positiv für das, was es Gutes kann, das Leben erleichtern und gute Dinge ermöglichen, die bisher undenkbar schwer waren. Zum Beispiel Zugang zu Bildung für Arme via youtube-Erklärvideos. 



09.09.2016 Excel ist veraltet -- oh Schreck, dabei arbeite ich damit und bin froh daran! 
Die SZ meldet heute, dass die Maschinenbaukonzerne wie GE ihre Abläufe immer mehr digitalisieren und sich nun beschweren, dass die Versicherungskonzerne, bei denen sie ihre Maschinen und Anlagen versichern, dies nicht tun! Bis Anträge bearbeitet würden, dies dauerte sogar immer länger! Papierbescheide und auf Papier einzusendende Anträge verweigerten sie schon länger. Das ginge zwar online. Aber die Versicherungen arbeiteten immer noch mit handgemachten Excel-Tabellen ! Und bei der manuellen Verarbeitung von Abläufen kämen viele unnötigen Fehler vor ! Der Journalist stellt dann fest, dass es zwei große Internet-Konzerne gebe, die nun auch auf den Markt drängten und die altmodischen Versicherungskonzerne wie Allianz ablösen könnten, wenn die sich nicht schnell weiter entwickelten. Ich denke als Laie, gemeint ist, dass man statt mit Excel-Tabellen mit Plattformen-Software arbeitet, die zum Beispiel als eine dieser "Apps" auf jedem beliebigen Smartphone von überall her ohne großen Aufwand ansteuerbar ist. Also da ist nur ein Knopf zum Drücken, mehr nicht. Ähnliches erlebt man ja bei seiner Hausbank. Langsam, langsam merken auch die, dass Internet-Banking am heimischen PC per Homepage so umgestellt werden muss, dass Kontoauszüge, Überweisungen, Zahlungen am Automat alles von einer Smartphone-Applikation aus gesteuert werden kann. Das geht für mich nicht mehr jungen Menschen alles sehr rasend. Ich dachte noch, Online-Banking sei modern! Von wegen!
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30.08.2016
Mark Zuckerberg ein mittelalterlicher Monopolist (Cosimo de Medici mit Alaun-Monopol)?
-- Professorenzwist an der City University New York, Europäer die ewigen Pessimisten?


Digitalisierung wirtschaftsgeschichtlich verglichen mit dem Feudalismus des Mittelalters! Ein Genuss! Aus einem Digital-Begeisterten zu einem enttäuschten Netz-Kritiker geworden ist Medientheoretiker und Professor an der City Univ. New York Douglas Rushkoff, der in der SZ vom 16.08. ein Interview gab über sein neuestes Buch "Throwing Rocks At The Google Bus". Er ähnele dabei, so schreibt Adrian Kreye, dem Friedenspreisträger Jaron Lanier und dem Informatiker David Gelernter. Rushkoffs erstes Buch "Cyberia", vom Verlag 1992 abgelehnt, weil das Internet eine vorübergehende Mode sei, erschien zwei Jahre später doch und sei zur Bibel des Cyber-Punk geworden. Heute kritisiert Rushkoff die Monopolisierung der Giganten, denen es nur noch auf Gewinnmaximierung ankomme zugunsten der Shareholder. Das wahrhaft Wertvolle und das echte Wachstumsmodell seien aber die zwischenmenschlichen Beziehungen, die das Internet befördern könne oder auch zerstören: "Deswegen auch der Untertitel des Buches: How growth became the enemy of prosperity. Im Unterschied zur Dotcom-Blase der Neunzigerjahre sei der neue Technologie-Boom eben nicht von Fortschritt und Entwicklung getrieben, sondern ausschließlich vom Wachstumszwang der Börsen. ... Rushkoff vergleicht die Mächtigen der digitalen Ökonomie mit den ... Adeligen des Mittelalters, die gegen den neuen Wohlstand der Handwerkerzünfte Monopole verfügten. Ganz ähnlich werde nun der Mittelstand von der digitalen Wirtschaft ökonomisch entmachtet." Witzig bei dem Interview ist, dass der Journalist Kreye schildert, wie plötzlich mittendrin der Professoren-Kollege von Rushkoff  vorbeilaufe, Jeff Jarvis seines Namens. Der sehe das Internet positiv: Zeitungen würden nun mal sterben, Google dagegen sei das Vorbild. Dass er, Rushkoff, mit einem europäischen Journalisten rede, sei ja klar, habe Jarvis gespottet. Europäer würden Pessimisten mögen!



​30.06.2016 Digitalisierung beim Staat: Bruder Jakob, schläfst Du noch? Hörst du nicht die Glocken? Neuestes Beispiel beim BAföG erklärt der Spiegel. 

22.06.2016 Klaus Klebers neuer ZDF-Film über das Silikon-Tal, von der Süddeutschen kürzlich besprochen und mir von einem wertgeschätzten VW-Ingenieurs- Freund empfohlen. Klaus Kleber verkörpere sehr gut die deutsche Skepsis der Digitalisierung gegenüber. Und anlässlich der heutigen VW-Hauptversammlung schreibt der Spiegel-Digitalisierungs-Papst Sascha Lobo auch sehr gut, warum Deutschland und damit VW sich so schwer tun. Auf dieser Hauptversammlung entschuldige sich, so spiegel.de, der Aufsichtsrats-Vorsitzende Pötsch für den Diesel-Skandal und verspreche, VW werde in Zukunft ein "Vorbild sein in Sachen Gesetzestreue." Wie fromm! Sascha Lobo aber spricht in seiner Kolumne vom "Deutschen Digitalisierungs-Dilemma", von "VW als Menetekel", vom deutschen Funktionierens-Wahn und Perfektionismus, der gerade jetzt "Gift" sei! Ein Lesegenuss und ein Genuss, in solch spannenden Zeiten zu leben. 

20.06.2016 Endlich mal ein politischer und sehr aktueller, aufrüttelnder Abischerz! Deutsche Schulen, wo bleibt die Digitalisierung? Deutscher Schlafmützen-Michel, wie lange schläfst Du noch? (Hierzu siehe auch unten den Eintrag vom 23. Mai 2015 über den Fotokopierer, den unausgeprochenen Mittelpunkt jeder Schule bis heute!) 

​http://www.spiegel.de/schulspiegel/abi/kirchseeon-abiturienten-bekleben-gymnasium-mit-papier-a-1098594.html
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15.06.2016 Meiner Überzeugung nach ist alles, was mit Schrift, Aufzeichnung, Dokumentation zu tun hat, kurz: mit "Medien", ein zentraler Einsatzort für die Digitalisierung. Ob das nun die Akten einer Verwaltung sind (man denke an die Tontäfelchen-Archive und Hieroglyphen-Schriften der Bürokratien der Alten Hochkulturen!) oder die Bücher, die fast schon synonym für "Schule" stehen, oder überhaupt Literatur, Film, Theater, Bildung etc., es wird spannende Umbrüche geben! (Vergleiche die unabsehbaren Folgen, die die Erfindung des Buchdrucks hatte.) Und wir erleben es mit! Allerdings ist die deutsche Bürokratie im internationalen Vergleich mal wieder verspätet. Nicht umsonst trägt der deutsche Michel auf allen Karikaturen seit 200 Jahren die Schlafmütze. Wir Deutschen sind ja auch bekannt, gegenüber Neuerungen kritisch zu sein. Gerade auch beim Digitalen (Neu-Erfindung des Buchdrucks, vorgestern Thema in Klasse 10 Geschichte) sehen wir die Gefahren besonders stark, üben Kritik, und im Zweifelsfall warten wir lieber ab und probieren etwas mal (noch) nicht aus. Ich kenn das von mir selber. Im E-Government-Survey ist Deutschland soeben von Platz 17 auf 21 gerutscht. Im Ranking der EU-Kommission steht Deutschland in Sachen moderner Verwaltung auf dem 19. Platz. Österreich ist Deutschland zehn Jahre voraus. Leuchtendes Vorbild ist aber Estland. (SZ von heute.) Bei einem kurzen Schulaustausch mit Italien vor Jahren sah ich an einigen Stellen, warum die uns hier voraus sind. Zu den Kosten: Momentan geben deutsche Behörden 13 Mrd. Euro pro Jahr für IT-Systeme aus. Eine Digitalisierung der wichtigsten Verwaltungsbereiche innerhalb von fünf Jahren kostete aber nur 1,7 Mrd. Haupthindernis bisher: Bürger und Verwaltungsmitarbeiter erkennen den Nutzen nicht und finden Veränderungen nicht gut, und vor allem: Bund, Länder und Gemeinden arbeiten nicht zusammen. Jeder entscheidet am Ort selber, was er macht oder nicht. Typisch rückständiges, deutsches Beispiel: Das BAFöG "läuft derzeit über drei unterschiedliche Systeme", typisch fortschrittliches, österreichisches Beispiel: Dort gibt es das antragslose, automatisierte Verfahren beim Kindergeld. 

15.06.2016 Zur Digitalisierung der Gerichte, so schrieb kürzlich swr.de, gebe es ein Pilotprojekt in Mannheim. Was denn der Vorteil davon sei, digitale Gerichtsakten zu haben: 1. Mehrere Bearbeiter können die Akten gleichzeitg bearbeiten, langwierige "Umläufe" durch die Behörden-Korridore und -Büros fielen weg, 2. die Akten können nicht mehr verloren gehen, so gaben die Verantwortlichen zu Protokoll. Recht haben sie. 

07.06.2016. Heute ein Interview in der SZ über die Digitalisierung im Gesundheitswesen mit dem philips-Manager Peter Vullinghs. Alles, was er über das deutsche Gesundheitssystem sagt, trifft m.E. auch auf das deutsche Bildungssystem zu. "Das deutsche Gesundheitssystem ist aber wie eine Burg, die von Kassen, Ärzten und Krankenhäusern gehalten wird. Glauben Sie, dass Sie diese Burg mit Ihren Produkten erstürmen können? Sie war bislang sehr standhaft gegen die Digitalisierung.
Das wird nicht einfach werden. Es gibt viele Interessengruppen, die Sie überzeugen müssen. Ich erwarte nicht, dass wir schon im nächsten Jahr ein riesiges Geschäft mit den Kassen machen. Aber das ist unsere Zukunft. Wir haben damit die Möglichkeit, das Gesundheitssystem billiger und vor allem besser zu machen."
"Verstehen Sie als Holländer die deutschen Sorgen beim Datenschutz?
Es ist ein großes Thema und wir müssen sehr vorsichtig sein. Datenschutz wird aber manchmal als Alibi missbraucht, um nichts zu verändern.
Wie erklären Sie sich das?
Die Digitalisierung wird natürlich für ein bislang nicht gekanntes Ausmaß an Transparenz sorgen. Das ist vielen Anbietern im Gesundheitssystem nicht recht."

​http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/montagsinterview-datenschutz-wird-auch-als-alibi-missbraucht-1.3020588

Wie Transparenz bewusst verhindert wird im deutschen Bildungswesen schildern sehr sachlich und zurückhaltend, dafür umso eindringlicher zwei Professoren unter 
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/forum-voneinander-lernen-1.3010016

Siehe dazu meinen Beitrag hier unter "Alltag --> Politik" vom 01.06.2016!


08.06.2016 Zur Veranschaulichung des Sachverhaltes Digitalisierung und Transparenz und der volkswirtschaftlich enorme Nutzen: Die Barmer Ersatzkasse kann dank Digitalisierung praktisch mit einem Knopfdruck feststellen, dass in der Umgebung von Würzburg zweieinhalb-mal mehr Ritalin verschrieben wird als im Durchschnitt Deutschlands, das allbekannte Mittel gegen ADHS. (Aus der heutigen SZ.) Das ermöglicht die Kontrolle und erhärtet den gar nicht so neuen Zusammenhang zwischen Arztdichte und Krankheiten: In der genannten Gegend gebe es besonders viele auf dieses Gebiet Jugend-Neurologie spezialisierte Ärzte. Ebenso biete die dortige medizinische Fakultät diese Fachrichtung an. Es ergebe sich also, dass die hohe Ritalin-Gabe in dem Landstrich zum Teil wohl nichts mit medizinischer Notwendigkeit zu tun habe, sondern damit, dass es viel Aufmerksamkeit für ADHS gebe und vielleicht auch zu viel Besorgnis und zu viel medikamentöse Therapie. Also kann man gegensteuern. Ohne diese Datengrundlage würde man ewig streiten und Wahlen abwarten, lavieren und tricksen, festgefügte Glaubensmantras abspulen, Vermutungen und Weltbilder als Fakten verkaufen, es würde im Nebel eine Schlammschlacht erfolgen darüber, ob man nun zu viel oder noch zu wenig Ritalin verschreibe, ob man alles nur verhaltenstherapeutisch lösen sollte und das "Teufelszeug" weglassen, oder einen gemischten Ansatz verfolgen solle etc. Wenn sich also in Würzburg bei einer Podiumsdiskussion zum Beispiel Kinderärzte, betroffene Eltern und ein Vertreter der Krankenkassen wegen Ritalin in die Haare bekämen, könnte man beruhigend mit diesen Daten kommen und sagen, die Richtung in Würzburg muss auf jeden Fall nach unten gehen, während es in einer anderen Gegend aufgrund der Daten ganz anders aussehen kann.
Aus dem Bildungswesen kennen wir nun ebenfalls genau dieses Phänomen der großen Diskussionen. Es gibt jedoch praktisch keine Datengrundlage. Die wenigen Messungen, die es gab, wie PISA, werden gerne in Zweifel gezogen oder, siehe oben, sogar vorhandene Daten von den Ministerien zurück gehalten. Zum Beispiel bei der Frage: mehr gemeinsames Lernen oder nicht? Da wird bei einer Podiumsdiskussion getrickst, es werden Ängste geschürt, der Teufel an die Wand gemalt, usw. Und das in einem System, wo alles mit Steuermitteln finanziert wird. Höchst unseriös und meiner Einsicht nach auch letztlich gegen Recht und Gesetz, wo es heißt, das Parlament übt mit seinem Budgetrecht die Kontrolle über die Verwendung der Steuergelder aus. Wie soll es das aber, wenn es keine rationale Grundlage hat. Es gibt also Endlos-Diskussionen ohne Ergebnis und Richtung, jeder geht gestärkt in seinen bisherigen Vermutungen heim.
Man könnte also, wenn das Bildungssystem digitalisiert wäre, fragen: Das Bundesland XY hat längeres gemeinsames Lernen eingeführt -- kann man, sagen wir, nach zehn Jahren einen positiven Effekt feststellen? Haben jetzt mehr Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern das Abitur? Oder weniger? Oder gleich viele? Und wie ist es im Bundesland YZ, das weniger gemeinsames Lernen hat? Lassen sich da andere Zahlen feststellen?
​Das würde manche Diskussion ersparen, die an Herumstochern im Nebel erinnert. Und vor allem viel Steuergeld könnte effektiver eingesetzt werden. Es wäre überhaupt erst ein Kosten-Nutzen-Rechnen möglich, was meiner Meinung nach bei Steuergeldern unerlässlich ist. 
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31.01.2016. Wünsche an die Digitalisierung aus meiner Schul-Welt: Leicht zugängliche, aber sichere Fächer in der Wolke, wo alle Lern-Dateien lagern, Filme, Tondokumente, Arbeitsblätter -- möglichst interaktiv --, Lehrbücher -- besser interaktive Lernplattformen, sortiert nach Fächern, Schuljahren, Themen. Mobile Endgeräte für jedermann, auf denen die Materialien überall jederzeit abgerufen und benutzt werden können. Plattformen, wo die Tafelbilder, Aufschriebe gesammelt werden aus jeder Unterrichtsstunde. Software, die alle Gesichter von gefilmten und fotografierten Schüler(inne)n verpixelt. Jeder Betrachter kann sein Gesicht mit dieser Software per Gesichtserkennung in allen Schul-Veröffentlichungen suchen und per Knopfdruck entscheiden, ob sein Gesicht verpixelt bleiben oder sichtbar gemacht werden soll. Film- und Foto-Bearbeitungs-Software für Unterrichtszwecke. Und -- was ich letzte Woche bei einem "Early-Adopter"-Achtklässler sah: Auf die Scheibe / den Bildschirm der Endgeräte sollte mit Stift Handschrift geschrieben werden können wie in ein Schulheft, gezeichnet, digitale Papierschnipsel sollten heraus geschnitten werden können, verschoben, neu aufgeklebt, kreativ gestaltet! Dasselbe sollte möglich sein bei allen Text-, Ton-, Bild- oder Film-Dokumenten: Man sollte nicht nur in die Druckbuchstaben-Texte handschriftlich Unterstreichungen machen können und Ergänzungen, Zeichnungen etc., sondern dasselbe auch bei Bildern. Auch Ton- und Film-Dokumente sollten leicht angehalten werden können und mit Notizen versehen. So würde bald jedes Schülerheft individuell aussehen trotz Digitalisierung, und auch die persönliche Handschrift und die haptische Fähigkeit stünde im Gleichgewicht zu vorgefertigter digitaler Hochglanzwelt. Vielleicht könnte man so auch der Suchtwirkung von Bildschirmen (Prof. Spitzer) etwas entgegensetzen, der Überreitzung der Sinne, dem überbordenden passiven Komsumverhalten Einhalt gebieten. Nutzer von gut gemachten Computer-Spielen, Kenner von Edutainment-Software haben hier sicher noch viel mehr Ideen, die für die Schule ein großer Nutzen sein könnten. Ansätze in diese Richtung hat ja der "Flipped classroom", von dem berichtet wurde unter "Schule --> Aktuelles / Blog --> 17/1/2015".

„Zu den Stars des Datenjournalismus in den Vereinigten Staaten zählt Sarah Cohen. ‚Der größte Wandel im Investigativ-Journalismus kam mit der Xerox-Maschine, dem Kopierer,‘ sagt sie am Rande einer Fachkonferenz der Digitalisierungs-Initiative Münchner Kreis. ‚Dadurch konnte man Dokumente lesen, ohne das Original zu besitzen. Der zweite große Schritt kam dann, als man die Kisten mit den Kopien durch Computer-Dateien ersetzen konnte.‘

Nikolaus Piper am 23. Mai 2015 in der SZ

Dasselbe kann wohl auch von der Wissensvermittlung gesagt werden. Die Xerox-Maschine ist bis heute (noch) der heimliche Mittelpunkt der Lehrertätigkeit. 

In der Zeitung am 13.1.2015: Lösen zeitsparende und praktische Plattformen wie facebook in den Firmen, die sich sowas intern leisten können, die E-Mails ab? Oder erlebt die E-Mail eine Renaissance?
Sommer 1014:
Wie geht es beim Spiegel weiter, wo Online-Redaktion und Print-Redaktion zusammen gelegt werden sollen und angeblich (SZ) ein Streit tobt? 
Was macht der Springer-Konzern, der ganz auf digital setzt?
Wie geht es der New York Times, wo es nicht mehr alles umsonst gibt auf der Internet-Seite? 
--> Leben wir in einer Medien-Revolution? Ist ein Ende absehbar? 

Macht der Taxi-Dienst Uber das Taxi-Gewerbe kaputt? 
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/sascha-lobo-sharing-economy-wie-bei-uber-ist-plattform-kapitalismus-a-989584.html -- Netz-Groß-Rezensent Sascha Lobo, erschienen am 3.9.2014, mit einem sehr ausgewogenen Urteil am Schluss: "Die erste politische Maßnahme müsste daher sein, die digitalen Verflüssigungen zwischen Festanstellung, freiberuflichem Schaffen und Hobbyarbeit weder sozialistisch-gewerkschaftlich totzuregulieren noch thatcheresk-neoliberal allein in die Hände von Radikalkapitalisten zu legen. Das bisherige, netz- und sozialpolitische Regierungs-Oeuvre der letzten fünfzehn Jahre macht großen Mut, dass dieses Unterfangen royalschnafte mit Sternchen gelingen wird!" Den schnaften Schluss hab ich nicht ganz verstanden, aber es scheint ironisch zu sein. 
Macht Amazon die Buchhandlungen kaputt? 
Können die Erledigungen und Begegnungen im Netz konstruktiv genutzt werden zu mehr echten Begegnungen und Erledigungen? 
Stichwort: Begegnung, Bewegung und Musik machen ein gutes Leben aus (Prof. J. Bauer, Hirnforscher Freiburg). Schadet das Netz dem oder kann es dies unterstützen? Wie? 
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