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P O L I T I K

Am 27.12.2020 schrieb ich zur (Schul-)Politik Folgendes. Also mitten in der Pandemie.

​Was ich im letzten Rundbrief im Dez 2019 (siehe rechts bzw. unten) geschrieben hab: „Öffentliche Daseinsvorsorge steht vor dem Systemkollaps“, dies trat nun 2020 ein. Durch die Pandemie ist dieser ein Jahr alte Kassandra-Ruf aus „Welt.de“ im Schulwesen im Frühjahr einigermaßen eingetroffen. Auch die Gesundheitsämter (die speziell hatte niemand vorhergesehen, nur die Verwaltung im Allgemeinen) oder bspw. die Veterinärämter gegenüber der Fleischindustrie haben ihre Machtlosigkeit und nicht hilfreichen Verbandelungen offenbart. Das Virus legte und legt dies schonungslos offen, was seit Jahren schön geredet oder ganz in Abrede gestellt wird an Mittelmaß und veralteten Strukturen. Denn die Faxgeräte in den Gesundheitsämtern (und ich sag nicht, wo die sonst auch noch alles stehen) sind sicher nicht billig, vor allem aber sehr personalintensiv für den Steuerzahler. Was andere als Hiobsbotschaften empfunden haben mögen, z.B. „ab einer Inzidenz von 50 können die Gesundheitsämter auch mit noch so vielen Soldaten an den Telefonen das Pandemiegeschehen nicht mehr kontrollieren“, das war für mich Genugtuung, denn wer offen für das Neue war, wusste schon seit ca. 20 Jahren, dass mit Fax und Telefon, mit Stift und Papier eine moderne Verwaltung nicht möglich ist. Das wurde aber vertagt und bestritten. Endlich ist die Zeit gekommen, dass man durch Schmerz lernt, was man durch Einsicht nicht lernen wollte! Nur ist es kurzfristig jetzt zu spät! Für die aktuelle Krise hilft die Einsicht erstmal nicht. (Ihr seht, ich bin eine alter Oberlehrer ...) Ich hoffe zwar auch wie wir alle, dass ich nicht krank werde, und ich bin auch bedroht wie wir alle, und ich weiß auch nicht, was am Montag, 11. Januar, sein wird, und ich will auch nicht schadenfroh klingen oder in der Haut der Entscheider stecken, und meine Kritik meint auch nicht die Verwaltung in Bausch und Bogen, sondern nur den Teil, der die Medien-Revolution betrifft, jedoch hoffe ich, dass Ihr meine Freude bei allen Wehen über die Geburt einer neuen Zeit auch bei uns im Staatsdienst verstehen könnt.
Unser Lehrerberuf stand nun trotz allem katastrophalem Herum-Ge-E-Maile von mehr oder weniger zusammen-improvisierten Lernplänen auf Privatgeräten, mit Privat-Anschlüssen und Privat-Software, stand dennoch als systemrelevant da und Schule als absolut unerlässlich. So unerlässlich beim momentanen technischen Tiefstand, dass sie entgegen aller vorherigen Ankündigungen nun im Herbst auch bei der Inzidenz von 50 einfach insgesamt offen gelassen wurden. Auch die angekündigte absolute Obergrenze von 200 wurde stillschweigend ad acta gelegt. Bis es dann ja eine Woche vor Weihnachten, und bei uns im Virus-Brennpunkt Pforzheim sogar noch drei Tage vorher, gar nicht mehr ging, und man doch zuschloss und auf den 11. Januar vertröstet. In der Position der Vorgesetzten möchte man da nicht sein. Den Hauptschmerz trugen die Eltern im Frühjahr. Ich triumphierte ein wenig mit meiner seit Jahren betriebenen Schüler-Eltern-„ebiblog“-Plattform. Was ich mir nicht hätte vorstellen können, wie man die geschlossenen Schulen wieder hochfahren soll: Ab Ostern kamen die Oberstufen-Klassen auf zwei Räume verteilt, einer mit Lehrer, einer ohne Lehrer. Denn Lehrerüberschuss gibt es auch nicht gerade. Und das Versorgen der anderen Klassen von zuhause aus mit Material und verschriftlichten Stundenabläufen war aufwendig, da völlig unbekannt. Auch in der Lehrerbildung war das Thema kaum angekommen. (Obwohl es eigentlich alle seit 20 Jahren wissen und ein Blick in unsere Nachbarländer gereicht hätte. Aber ich wiederhole mich seit Jahren, auch auf ebiblog.) Allerdings war die Benotung im Frühjahr ausgesetzt, was natürlich verheerend wirkte. Während meine Arbeitszeit nicht herunter ging, nahmen etwa im Schnitt nur 20% der Kinder die Angebote wahr. Schule ohne Schulpflicht. (Ich messe ja nun das sechste Jahr mein Arbeitszeit, und kann Schulwoche für Schulwoche vergleichen mit den Vorjahren.) Obwohl empfohlen, wurde von vielen Seiten nicht am Stundenplan festgehalten. Und man muss die Eltern verstehen: Wie soll man einen Pubertierenden aus dem Bett kriegen, wenn keine Schule stattfindet? Dass aber ein Lernbeginn um 10 oder 11 Uhr morgens (was schon eine Leistung ist im häuslichen Umfeld), wo im normalen Schulalltag bereits vier Stunden abgearbeitet sind!, nicht zum Erfolg führen kann bzw. zu Wochenend- und Nachtarbeit zwangsweise führen muss, wenn man es ernst nimmt, das ist auch nicht abzustreiten.
Unsere intelligente, bewundernswerte Schulleitung agierte besonnen: Ab Pfingsten wurden bei dem wenigen Platz, den unsere Gänge und Klassenzimmer bieten, die Klassen gedrittelt. Ich versuchte, per Smartphone und Tablet, teilweise per Schul-PC die zuhause Sitzenden ein wenig zuzuschalten. Es gelang erstaunlich gut dafür, dass es mit Privat-SIM-Karten meistens und -Geräten und ohne gute Mikros oder Lautsprecher improvisiert wurde. Ob es im Januar wieder so weit sein wird?
Im Frühjahr reinigten wir viel die Oberflächen. Ich bewunderte, dass die Stadt es schaffte, Desinfektionsmittel, Seife, genügend Papierhandtücher ab Pfingsten in alle Klassenzimmer zu bringen. Und für die 1000-Schüler-Schule gab und gibt es tagsüber zwei Frauen, die unentwegt Geländer und Türgriffe wischten. Einen solchen Sachaufwand hab ich im Schulwesen in 20 Jahren nicht erlebt. Auch glänzten die Linoleum-Böden erstmals wie im Krankenhaus.
Was für ein Jahr! Es tat sich erstmals spürbar etwas!! Seit den Sommerferien bekommen wir Lehrer ausreichend Mund-Nasen-Schutz! Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Nur war das Schulhaus sehr leer und ruhig!
Großartig für mich war, dass wir seit Pfingsten die Microsoft-Plattform „Teams“ bekamen (dank engagierter Kollegen). Erstmals in meinem Berufsleben konnte ich mit einer professionellen Software, die ich nicht selber bezahlt hatte, so durchstarten, wie ich es mir vorstelle seit Jahren. Ohne Kapazitätsmängel und Software-Zusammenbrüche wie bei den Plattformen, die die Kultusministerien anbieten (moodle, Lernsax, Mebis, Logineo, Lernraum Berlin …)! Mein „ebiblog“ ist vorerst überflüssig! Nie hätte ich mir das zu erträumen gewagt! (Allerdings ist zu erwarten, dass die Plattform wieder abgeschaltet wird und wir auf das — auch nicht schlechte — Moodle down-ge-„graded“ werden. Es ist vom australischen Staat bezahlt, bald 20 Jahre alt und kostet nichts.)  
Jetzt im Herbst hatte man ja gelernt, dass die Oberflächen das Virus nicht so sehr übertragen, sondern die Aerosole! Also wurde gelüftet. Aber die Klassen waren ganz normal da seit dem Sommer. Die Alltagsmasken fielen mir nach zwei Tagen nicht mehr auf. Es gab besondere Einbahnstraßen, nur bestimmte Klassen durften in die Pause auf abgegrenzte Bezirke. Einzelne Schüler oder Kollegen waren in Quarantäne. Ich versuche, den Unterricht auf der Software-Plattform „Teams“ so vorzubereiten, dass ich im Präsenzunterricht Teams an die Wand werfe und damit arbeite, dass aber bei Wechsel- oder Heimunterricht die Schüler genauso damit arbeiten können am heimischen Bildschirm, bei den zahlreichen Armen eben am Smartphone. Diese Art, die Materialien anzuordnen und die Unterrichtssequenzen für jeden offen zu legen, ist zwar beim ersten Mal eine Umstellung und aufwändig, aber ich bin überzeugt, es ist die Zukunft in einem System, das sparen muss. Und es macht einfach unheimlich Spaß, die oft sinnlosen Aktionen im Klassenzimmer („wer hat das Arbeitsblatt nicht bekommen“, „wann genau schreiben wir die Arbeit?“, „welche Themen genau kommen dran?“, „Finn, könntest Du bitte reinkommen zum Unterricht?“) zu ersetzen durch Klarheit und Transparenz. Bürokratie- und Stress-Abbau durch kindgerechten, passgenauen Technik-Einsatz an der richtigen Stelle.
Der jetzt in der Pandemie-Not plötzlich so viel gelobte Präsenz-Unterricht ist nämlich seit Jahren in der Defensive:
In der Schule sind wir sehr viel beschäftigt mit Disziplinarmaßnahmen (die bei den schwereren Fällen auch zuhause noch einiges an Bürokratie nach sich ziehen), also dem mühsamen Herstellen einer Arbeitsatmosphäre, dann dem schnellen Wechseln von Räumen, Stockwerken und Gebäuden in den Pausen, dem Aufsichtführen, dem Herunter-und Herauffahren von Beamern, Rechnern, dem Auf- und Abschließen von Türen und Schränken, dem Eingeben der unterschiedlichsten Passwörter, dem Verkabeln von Geräten, dem Auflesen von Müll, dem Hinschieben der Schultische etc. Und das alles in großer Eile und Enge. Da war es ein Wohlgenuss, schön sauber in Ruhe am Schreibtisch zu sitzen und seine Schüler digital zu versorgen per Dateien, per Chat, ab und zu auch mit einer kurzen Videokonferenz. Die Arbeitszeit war dadurch nicht weniger, aber sie wurde wesentlich sinnvoller investiert in Abläufe, die ich in Zukunft brauchen werde und meinen Schülern sehr helfen werden bei dem ärmlichen Schulsystem, das wir der jungen Generation mit Lehrermangel und in 50% sanierungsbedürftigen Gebäuden anbieten. Denn das ist der hauptsächliche Sinn der Digitalisierung der Schulen: die Not zu lindern mit wenig Geld. Aber die Not wird hartnäckig bestritten. Und wenn sie einmal hervorbricht wie jetzt, dann heißt das noch lange nicht, dass die Digitalisierung als Hilfe verstanden wird. Im Gegenteil! Die Widerstände und Ängste sind vielschichtig und groß.

Vor allem ist es wie in jeder Revolution: Eine Umwälzung zieht eine weitere nach sich. Es ist in meinen Augen bereits jetzt abzusehen, dass die Digital-Milliarden erst einmal in den Sand gesetzt werden, weil die Rahmenbedingungen noch ganz fehlen wie technische Profi-Abteilungen in den Schulverwaltungen oder ein Leasing-Konzept für die Schul-Hard- und Software. Blauäugig werden jetzt einfach Dinge eingekauft ohne professionelles Planen, was mit den in drei Jahren veralteten Geräten passieren wird. Die Verwaltung insgesamt kämpft ja mit der Digitalisierung. Nach der Pandemie wird es wahrscheinlich einen großen Rückschlag geben für die Digitalisierung. Auch weitere Rückschläge sind zu erwarten, allein schon deshalb, weil es, wie ich als Laie lese, in Europa nicht genügend Fachleute für das Thema Meta-Daten gibt (die Staumeldungen auf google-Maps setzen sich aus solchen fürs Allgemeinwohl sehr wichtigen Meta-Daten zusammen). Aus Mangel an Expertise wird es einen Kulturkampf geben (er tobt laut NZZ jetzt schon in den Kultusministerien). Ein Rückschlag könnte darin bestehen, dass nach einem Datenschutz-Unfall Metadaten grundsätzlich verboten werden (wir haben die Diskussion auch im Moment  bei „Teams“). Aber auch jeder von uns, der Auto fährt oder einen neueren Fernseher oder sonst ein Gerät nutzt, erzeugt ja massenhaft solche wertvollen Meta-Daten. Würde man die verbieten, dann wäre Europa weitere 20 Jahre von der technischen Entwicklung abgehängt. Ähnliche zeitliche Verzögerungen kennen wir ja von der Industriellen Revolution, die in Deutschland erst Jahrzehnte nach England ausbrach.
Den Vogel abgeschossen hat aber mein Berufsverband „Philologenverband BaWü“. Da schreibt ein höherer Funktionär allen Ernstes im Weihnachtsheft gegen die „Cloud“! Das wäre, als hätte 1950 einer gegen die Motorisierung geschrieben, weil es noch keine Kindersitze, Sicherheitsgurte und Airbags gab!! Allein dass solch ein Artikel abgedruckt wird, zeigt, wie segensreich die Pandemie auch sein kann, um solche Betonwände zu sprengen! Das alte System mit seinen verknöcherten Lehrerverbänden bricht allmählich zusammen! Mobile Geräte (für die Schüler zum Lernen enorm wichtig) ohne Cloud sind wie Autos ohne Räder. Aber diese Binsenweisheit ist in Deutschland Angst-besetzt und wird fast schon Verschwörungstheorie-artig negiert!
Da kann man den 16 deutschen Kultusministerien und den Mitarbeiterstäben der Datenschutzbeauftragten nur viel Spaß wünschen bei ihrer Don Quichotterie gegen Windmühlenflügel. Das Ausland lacht jetzt schon. Und das seit Jahren. Junge Lehrer, die ihr Berufsleben bei uns beginnen und in Klassenzimmern landeten, ausschließlich mit dem legendären Tageslichtprojektor ausgestattet, witzelten, bei ihnen beginne es jetzt mit der „De-Digitalisierung“! Am meisten Leid tun können einem die Schüler. Aber die erlebe ich als dynamisch und lebensfroh. Dennoch hätten die was Besseres verdient!
Wir im Virus-Brennpunkt hatten noch drei Tage Fernunterricht vor den vorgezogenen Weihnachtsferien, der ein wenig irrsinnigen Schulschließung für die Mittelstufenklassen: „Teams“ funktionierte tadellos. Da es jetzt „Noten gibt“, waren auch 95% der Schüler anwesend. Geht doch, wollte ich da rufen! Ein sehr interessanter Jahresabschluss im Beruf!
Man denkt unweigerlich an Ciceros „Staat“ (De re publica), wo er sich lustig macht übers Platons „Staat“. Der, auf Freiwilligkeit und Einsicht basierend und auf dem philosophisch „besten denkbaren“ Staat (Philosophen regieren), sei ein Luftschloss, weil der nie existiert hätte! So ist es mit unserer Ausstattung mit Dienstgeräten, Dienstsoftware und der Lernplattform BaWü „ELLA“: Bis jetzt gibt es sie nur in Ankündigungen! Sie muss sehr toll sein und herrlich. Auch das Kanzleramt versprach bisher zweimal in diesem Jahr bis Weihnachten Dienstgeräte für alle Lehrer. Weil es das nicht real gibt (nur sehr teilweise), braucht der Beweis über die Qualität und das Funktionieren nicht angetreten zu werden. Anders ist es in vielen andern Bundesländern. Da gibt es in Bayern zum Beispiel die Lernplattform Mebis oder in NRW Logineo. Beide brechen regelmäßig zusammen, wie man in Echtzeit auf facebook in der Lehrergruppe verfolgen kann. Aber Cicero würde sagen: Immerhin gibt es diese Plattformen in echt! Sie haben den Praxistest immerhin angetreten! Cicero war der real existierende römische Staat, der bereits viele hundert Jahre bestand, viel lieber als irgendwelche philosophischen Ankündigungen. Zu diesem Staat gehöre aber auch, nicht nur einen Punkt auf der Landkarte abzudecken wie eine griechische Polis, sondern ein Flächen-Weltreich zu beherrschen und „den Völkern“ Zivilisation zu bringen durch das römische Recht. Auf dieser Tradition baut ja auch die Schulpflicht aus der Aufklärungszeit auf. Freiwilligkeit und Einsicht sind das Grundprinzip der Pädagogik, hinter allem steht aber die Schulpflicht und das sich Einlassen auf die Noten und notfalls den Zwang. Die Pandemie rüttelt an diesen Grundfesten und zeigt erstaunliche Wirkungen. Wohl dem, der hier kein Kultusminister ist!
Noch weitere Peinlichkeiten für unseren Kultus-Sektor im Jahre 2020 für mich als Steuerzahler und Wähler bzw. weitere Lektionen aus der Pandemie: 
Wenn wir Lehrer Ferien haben und -- so wie meine Arbeitszeit-Messung ergibt -- dringend Überstunden abbauen sollten, dann wird z.B. die gesamte EDV gewartet oder eingerichtet. Oft, ich tippe zu 80%, vom Lebenspartner der Lehrerin. Wer keinen solchen Lebenspartner hat, steht im Kollegium, den Eltern gegenüber und in der Öffentlichkeit als Pechvogel da. Wie ja überhaupt der Kultus-Sektor auf erstaunliche Weise statt Win-Win-Synergien viele Pechvogel-Effekte erzeugt. Frau Eisenmann ist strategisch sehr ungünstig platziert als Spitzenkandidatin für die bevorstehende Wahl! Rechtzeitig vor der Pandemie versemmelten ihre Leute die digitale Bildungsplattform ELLA, die jetzt so nötig gewesen wäre (aber wohl bei dem Kostenansatz nie funktioniert hätte) – die Ministerin erfuhr als eine der letzten vom Scheitern (Frühjahr 2019). Im Dezember 2020 verteilte sie, ohne es zu wissen, qualitativ minderwertige Schutzmasken, die nicht mehr genehmigungsfähig wären; jetzt bricht ein Wutsturm über sie herein, weil sie damit vorprescht, die Schulen unabhängig von der Inzidenz zu öffnen. 
Das mit der Schul-IT Deutschlands, die zu 80% privat von Lebenspartnern bezahlt, eingerichtet und gewartet wird, sowie das, was von den Ministerien an Fehlleistungen nicht einmal wahr genommen wird (erst die Presse oder der Rechnungshof muss da anrücken, z.B.: www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.bildungsplattform-ella-die-fehler-und-versaeumnisse-machen-fassungslos.132dc071-7d12-4616-ba24-b52ab0d18de9.html#:~:text=Stuttgart%20%2D%20Die%20digitale%20Bildungsplattform%20%E2%80%9Eella,Das%20ist%20seit%20Monaten%20klar.), ist zwar peinlich für unseren Staat und unseren Bildungssektor, aber willkommen in der Transparenz und Ehrlichkeit.
Ebenso zeigte sich 2020, ein wie starkes Instrument der Stundenplan ist mit seinem unerbittlichen Gong bzw. Pausenklingel. (Eine Erfindung der Klöster, die es wohl vom Dienstplan der römischen Armee abgeschaut haben.) Besonders nachdenklich stimmte auch die Pandemie-Lektion, dass wir, wenn keine Schüler in der Schule sind, weder Schulgebäude brauchen noch Hard- und Software, noch Lehrer, noch Schulverwaltung, Berufsverbände oder Kultusministerium! All wir wichtigen Leute haben rein dienende Funktion. Die Schüler sind das Wichtigste. Sie werden aber am schnellsten aus dem Blick verloren. Das gilt zum Beispiel für Luftreinigungs-Geräte, für Reisekosten, Dienstgeräte etc. Auch da können einem die Leitenden nur Leid tun, welche Verantwortung sie tragen. Und man wünscht sich für 2021, dass mehr Zahlen und Fakten öffentlich werden und als Grundlage genommen werden für Gemeinwohl-orientierte Politik. Bevor noch mehr Populisten gewählt werden gegen „die da oben“.


Kam grad noch rein:
www.news4teachers.de/2020/12/gastkommentar-homeschooling-oder-praesenzpflicht-pragmatische-gegenvorschlaege/?fbclid=IwAR1HHDUq7gc46ZmhPlb4vh6yj31XNkevMETQWVHdR1BnQWffajvCx56FRF0
Die kluge Marina Weisband vielleicht ein wenig zu unpraktisch, aber man sieht die Dringlichkeit bei ihr und den Ernst der Lage. Dass ihre Piraten-Partei nicht durchstartete, rächt sich jetzt auch.

Am 26.12.2019 schrieb ich zur (Schul-) Politik Folgendes. Also kurz vor Ausbruch der Pandemie in Europa im Februar / März 2020.
​

Zum öffentlichen Dienst, in dem wir arbeiten: Wir haben viele sehr nette Schüler und die Zeit rast dahin mit höchst notwendigen und erfüllenden Tätigkeiten. Alles findet in Fließband-Arbeit und immer in Eile statt. Und dennoch gäbe es so viele notwendige Gespräche und Aufgaben, die dringend auch noch angegangen werden müssten! (Die bettelnden Schüler und Schulleitung tun einem so leid! Letztes Schuljahr waren das bei mir zum Beispiel die Erstellung eines Abitur-Aufgaben-Vorschlages sowie die Erstellung und Durchführung einer Probe-Versetzungs-Prüfung! Beides extrem wichtige Aufgaben, wo es an allem mangelt und kaum Ressourcen vorhanden sind.) Die Digitalisierung erleichtert sehr Vieles, zum Beispiel bei der Notenverwaltung oder bei der Betreuung der Schüler, wenn sie Referate halten (ich hab jetzt 32 sog. GFS-Referate gehabt seit den Sommerferien). Materialien lassen sich unendlich viel leichter austauschen und archivieren, Fragen beantworten, Termine, Räume etc. organisieren. Leider ist fast alles privat bezahlt und zusammen gebastelt, zum Großteil in den Ferien. Aus allerlei Bürokratie- und Mentalitäts-Gründen kann der Arbeitgeber nur im Schneckentempo unterstützen. Zum bedenklichen Zustand des öffentlichen Dienstes hat sich der Beamtenbund geäußert, wie die WELT berichtet hat (siehe folgender Kasten).
​
„WELT“: Öffentlicher Dienst – wir steuern auf einen Systemkollaps zu.
ttps://www.welt.de/politik/deutschland/plus204576010/Oeffentlicher-Dienst-Wir-steuern-auf-einen-Systemkollaps-zu.html (heute Morgen noch nicht hinter der Bezahlschranke), hier nochmal kostenlos:
ttps://www.focus.de/politik/deutschland/ausstattung-an-schulen-gerichte-kitas-wir-steuern-auf-einen-systemkollaps-zu-beamtenbund-schlaegt-alarm_id_11494961.html

„FAZ“: Von der Uni in den Burnout: Warum junge Lehrer scheitern. https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/von-der-uni-in-den-burnout-warum-junge-lehrer-scheitern-16512510.html

Vor allem der zweite Abschnitt des „Welt“-Artikels ist interessant, wo es nicht geht um „wir brauchen mehr Ressourcen“ (erster Abschnitt), sondern darum, wie man die vorhandenen Ressourcen effektiver einsetzen kann, weniger nach Lobbyismus und Ideologie, sondern nach transparenten Zahlen und Fakten. Daran mangelt es allenthalben. Und: Die Ministerien seien weitgehend Juristen-Monokulturen, die Schulen Lehrer-Monokulturen. Dabei gehört die Zukunft den multi-professionellen Institutionen. Schulen brauchen weniger Lehrer, aber mehr gelernte Gebäude- und Personal-Manager, Statistiker, Buchhalter, mehr IT-Fachleute, Sozialarbeiter, Förderschul-Lehrer, kostengünstige Betreuer, die einfach da sind; Erlebnis-Pädagogen erweisen sich bei Schullandheim-Aufenthalten als die beste Medizin für die heutigen Kinder. Ein Kabarettist („Sträters Männerhaushalt“) hat es ja so lustig zusammengefasst: Neben Fridays for Future sollen die Schüler montags gleich nochmal schwänzen für Mondays for Monteure, damit die Schulen mal repariert werden. Dass es multi-professionelle Schulen braucht, haben alle erkannt, aber getan hat sich praktisch nichts. Diese Zustände im öffentlichen Dienst führen aber direkt dazu, dass die Bürger aggressiv werden und einfache Antworten suchen und finden: „Die Flüchtlinge sind schuld“, hört man, „die Politiker sind schuld“, „die Rechten / Linken sind schuld“ oder „Merkel ist schuld“. Der Grund, dass in Italien, in England, in Frankreich, in Polen, in Ungarn, in den USA, in Brasilien, in Russland, in der Türkei Leute gewählt werden, die anscheinend Heilsbringer sind, in Wirklichkeit vielleicht aber eher Clowns, liegt, denke ich oft, an mangelnder Sachpolitik zugunsten das Allgemeinwohls und an zu viel Lobby-Politik zugunsten von Branchen, die man aus ideologischen Gründen für förderungswürdig hielt. Nehmen wir allein die öffentlichen Schwimmbäder als Beispiel für das Allgemeinwohl: Ihr Zustand ist Wahlkampfhilfe für radikale Parteien in ganz Europa. Die Politiker selber schwimmen ja woanders.
Und was den Lehrer-Nachwuchs angeht, brachte die FAZ einen in meinen Augen aufschlussreichen Artikel (auch er leider hinter der Bezahl-Schranke, aber bereits die sichtbaren ersten paar Zeilen sagen alles; siehe Kasten). Auch hier geht es um die hehren Ziele (letztlich ideologisch), die der Praxis nicht standhalten. Zahlen und Fakten aber würden eine Einordnung in der Mitte ermöglichen. Einem jungen Lehrer müsste vorgerechnet werden: so viele Minuten hast du für die Vorbereitung einer Stunde (ich denke, es käme so raus auf 10 Min), und das sind deine Ressourcen (Stift und Papier, selber bezahlt). Wie wohltuend wäre diese Ehrlichkeit! Und wie viele Radikalen-Wähler würde das zur Sachpolitik zurück bringen!
Dennoch geht es vorwärts und im „Welt“-Artikel verteidigt ein Kommunalpolitker aus München (ausgerechnet aus dem reichen München!) die öffentliche Daseinsvorsorge, die noch lange nicht kollabiere! (Auch das Mobilfunknetz sei inzwischen in Deutschland besser als sein Ruf, lese ich.) Wir haben viele tüchtige Junglehrer, ein erträgliches Schulgebäude, tüchtige Abteilungsleiter und Schulleiter. Ich als älterer Kollege werde bei vielen Mega-Aufgaben schon gar nicht mehr gefragt. Worüber ich sehr froh bin. Mein 41-Wochenstunden-Arbeitszeitkonto ist übers Jahr gerechnet voll bis zum Anschlag, gefüllt durch viele Wochenend-, Abend- und extrem fordernde Klassenzimmerschichten, durch viel Arbeit in den Ferien. Aber wie gesagt: Es gibt 1000 weitere, dringende Erwartungen an uns. Wir hätten doch Zeit, dies und das sei gesellschaftlich so wichtig! Hier ein Anruf bei vielen Familien, wo es schwerste Probleme gibt, wäre so nötig, dass man den vielen Tränen und dem Leid nachgeht. Oder dort, diese und jene Fortbildung (beginnen normalerweise so, dass das Mittagessen ausfällt), unverzichtbar! Differenzierung! Inklusion! Oder Exkursionen, die Höhepunkte des Schullebens, unverzichtbar (es reicht, eine beliebige Schul-Internet-Seite zu öffnen, um das überdeutlich zu sehen)! Oder Pausenaufsichten und Mithilfe bei der SMV, sollte mal viel ernster genommen werden! Diese faulen Kollegen alle! Leider müssen die Eltern-Gelder für Fahrten (genauso wie die dienstlichen Daten und Dokumente) fast immer auf Privatkonten verwaltet werden; und auch bei den Dienst-Reisekosten müssen die deutschen Kultusbehörden regelmäßig von höchsten Gerichten verurteilt werden (denn diese Behörden wehren sich dagegen den ganzen Instanzen-Weg hoch!!), die Rechtsvorschriften trotz klammer Kassen und unklarer Zuständigkeiten und Abläufe einzuhalten. Weil Lehrer – so wie ich – meistens soziale Aufsteiger sind, trauen sie sich seltenst, sich zu wehren; die Berufsverbände blockieren sich immer noch  gegenseitig in Rechts-links-Grabenkämpfen der 1970er Jahre. Aber die Last letztlich tragen eines mäßigen Bildungssystems, das müssen die Schüler. Und das schadet dem Land langfristig. Ich hoffe nach wie vor auf fitte Minister. Kultusminister Tonne (SPD) in Niedersachsen hat z.B. das Arbeitszeitthema sachlich begriffen und ernst genommen (jetzt müssen noch ein paar Taten mehr folgen). In NRW gibt es eine FDP-Schulministerin Gebauer, die aber bereits Schwächen gezeigt hat, dennoch hoffe ich weiter. Leute wie KMK-Vorsitzender Lorz (Kultusminister Hessen) sind in meinen Augen reine Lobby-Freunde und Karrieristen, die das Schulthema im alten Stil schön reden (Feigenblatt-Politik) und meinen, damit auch im 21. Jahrhundert durchzukommen (nichts gegen den honorigen Mann persönlich, immer noch besser als viele andere). In BaWü will ja die Kultusministerin Eisenmann gegen Kretschmann antreten. Was ich da an Sachpolitik mehrfach erlebt habe (Presse berichtete ja über ELLA-Überraschungs-Scheitern und vertuschter bgv/wgv-Skandal: Lehrer stillschweigend aus Lobby-Gründen jahrelang als Versicherungsvertreter missbraucht, Praktikanten bekommen keinen Mindestlohn, im Sommer wieder 9000 Lehrer aus Spargründen entlassen, dabei herrscht Lehrermangel!!), macht keinerlei Hoffnung für uns Wähler. Dabei ist sie schon eine, die als modern und un-ideologisch, also pragmatisch gilt! Für mich steht im Raum, dass – geht es so weiter – wir, in Ostdeutschland angefangen, nach und nach AfD-Kultusminister bekommen werden (oder eben grüne). Andere europäische Länder machen es vor. Den Schülern helfen wird das nichts. Satire ist angesagt!
Etwas Schönes zum Schluss: Eine Schülerin war jetzt ein Jahr in den USA und ermutigte mich, den Unterricht ganz auf Beamer umzustellen wie in ihrer amerikanischen Schule. Mehrere andere Oberstufenschüler zeigten mir ihre Tablets, auf die sie in Handschrift drauf schreiben, z.T. schon seit Jahren, und machten mir Mut. Ich kaufte mir endlich einen Beamer / Projektor in den Herbstferien (mein Studienkollege – inzwischen schon ewig Schulleiter (leider hab ich den Kontakt verloren) – sowie ein weiterer Bekannter, Berufsschullehrer, sind mir da teils Jahrzehnte voraus), hat sich sehr bewährt, klein, leicht, LED-Licht, wartungsarm, sehr gute Lautsprecher zum Abspielen z.B. von immer mehr aufkommenden Erklärvideos (siehe „Rezo“!) oder zum Abspielen von Revolutionsliedern oder Nazi-Liedern („Unsere Fahne flattert uns voran“ – Hymne der HJ), aber auch von lateinischen Weihnachtsliedern zum Mitsingen „Adeste, fideles!“ So viele Familien haben glanzvolle Kinder! Was für ein schöner Beruf! Man investiert hier an der richtigen Stelle und würde gerne noch viel mehr investieren anstatt an anderen, unnötigeren Stellen.  

14.02.2020
"Difficĭle est, satĭram non scribĕre, (lat.), Ausspruch Juvenals (»Satiren« I, 30): schwer ist es, keine Satire zu schreiben (über einen in Rede stehenden Vorfall)." Gemeinschaftsschulen haben nicht genug Geld zum Leben und nicht genug zum Sterben. Die Idee einer Gemeinschaftsschule macht sich nach einigen Jahren bezahlt, aber es fehlt schon an der grundlegendsten Ausstattung mit Ressourcen, was aus ideologischer Verblendung schön geredet wird -- Hauptsache Gemeinschaftsschule (genau so wie der Philologenverband in Vielem unfassbar blind ist -- Hauptsache z.B. das Gymnasium bekam seinen eigenen Bildungsplan, alles andere wird da ausgeblendet). Um ehrlich zu sein: Es wird mehr oder weniger draußen ein Schild angeschraubt "Gemeinschaftsschule", drinnen geht es in Mini-Schrittchen. Aus vier verschiedenen Lehrerberichten aus vier veschiedenen Landesteilen bekam ich das persönlich glaubhaft bezeugt! Es ist ähnlich wie mit der Inklusion in NRW. Dadurch wurde ja Kultusministerin Löhrmann (Grüne) aus dem Amt gewählt (und dadurch kam Laschet ans Ruder). Ein Schülervater wurde damals so zitiert: Inklusion in NRW ist so wie eine Autofahrt von Aachen nach Köln, gut 80 km: Es wird gesagt, wir haben zwar nur Sprit für 10 km im Tank, aber fahrt schon mal los! Genauso ist es mit den Gemeinschaftsschulen in BaWü. Halt mal wieder wie im Andersen-Märchen vom Kaiser mit den neuen Kleidern. Alle reden davon, in diesem Fall hier der Philologen-Verband und die Orts-Bürgermeister, über diese neuen Kleider "Gemeinschaftsschule". Alle Erwachsenen, sowohl der Hofstaat (hier die Kultusministeriums-Vertreter, die die Gemeinschaftsschulen aufbauen) sowie die Öffentlichkeit, die des Kaisers neue Kleider bei dessen Prozession durch die Stadt bewundert und nicht missen möchte (hier die örtlichen Bürgermeister, die durch die Gemeinschaftsschulen den Schulstandort sichern können), alle reden über die Gemeinschaftsschulen, auch die Kritiker (Philologen-Verband). Aber wo ist das Kind, das plötzlich ruft im Märchen, der hat doch gar nichts an!? Kindermund tut Wahrheit kund. Weil es im Schulwesen an Standards mangelt, an Zahlen und Fakten, aber an Ideologie Überfluss herrscht (Gemeinschaftsschulen sind des Teufels oder sind das Heil bzw. Allheilmittel, jeder meint es ganz genau zu wissen und kickt ein wenig mit auf der ideologischen Spielwiese). Viel Spaß beim Ideologie-Kick. Wichtig wären die Kinder.
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/Offener-Brief-im-Landkreis-Karlsruhe-Buergermeister-verteidigen-Gemeinschaftsschulen,buergermeister-verteidigen-gemeinschaftsschulen-100.html?fbclid=IwAR3aShWwnKnWtTvGE0uoGnwi3Wx5zM8HQxfw_mXi7L-TaOqKYKaS_EiNmWY
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23.12.2019
Zu Weihnachten hier anschauliche Beispiele für Sach-orientierte Politik anstelle von Ideologie! Sehr ausgewogen und klug formuliert. 
https://www.focus.de/politik/deutschland/gastkommentar-von-hugo-mueller-vogg-nicht-den-weltuntergangs-propheten-folgen-was-ich-mir-fuer-unser-land-wuensche_id_11488778.html 

17.10.2019
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/deutsche-bank-und-china-wo-die-korruption-bis-heute-lauert-16434688.html
Stand in Sachen Korruption. Wohin viel Geld fließt, das der öffentliche Sektor, zum Beispiel die Bildung oder die Pflege -- wo es immerhin um schwache Menschen, z.B. Kinder, geht ! -- gut gebrauchen könnte. Und die Erkenntnis: Autoritäre Staaten, zurück gehende Demokratie schwächen den Rechtsstaat und führen leider wieder zu einer Zunahme der Korruption. Der Artikel nimmt auch eine gute Abwägung vor zwischen der insgesamt sauberen Korruptions-Situation in Deutschland und der dennoch notwendigen Auseinandersetzung mit dem Thema: Innen ist Deutschland vergleichsweise sauber, nach außen sah es anders aus. Gute Beschreibung auch der Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Meine Meinung ja: Der Kapitalismus bzw. die liberale Wirtschaftsordnung ist nicht an sich gut, im Gegenteil, sie hat nur das Glück, dass sie die Korruption als unbeabsichtigtes Nebenprodukt viel besser eindämmt als z.B. der Sozialismus. Das ist das eigentliche Erfolgsrezept. Adam Smiths Theorie in allen Ehren ! Bin allerdings Laie in der Wirtschaft.

04.10.2019
​Brexit-Satire aus dem Februar dieses Jahres. Mal sehen, ob es diesen Monat was wird. 
25.07.2019
Regierungswechsel in London in diesen Tagen ohne Wahl durch das Volk, von May zu Johnson. Hier ein netter Artikel über den Amtssitz 10 Downing Street und seine deutsch-britische Geschichte.  
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/wie-10-downing-street-zum-amtssitz-des-britischen-premiers-wurde-16300791.html

08.07.2019
"Neo-Osmanismus und Byzantismus, Ablehnung des Westens": Interessanter historischer Vergleich auf faz.de:
​https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/putin-und-erdogan-im-historischen-vergleich-16241673.html

07.07.2019
"Hier ist die Politik gefragt!"
Tablet und Home Office (also Digitalisierungs-Rendite intelligent genutzt) reduzieren in Österreich Rettungswagen-Einsätze um 40 Prozent! Hier liest mal wieder jemand unserer öffentlichen Daseinsvorsorge in Deutschland die Leviten mit dem Blick von außen. Digitalisierung = mehr Effizienz und Zeit fürs Eigentliche. Aber Kleinkariertheit, Bürokratie und Kirchturmdenken verhindern dies anscheinend bei uns, heißt es hier.
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/50-Jahre-Bjoern-Steiger-Stiftung-Der-Rettungsdienst-ist-in-weiten-Teilen-Deutschlands-kollabiert,interview-steiger-stiftung-100.html?fbclid=IwAR1juNLhwbHQGq_rsHxNJZdDIoJ0Py8WF9XkeHe_hADS1k1Ug42piXH6iFo

07.07.2019
​https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/mailaender-vortraege-von-umberto-eco-16270619-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_1

22.06.2019
Transparency International spricht über „institutionelle Korruption“ in Deutschland. Der ehemalige Richter ist parteipolitisch zwar gebunden, ein Grüner, aber er hat m.E. die politische Lage richtig eingeschätzt. Dieselgate, Geldwäsche-(und ja auch Prostitutions-)Paradies Deutschland (Zeit-Titel), Cum-Ex-Geschäfte, Erosion des Rechtsstaates (Verfassungsrichter Papier). Wir hätten zwar gute Politiker, betont er, allen voran Merkel. Aber die Politik bekomme hier einiges entweder gar nicht mit, oder sie nehme es nicht ernst genug. Das frage er sich. Ich finde das Thema deswegen wichtig, weil es hier um Vorteilsgewährung bzw. Geldraub (Cum-Ex) geht auf Kosten von uns Steuerzahlern. Und das Geld fehlt dann massiv in der öffentlichen Daseinsvorsorge: bezahlbare Wohnungen, leistungsfähige Bahn und Sicherheitsbehörden bis hin zur Bundeswehr, Pflege, Schule, ordentliche, sichere Gefängnisse mit funktionierenden Abschiebungen der Richtigen! Und sehr klug und souverän und alles andere als national-ehrenkäsig belegt er auch, dass das sonst starke Deutschland hier eine ausgeprägte Schwäche hat und die EU seit Jahren voraus ist und Deutschland schon viel Nachhilfe geben konnte.
https://www.swr.de/swraktuell/snacks/Die-Naehe-ist-viel-zu-gross,av-o1129942-100.html#utm_source=E-Mail&utm_medium=email&utm_campaign=SWR%2Ede%20like

26. Mai 2019
Europa-Wahl: Hier ein musikalischer Wahlaufruf nochmal zum Genießen.
13.05.2019
Ein ähnlicher Fall von gleichzeitig großem Raummangel bei gleichzeitiger Raumverschwendung kam mir auch anderweitig zu Ohren! Hängt wohl irgendwie zusammen, der Mangel und die Verschwendung. Allein als Wehrpflichtiger bekam man da ja einiges mit. 

https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/organisierte-verantwortungslosigkeit-was-berlin-laehmt/24332656.html

30.04.2019
70 Jahre Bundesrepublik:
https://www.sueddeutsche.de/politik/gastkommentar-auch-mal-muehsam-1.4425915
​https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-wir-deutschen-und-die-demokratie-100.html

06.04.2019
pz-news bringt folgenden Artikel über den Mangel an Kita-Plätzen im Pforzheimer Stadtteil Huchenfeld.
www.pz-news.de/pforzheim_artikel,-Es-fehlt-an-Kita-Plaetzen-auch-Waldkindergarten-wird-an-Misere-in-Huchenfeld-nichts-aendern-_arid,1287969.html

Mein Kommentar dazu, gewürzt mit einer der bekanntesten Stelle aus der römischen Literatur.
Zitat aus dem Artikel oben: "Er räumte ein, Eltern die klagten, bekämen einen Kita-Platz, notfalls mittels Überbelegung." Aua, das tut weh. Ein tolles Lehrbeispiel, wie man einen Staat schädigt: Den sozusagen Frechen gibt man nach ("die, die klagten"), und die anderen, die Braven sozusagen, die Zurückhaltenden? Gehen leer aus wohl? Wo ist da der Gleichbehandlungsgrundsatz geblieben? Verstößt dies nicht gegen Beamteneid ("Gerechtigkeit gegen jedermann") sowie gegen den Rechtsstaat an mehreren Stellen?? Zudem löst dieses behördliche Vorgehen ja einen Sturm aus an Beschwerden und Klagen, der schnell unbeherrschbar werden kann bzw. dessen ungeheurer Druck zu informellen Absprachen führen kann, im Klartext Korruption! Denn alle Eltern müssen dadurch ja herausgefordert werden, im Interesse ihres Kindes alles zu versuchen (Beamten-, Behördenbeeinflussung??), weil der Staat ja nur zu reagieren scheint, wenn man rabiat wird, also klagt. Und die Reaktion der Behörden in ihrer Not besteht nur darin, dem untersten, bereits belasteten Glied in der Hierarchie-Kette, den Kindern und Beschäftigten in den Kitas, einfach noch mehr Lasten drauf zu satteln ("mittels Überbelegung")! Wie groß muss die Not sein. Und das in einem der reichsten Länder der Welt. Sehr fragwürdiges Verwaltungs- und Regierungshandeln, denkt man da als Wähler und Bürger und Steuerzahler. Alles Wasser auf die Mühlen der Populisten. Wie viel klüger erscheint da der Grundsatz im sicher alles andere als perfekten römischen Rechts-Staat, wie es Vergil festgehalten hat (Aeneis 6, 850--853):
Tu regere imperio populos, Romane, memento / -- haec tibi erunt artes --pacisque imponere morem, / parcere subiectis et debellare superbos.
Freie Übersetzung in Anpassung an diesen Fall hier in Huchenfeld:
Du, Römer (deutsche Behörde), erinnere dich daran, die Bevölkerungen zu regieren mit deiner Amtsgewalt -- das werden deine Kernkompetenzen sein (Künste / Techniken) --, Frieden und zivile Umgangsformen zu ermöglichen, die untergebenen, braven Bürger [z.B. solche, die Kinder verantwortungsvoll großziehen] zu schonen / zu unterstützen, Aggressive in ihre Schranken zu weisen.
Das tut man gewiss nicht, indem man sagt, die, die klagen, kriegen einen Kita-Platz. Eine Erinnerung an Grundsätze guten Verwaltungs- und Regierungshandelns wäre nötig, finde ich.

  


26.03.2019
Ziemlich guter Gastbeitrag, finde ich. Sehr gute Zustandsbeschreibung des Lobbyismus von einem, dem ich zutraue, sich für Bedürftige mehr zu interessieren als fürs eigene Wohlergehen.
http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/psychotherapie-wie-ein-lobbyverband-psychisch-kranken-schadet-a-1259159.html


16.02.2018
Frankreich: Der arme Präsident Macron in Bedrängnis, obwohl er sich als neuen Charles de Gaulle sieht, der über den Parteien steht, weder rechts noch links ist. Und sein Feind de Villiers ist so beliebt und ähnelt de Gaulle noch viel mehr! Er ist auch adlig, er ist auch General, er verkörpert Haltung. Vor allem aber interessant ist: Es geht um die Gelbwesten (gilets jaunes), darum, dass viele nicht mehr an "das Establishment" glauben und lieber diesen Nicht-Politiker lesen als sich mit der üblichen Politik zu beschäftigen: Die "Streikkräfte" sympathisieren mit den "Streitkräften", heißt es, denn der Mann ist ja General.  
www.sueddeutsche.de/kultur/politik-wie-aus-dem-general-ein-bestsellerautor-wurde-1.4330460
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06.02.2019
Eine Lichtgestalt für Regensburg ist gefallen?
Der Wolberg-Prozess in der SZ heute

Sehr unterhaltsam. Und noch viel zu neutral! Viel zu Wolberg-freundlich! Das ehrt jedoch die beiden Journalisten und zeigt ihre hohe Professionalität. Regensburg (mein Bruder studierte dort und ich war auch immer wieder da) sei groß genug, um viel Geld zu machen, und klein genug, dass man sich kenne. Transparenz, Lobbyismus-Kontrolle, Korruptions-Bekämpfung, kurz: Compliance ist eine nie zu vernachlässigende Querschnittsaufgabe, wo Deutschland (zumindest sein öffentlicher Sektor) keinen Grund zur Überheblichkeit hat gegenüber anderen EU-Ländern. Die deutsche Wirtschaft (Siemens, Daimler, allerdings Diesel-Skandal schwerer Rückschlag fürs Ansehen in Sachen Compliance) dagegen ist ja aus Schäden klug geworden und investiert viel Geld in Compliance. Geld, das der öffentliche Sektor wohl nicht hat (Compliance dort scheint's wenig bekannt). Stichwort: Gorch Fock, Flaggschiff der Misswirtschaft in der öffentlichen Daseinsvorsorge. Die Autoren schreiben, der Wolberg-Prozess sei eine Lehrstunde in praktischer Kommunalpolitik. Der Dozent: Herr Wolberg! Und seine Familie erweist sich als echte Seifenoper. Und Staatsanwalt und Gericht wirken eingeschüchtert. Haben Sie schon mal was Ähnliches erlebt in Ihrer Stadt oder Ihrem beruflichen Umfeld?

www.br.de/nachrichten/bayern/wolbergs-prozess-kripobeamter-sieht-vorteile-fuer-familie-des-ob,RH7O6DF
www.sueddeutsche.de/bayern/regensburg-wolbergs-prozess-1.4316156?reduced=true&fbclid=IwAR2eDJ1g-TwteNRwQmgKCllfAV5JAPSsWN6DkBVf95m6R8iOIpXRgEKYrqY
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www.mittelbayerische.de/region/regensburg/wolbergs-nachrichten/der-wolbergs-prozess-im-newsblog-23476-art1697432.html
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31.01.2019
In der Print-Ausgabe heute heißt der Artikel: Warum nicht mal ein Ökonom? Es geht in dem Artikel von Cerstin Gammelin darum, dass das Bundesfinanzministerium zu sehr eine Monokultur von Juristen sei. Seit Jahrzehnten seien fast nur Juristen ins Haus geholt worden. Vielfalt sei aber wichtig. Genau diese Vermutung hab ich seit Jahren bei unseren Kultusministerien und der Bildungsverwaltung: Es ist wohl eine reine Monokultur aus ehemaligen Lehrern und Juristen, die das Ding am Laufen halten. Aber es fehlt an Ökonomen, zum Beispiel in meinen Augen dringend an Personalfachleuten. Sehr interessanter Artikel über die deutsche Exekutive. 
www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bundesfinanzministerium-warum-nicht-mal-ein-politologe-1.4309301
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24.11.2018
Pflege- und Bildungs-Branche müssen sich solidarisieren (dazu die gesamte öffentliche Daseins-Vorsorge!). Nur so kommt man gegen die Lobbys an der Auto-, Pharma- und Banken-Industrie, die bis jetzt die Politik vor sich hertreiben: Siehe Bankenkrise samt cum-ex-Betrügereien (bis zu 55 Milliarden Euro Schaden!), Dieselkrise fressen Steuergeld -- für Pflege und Bildung und ordentliche Gefängnisplätze (damit da z. B. nicht neue Islamisten herangezüchtet werden!), für gute Polizei-Arbeit, für eine funktionierende Bundeswehr fehlt es massiv an Personal und Material, jedes zweite Schulhaus in Deutschland ist sanierungsbedürftig.
Der Pflege-Notstand kommt inzwischen auch bei den Ärzten an -- endlich, will man sagen, das hätte man auch früher merken können, wenn man sich mehr interessiert hätte und ein Gerechtigkeits-Empfinden ge"pflegt" hätte, denn die Schwestern haben schon lange viel mehr unhaltbare Zustände abbekommen, ohne dass es viele ernst nahmen:
www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/aerzteprotest-bei-asklepios-mediziner-warnen-vor-risiken-durch-personalmangel-a-1239658.html
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Zum Lehrer-Notstand diesen aktuellen Artikel:
www.news4teachers.de/2018/11/sie-arbeiten-mehr-als-55-stunden-woechentlich-gew-reicht-arbeitszeitklagen-fuer-vier-lehrerinnen-ein-und-strebt-damit-ein-grundsatzurteil-an/

13.10.2018
Ukrainisch-orthodoxe Kirche löst sich von der russisch-orthodoxen! 

www.lemonde.fr/religions/article/2018/10/11/le-patriarcat-de-constantinople-reconnait-une-eglise-orthodoxe-independante-en-ukraine_5368171_1653130.html

​Ein großes Versagen der russischen, ukrainischen aber auch der Bischöfe in Konstantinopel!! Spaltung nach Kriegsfronten statt Dialog und Versöhnung! Aber wir brauchen nichts sagen: Vor hundert Jahren, beim vorigen Reformationsjubiläum haben die Ev-.Lutherischen Bischöfe Preußen-Deutschlands tödlich ins nationalistische Geheul eingestimmt und die Kanonen gesegnet. Selbst der wirklich prophetische Bonhoeffer brauchte Jahrzehnte (bis weit in die Weimarer Zeit hinein), bis er diese Geister unterscheiden und entlarven konnte (nachzulesen sehr spannend bei Eric Metaxas: Bonhoeffer von 2014). Da haben die Katholiken uns anderen Denominationen viel voraus (wenn sie auch gegen diesen "Cäsaro-Papismus", dieses National- oder Landeskirchentum nicht immer immun waren)!

08.20.2018
www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/Eisenmann-stellt-Qualitaetsoffensive-vor,eisenmann-zu-qualitaetskonzept-fuer-bildungssystem-100.html
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06.09.2018
Man darf voller Erwartung auf die Wahlen in Schweden schauen diesen Sonntag und auf die in Bayern demnächst. Überall geht es um Zweifel daran, ob der Staat mit seinen Aufgaben gut fertig wird und ob die Rechten (Schweden-Demokraten, AfD) es besser können. Denn in meinen Augen ist die Herausforderung nicht der Streit um die richtige Ideologie, Einwanderung ist notwendig (links), Einwanderung ist das Hauptproblem unserer Tage (rechts), sondern darum, dass der Staat gut und gerecht verwaltet wird und seine Hausaufgaben macht. Dass Probleme ernst genommen werden und sorgfältig bearbeitet.  

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26.07.2018
Die Auto-Lobby und unser Verkehrsminister von der CSU, Herr Scheuer, haben es wieder geschafft: Der vor einem Jahr nach dem Dieselgipfel vollmundig versprochene Dieselfonds (der mich geärgert hat, denn wo ist der Bildungs-Fonds??) ist nach wie vor leer, kein einziges Software-Update ist installiert. Ruhig liegt die Autoindustrie da und die CSU, leider mehr Lobby-getrieben, als sie wohl selber glaubt, wacht darüber, dass niemand stört. Schön ist, dass Opel wieder schwarze Zahlen schreibt unter neuer französischer Führung.  

16.06.2018
Die Talkshows reden zu viel über die Flüchtlingskrise, heißt es nicht nur im SZ-Magazin. Und auch unsere Politiker. Nachdem wir endlich eine Regierung haben nach der Wahl im September, haben wir nun gleich noch eine große Regierungskrise zwischen den Unionsparteien wegen der Flüchtlinge. Dazu gehört der BAMF-Skandal. Aber es gäbe dringendere Probleme: Kita-Plätze-Mangel, Pflegenotstand, Bildung, Jugendämter überfordert, Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Ich bin mir sicher, es ist, wie ich öfter hier schrieb, insgesamt ein weitgehend unbemerkter Mangel in unserer öffentlichen Daseinsvorsorge und Exekutive.
Unbemerkt deswegen, weil a) die Verantwortlichen meinen, Deutschland sei doch so ein tolles Land, da seien die Beschwerden Jammern auf hohem Niveau. Sie nehmen die Beschwerden also nicht wirklich ernst. Und b) weil die Lobbys in Deutschland so stark sind und Einfluss haben auf die Verantwortlichen, die sich eher als Moderator sehen. Dadurch wird Politik gemacht für die Autoindustrie, die Pharma- und Bankenbranche. Das ist noch nicht schlimm oder verwerflich. Gute Industrie-Politik ist viel wert. Aber die Politiker, die sich als Moderatoren verstehen, moderieren also den Druck der Lobbys einfach weg in Lobby-konforme Gesetze. Dabei vergessen die Verantwortlichen meiner Meinung ein wenig ihre eigentliche Aufgabe als Politiker: Nicht Moderieren nur, sondern auch Gerechtigkeit! (Gerechtigkeit ist die einzige Begründung für einen Staat!) Denn die Kinder beispielsweise, die aus Überforderung der deutschen Jugendämter umgekommen sind, hatten keine Lobby! Aber ihr Leben ist genauso wichtig wie die Anliegen der Lobbys. Da wäre es Gebot der Gerechtigkeit, dass die zuständigen Minister sich viel mehr um die Jugendämter kümmern! Ich bin mir sicher, es geht dabei nicht unbedingt um mehr Geld, sondern um mehr Transparenz, bessere Organisation, neue Ideen, kurz: Engagement der besten Köpfe und Ideen! 
Ein sehr anschauliches Beispiel, an dem man diesen in Deutschland meiner Ansicht nach weit verbreiteten Misstand bunt vor Augen gemalt bekommt, ist die BAMF-Krise im Moment. Dieses Flüchtlingsamt ist ja im Verantwortungsbereich des Bundesinnenministeriums. Der frühere Bundesinnenminister de Mazière besitzt zwar den Anstand, bei der Befragung im Bundestagsausschuss jetzt die Verantwortung zu übernehmen als Minister. (Er war ja auch Verteidigungsminister und hat auch da viele Missstände zu verantworten.) Dennoch wird die Verantwortung letztlich in vielen Grauzonen pulverisiert. Hellsichtig wirft laut SZ heute die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke dem Vorgänger de Mazières als Innenminister vor (der sich rausredet, indem er behauptet, das sei lange vor der Flüchtlingskrise gewesen und da habe es noch keine Missstände gegeben): "Innenminister Friedrich hat kein Interesse daran gehabt, dort [im BAMF] irgendwelche Veränderungen herbei zu führen ... Er hat sogar gesagt, er möchte jetzt keine schlechten Nachrichten aus dem BAMF mehr hören."
Hier ist es mit Händen zu greifen: Die Verantwortlichen in Deutschland sind so von Lobbyisten absorbiert, dass sie das Gejammer aus den sozialen Bereichen unserer Gesellschaft nicht hören wollen oder können und dass sie meinen, so schlimm sei es da schon nicht, schließlich seien wir ja ein hoch dotierter Sozialstaat. Dieser weit verbereitete Irrglaube, gepaart mit der Sparpolitik der Schwarzen Null, führt aber seit Jahrzehnten zur schleichenden, weitgehend unbemerkten Auszehrung unserer Exekutive und öff. Daseinsvorsorge. Weil aber ein Großteil der einfacheren Bürger mit diesen Bereichen täglich zu tun hat (die Eliten natürlich nicht, deren Kinder gehen auf Privatschulen, deren Alte sind im Augustinum, Middelhoff entging dem Stau, weil er mit dem Hubschrauber zur Arbeit flog), führt dies meiner Ansicht, die ich in vielen europäischen Ländern bestätigt finde, zu immer mehr populistischen Wählern und zum Verfall der alten Parteien. Letztlich ist dieser Lobbyismus einerseits und das Wegsehen oder Nicht-Wahrhaben-Wollen andererseits auch eine Form von milder Korruption, die nicht erkannt wird.
​Ein weiteres, sehr anschauliches Beispiel liefert die Bildungspolitik: Der neue Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, antwortete auf die Frage, warum er als langjähriger Schulleiter und Funktionär in hohen Positionen des Lehrerverbände so wenig getan habe gegen die Bildungs-Missstände in unserem Land, die immer deutlicher aus den zahlreichen Grauzonen auftauchen: Ihm sei so oft in seinem Berufsleben von oben gesagt worden (also wieder diese oben genannten Minister und Verantwortlichen, Behördenleiter, Ministerialen, Politiker), man wolle keine schlechten Nachrichten aus den Schulen hören! Es müsse das schon allein hinkriegen als Vorgesetzter. Es scheint da in Deutschland eine echte Kultur des Wegsehens zu geben, des Verharmlosens, Bagatellisierens, nicht ernst Nehmens. Weiteres, sehr drängendes Beispiel ist ja die Pflege, wo genau das passiert ist. Ohne Lobby hast Du in diesem Land schlechte Karten. Politiker moderieren nur, das heißt, sie erteilen denen das Wort, die auf großer Bühne laut sind, wer unten im Saal steht, wird nicht gesehen. 
Automobil-Arbeitsplätze sind wichtig, aber darf das dazu führen? 


 

27.04.2018
Heute mal wieder zur Schulpolitik. Ich spreche hier als Bürger und Wähler, nicht als Beamter. Alle Informationen sind der Zeitung entnommen.
www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.forscher-rechnet-mit-bildungspolitik-ab-schulen-im-land-nur-noch-mittelmass.01d5ac8b-d7cb-4b88-91af-5d2cbfd5e9bb.html
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Mein Kommentar zu diesem Interview der StN mit dem Berater der Kultusministerin Prof. Trautwein:
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​Prof. Trautwein sagt gute Sachen, allerdings klingt das alles sehr 1:1 nach der Kultusministerin selber (Unterrichtsqualität verbessern durch bessere Fortbildungen). Wes Brot ich ess, des Lied ich sing? 
Er blendet zum Beispiel die völlig kaputt gesparten räumlichen, sächlichen und personellen Ressourcen der Schulen aus (kaum eine Schule, die nicht in Containern oder Außenstellen unterrichten muss, oder warum ist keine Rede vom Lehrermangel?, auch die nicht vorhandene Digitalisierung scheint für Ministerin und Professor in diesem Zusammenhang keine Rolle zu spielen!). Wahrscheinlich kommt dieses quantitative Lied in seinen Studien sozusagen gar nicht vor. Interessanterweise traut sich auch der Journalist nicht, den glänzenden Professor sowas Profanes zu fragen. Die Ministerin interessiert das wohl erst recht nicht. Hier jedenfalls in diesem Artikel werden quantitative Fragen wie Klassengröße von Herrn Professor vom Tisch damit gewischt, dass diese Faktoren „nur 10 % des Erfolgs ausmachen“. Auch die Hattie-Studie (zum Frontalunterricht) entwertet er mit diesem doch etwas arroganten Gestus. Seine schlauen Lehren dagegen bringen 100 % Erfolg, soll das wohl heißen. Klingt nicht danach, dass die Bildungspolitik dieser Regierung weniger auf ideologischen Behauptungen aufbaut (also auf Sand baut) als die der alten! Vielleicht besser getarnt.
Zweitens behauptet Herr Trautwein, im Gegensatz zu ihm hätten andere die bildungspolitische „Dramatik der Lage noch gar nicht erkannt“. Wenn man aber seine Diagnose und ein wenig eindimensionale Therapie anschaut (er sagt, im Grunde gehe es um drei Dinge, wie schlicht!), dann setzt er sich unbemerkt demselben Vorwurf aus: Er mag ja zurecht die Dramatik der Schulprobleme endlich erkannt haben und ernst nehmen, verkennt aber völlig, dass die gesamte Exekutive unseres Staates, die öffentliche Daseinsvorsorge insgesamt in einer dramatisch kaputt gesparten Lage ist (Strafvollzug, siehe den swr-Artikel Justiz-Minister Wolf schlägt Alarm, aber genauso der Pflegenotstand (gestern Tagesschau: es fehlen 35.000 Pflegekräfte), jetzt Hebammenmangel, unsere überforderten Sicherheitsbehörden, unser BAMF, unser Militär, unsere marode Verkehrsinfrastruktur und nicht funktionierenden Großprojekte wie BER). Da meint der Professor zusammen mit der Ministerin mit ein paar klugen Reförmchen was in der Schule in BW ändern zu können, sieht aber die Dramatik der größeren Lage gar nicht! 
Unsere Politiker, das ist meine Diagnose, essen zu viel zu Abend mit den Banken-Ackermanns, hören zu sehr auf die Wolfsburger Anrufe der Winterkorns, stopfen ihre Terminkalender zu voll mit Messeterminen mit der Pharma-Industrie, die zu viel vom Kuchen abbekommt in der Gesundheitspolitik, während die Pflege und anderen o.g. sozialen Bereiche wie die Schule keine Lobby haben vergleichbar mit der Megalobby der deutschen Traditionsbranchen. Und das ist das größere Problem in diesem Land. Staat heißt zu allererst Gerechtigkeit. Und das heißt, sozialer Bereich, öffentliche Daseinsvorsorge muss genauso oft im Politiker-Terminkalender stehen wie Automessen, Dieselgipfel und Pharmalobby-Termine. Tut es aber nicht. Deswegen sieht es an den Schulen und in den Krankenhäusern und Gefängnissen so aus, wie es ist. Dass sie diese „Dramatik der Lage erkannt“ (Zitat Trautwein) hätten, daran merkt man weder bei Eisenmann etwas noch bei ihm.
Meine Therapie wäre: 1. Die Digitalisierung gilt es endlich auch in Deutschland in der Bildung und insgesamt der Exekutive mehr zu nutzen zum Beispiel im Kampf gegen Grauzonen mittels Transparenz. 2. Die riesigen Grauzonen, die in der deutschen Exekutive liebevoll gepflegt werden (Beispiel: Lehrerarbeitszeit, Unterrichtsausfall, Kosten-Nutzen-Fazit bei unseren Steuergeldern im Stellenplan, aber auch bei Polizei, Verwaltung, ...) professionell, also mit studierten BWLern ausleuchten, endlich Transparenz schaffen (viele in der Hierarchie wehren sich mit Händen und Füßen dagegen, siehe Bundeswehr-Beschaffungswesen) und dem Wähler (im Bildungswesen den Eltern) endlich "reinen Wein einschenken" -- so ist Kretschmann ja mal angetreten (so hieß sein Buch). Beschränkung des Bildungswesen auf eine Grundversorgung, weniger ist mehr! Politiker mit hochfliegenden Plänen wie Differenzierung, Inklusion, Gemeinschaftsschulen, angeblich höchste Qualität des Gymnasiums etc., sollen -- professionell betriebswirtschaftlich geprüft -- vorrechnen, wo das Geld herkommen soll für ihre Behauptungen und Wünsche. Dann würden unsere Politiker nämlich weniger auf Automobil- und anderen Messen und Lobby-Veranstaltungen sich zum Essen einladen lassen, sondern hätten was Sinnvolleres zu planen und dickere Bretter zu bohren. Das würde die ideologisch aufgeheizte Debatte schnell versachlichen und einen sinnvollen Wahlkampf erst möglich machen.

Hinweise:
www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/Gefaengnisse-in-Baden-Wuerttemberg-Zu-voll-zu-wenig-Personal-Minister-schlaegt-Alarm,gefaengnisse-ueberlastet-100.html


www.tagesschau.de/inland/sofortprogramm-pflege-101.html

​http://www.deutschlandfunk.de/schwere-geburt-hebammen-mangel-in-deutschland.724.de.html?dram:article_id=392410

​
http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/baden-wuerttemberg-sucht-nach-jungen-lehrern-und-polizisten--146140043.html

www.zeit.de/politik/2016-12/bundeswehr-rekruten-schulabbrecher-eu-auslaender-werbung-nachwuchs


12.04.2018
Sascha Lobo gestern zum digitalen Fortschritt: "Es gibt diesen Begriff bereits im Nichtdigitalen, wo er vom Bildungssystem über öffentliche Sicherheit bis zur Gesundheitsversorgung all das bezeichnet, was eine funktionierende Gesellschaft lebenswert macht ("Social Infrastructure" im Englischen ist zwar digital definiert, aber schlicht ein Set an technischen Features). Jetzt ist es an der Zeit, auch digitale soziale Infrastruktur zu betrachten."
www.spiegel.de/netzwelt/web/sascha-lobo-kolumne-was-facebook-wirklich-ist-a-1202360.html

Facebook sei keine community = Gemeinschaft, sondern soziale Infrastruktur! Ich ergänze: Es übernimmt quasi-staatliche Funktion. Wir befinden uns im Moment in einer rasend schnellen Umwälzungsphase, in einer Revolution, einer neuen Renaissance! Der Staat (für Bildung zuständig) ist so gut wie abwesend. Auch der Vergleich mit dem Wilden Westen wurde öfter gezogen: Jeder kann sein Glück machen, es herrscht die Wildnis, das Recht des Stärkeren, es herrschen Goldrausch und Glücksritter. Private Eisenbahn- und Ölfördergesellschaften der Rockefellers, Vanderbilts und Carnegies erschlossen nach und nach den Wilden Westen, wurden wie heute in der IT zu welt-beherrschenden Monopol-Konzernen des "Big Business" um 1900, unglaublicher Reichtum wurde von Einzelnen angehäuft, den diese Pioniere aber wieder spendeten in Stiftungen. Irgendwann musste der Staat diese Trusts / Konzerne zerschlagen, die Eisenbahn-Infrastruktur kam unter staatliche Kontrolle.
Der Staat wird noch ein paar Jahrzehnte brauchen, bis er nachzieht, so wie im Wilden Westen und überhaupt in den USA es an manchen Orten lange gedauert hat, bis Gangstertum eingeschränkt und die Zivilisation, zum Beispiel das staatliche Gewaltmonopol durchgesetzt war oder heute das Recht auf Privatsphäre. Meine Schwester hat das in ihrer Habilitation bearbeitet über die gesellschaftliche Funktion von Wahlen im 19. Jahrhundert in den USA und in Preußen. Die Polizei-Behörden in USA heißen nicht umsonst oft Law enforcement, weil genau diese Durchsetzung des Gesetzes lange Jahrzehnte nicht gelungen sei, so erzählte meine Schwester mir. (Siehe auch die Rolle der Handfeuerwaffen im Zivilien der USA.) Und da die Digitalisierung aus den USA kommt, liegt es nahe, dass auch hier mit einer neuen, faszinierenden, unheimlich gefährlichen aber auch segensreichen Technik ("Waffe") einfach mal experimentiert und gezündelt wird in einer Art neuem Wilden Westen. Faszinierend sind die Cowboy-und-Indianer-Geschichten ja noch heute. Mark Zuckerberg als Symbol dafür sagt ja selbst, dass er beim Zündeln sich nicht bewusst war, was er anrichtet. Aber dass sich der Wilde Westen nach dem Alten Europa richtet, wie so manche Wohlmeinenden hoffen ("EU-Standards auch in USA"), der mag weiterträumen. Die Weite des neuen Kontinents, den es zu erschließen gibt, die Faszination der neuen Technik-Möglichkeiten ist zu riesig. Der Buchdruck wird grade neu erfunden auf globalem Niveau!! Diesesmal geht es nicht um Dokumentation per Buchstaben (was schon sehr revolutionär war, stellt doch Literatur eine Raum-Zeit-Maschine dar, die alles Menschliche übersteigt), sondern um Dokumentation per virtueller 3-D-Realität in Echtzeit!! Und ein Nebenaspekt: Während Jeff Bezos, Bill Gates, und wie die Vanderbilts und Carnegies von heute alle heißen, während die zum Glück gute Menschen sein wollen und ihr Vermögen weitgehend verschenken (siehe auch "The Circle" von Dvae Eggers, gerade verfilmt), kann der Segen des Fortschritts auch zum Fluch werden in China zum Beispiel. Überwachung in Diktaturen, Fehlinformationen unter armen Völkern ohne sonstige Medien (Sascha Lobo nennt Myanmar) zeigen dies. Zum Glück hatte die DDR-Stasi bloß Kartei-Karten und Papierformulare! 
Zum Schluss noch Sascha Lobos sehr nachdenkenswertes Schluss-Zitat: "Das Bestreben ernsthaft demokratischer Politik war immer, die Hoheit niedergeschriebener, nachvollziehbarer Prozesse an die Stelle der gefühlten Realität zu setzen. Rechtsstaat statt Hitze des Moments. Aber alle diese zivilisatorischen Fortschritte sind nichts, wenn sie nicht auch in den Köpfen verankert sind."

24.02.2018
Deutschland steht wirtschaftlich gut da. Meine Generation bemerkt das besonders an der gesunkenen Arbeitslosigkeit. Aber dass Deutschland zum Beispiel beim Internet-Ausbau von den umliegenden Ländern weit überholt wurde und sicher auch bei anderen Dingen, kommentiert der Ruhestands-Politiker Kurt Biedenkopf heute in der SZ so: "Wir Deutschen dachten lange, wir müssen nur fleißig sein, und die Welt sei in Ordnung."
Eine Meisterleistung der Formulierungskunst und Rhetorik. Jemand von einer Oppositionspartei hätte es vielleicht so formuliert: Wir Deutschen haben die letzten Jahre verschlafen (in manchen Bereichen) aus der Überheblichkeit heraus, dass wir ja eh die besten sind. 
Vielleicht ist das ja das Erbe der Wirtschaftswunder-Jahre, das noch immer nicht überwunden war und in der globalisierten Welt eine immer geringere Rolle spielt? 

04.11.2017
Zur Debatte um die Polizeischüler. Nicht zu vergessen, dass in Baden-Württemberg kürzlich gemeldet wurde, dass die Polizeischulen baulich und von der Motivation der Mitarbeiter her ziemlich am Ende seien. Schwacher Staat. Es ist gut, wenn er spart. Aber bitte an der richtigen Stelle und effektiv. Auch der Lehrerberuf ist meines Erachtens erst am Anfang, was Vielfalt und Integration betrifft. Ich bin der Meinung, Lehrer und Polizisten sollten in ihrer Zusammensetzung die Gesellschaft widerspiegeln.

http://www.deutschlandfunkkultur.de/debatte-um-probleme-mit-polizeischuelern-heute-sind-es-die.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=399846
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28.10.2017
www.facebook.com/mitternachtsspitzen/videos/1350504161745199/
Zum Thema Imperialismus. Witzig und doch tiefere Wahrheit. 

28.10.2017
Im Alten Rom war Verbannung eine sehr harte Strafe, da mangels Medien die Abwesenheit vom Forum den sozialen Tod bedeuten konnte. Im Strafvollzug muss das Medium Internet und was Freiheitsentzug bedeutet, neu definiert werden.
www.deutschlandfunkkultur.de/digitalisierung-im-gefaengnis-kontrollierter-internetzugang.2156.de.html?dram%3Aarticle_id=399205
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27.10.2017
Alexander Kissler spricht mir aus der Seele. Er spricht vom Morbus teutonicus, der deutschen Krankheit.
cicero.de/innenpolitik/staatsversagen-ach-berlin
Nur Transparenz und Compliance können helfen. Viel Steuergeld versandet in sagenhaften Grauzonen. Morbus teutonicus heißt eben auch Vetternwirtschaft, Lobbyismus ("Klientelismus" heißt es im Artikel), Nicht-Wahrhaben-Wollen dieser Grauzonen, indem es heißt: Ist doch alles im Grünen Bereich. Deutsche Bürokratie ist meiner Erfahrung nach eben nicht nur Überregulierung, sondern -- durch das Vorurteil von der Überregulierung weitgehend unbemerkt -- es gibt ungeheure Unterregulierung! Ein Beispiel: Brücken in Deutschland verrotten, da Politiker ständig neue Einrichtungen vor den Wahlen eröffnen wollen. Aber die vorhandenen Einrichtungen erhalten mit wirtschaftlichen Wartungsintervallen, dafür gibt es keine Regulierungen! Das hat man ganz vergessen. Oder man nenne den Flughafen BER, das Planungsdesaster bei Stuttgart 21 oder der Elbphilharmonie. Da sieht man sehr viel Unterregulierung! Die Digitalisierung wird halt auch noch verschlafen, denn die ist gemacht für Transparenz und das Ausleuchten von Grauzonen, in denen sich Vetternwirtschaft und Klientelismus so wohl fühlen auf Kosten des Steuerzahlers. Wie merkwürdige, stinkende Sumpf-Pflanzen und Stechmücken sich im Morast wohlfühlen, an der Sonne aber nie gedeihen. 
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17.10.2017
Die Bildungspolitik braucht weder schwarze noch rote noch grüne Ideologie. Es braucht Zahlen, Fakten, BWLer, Compliance, Transparenz! Was wir nicht mehr brauchen: gemütliche deutsche Behörden-Arroganz, Vetternwirtschaft, Lobbyismus. Nicht nur die Schulbehörden arbeiten mäßig, merken es aber noch gar nicht. Dasselbe bei den Sicherheitsbehörden, bei der Verwaltung unserer Infrastruktur. Da ist egal, ob der zuständige Minister rot oder schwarz ist. Schluss mit der Schuldzuweisung an die jeweils andere Seite. Schule wirklich ernst nehmen und all die anderen sozialen Bereiche, die keine Lobby haben (Pflege, Strafvollzug, Kultur). Pharma- und Autolobby zurück drängen. Das wäre Aufgabe der Politik, die sie aber jahrelang vernachlässigt hat.
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07.09.2017
Zur Bundestagswahl
Ein Zeit-Artikel meiner klugen Schwester über die Tradition des Wählens in Deutschland. Man sieht am Bild sehr anschaulich, wo der Begriff "Wahlurne" herstammt!  Auch eine Hommage an Bismarck, finde ich. Obwohl sie betont, dass der nur erkannt habe, was Konsens war: Kein Nationalstaat ohne männliche Massenbasis. Und sie zerstört die "große Erzählung" vom Sonderweg Deutschlands, von seiner "Ankunft im Westen" erst nach 1945! Und sie nimmt die Selbstbezogenheit der Amerikaner (am Ende) ein wenig aufs Korn, ohne deren gute Seiten zu übersehen.
http://www.zeit.de/2017/33/1867-demokratie-wahlen-usa-deutschland


Was man heute wählen soll: Da stimme ich mal mit Sascha Lobo überein, Digitalisierung und Bildung sind die beiden wichtigsten Themen, und beide kamen nicht nur im Kanzlerduell "aus Versehen" gar nicht vor, sondern sie kommen auch bei CDU und SPD nur auf dem Papier vor. (Vor kommen bei denen Rente und vielleicht Fußball im frei empfangbaren Fernsehen. Das zeige aber, wie Nebenthemen die Sicht versperren. Und er spricht auch davon, dass wir uns abspeisen lassen -- siehe unten, dass aber ein Blick ins Ausland zeigt, was möglich wäre.)
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/sascha-lobo-ein-brief-an-die-waehler-a-1166350.html
Er schreibt: "Wählen Sie diesmal nicht nach Ihrem gewohnten parteipolitischen Schema. Wählen Sie nicht konservativ oder links, sondern jung."
Die Begründung dafür ist gut ausgedrückt meiner Meinung in der Schlüsselstelle des Textes:

"Deutschland ist ein Infrastrukturland, oder besser: Deutschland war ein Infrastrukturland. Inzwischen scheint Ihnen [er meint uns als Wähler, C.E.] das Wahl-egal. Es beginnt mit verfallenden Schulen, dreht eine Runde um Großbauprojekte und findet seinen Höhepunkt in der Tatsache, dass Deutschland eine beschämende, katastrophale, unwürdige Digital-Infrastruktur hat. Sie möchten Fakten, Daten, Zahlen? Bei der Glasfaservernetzung der Haushalte ist Deutschland mit 1,6 Prozent Durchdringung von 28 erfassten Ländern in Europa auf Platz 27 und 2016 erstmals über die Messbarkeitsgrenze gelangt. Der EU-Durchschnitt liegt bei 9,4 Prozent. Von den größeren Ländern liegen Schweden und Russland, nicht gerade Stadtstaaten, mit deutlich über einem Drittel Glasfaserhaushalte vorn. Rumänien liegt bei 31,7 Prozent, Bulgarien bei 26,5 Prozent. Viele andere Länder, auf die sie heimlich herabschauen, haben einen zehnfach, zwanzigfach und sogar dreißigfach höheren Anteil an Glasfaseranschlüssen als Deutschland." 

"Wäre Ihnen die Digitalisierung nur ein Zehntel so wichtig wie Ihre Rente, Deutschland hätte längst, was die Politik immer wieder versprochen hat: schnelles Internet. Stattdessen lassen Sie sich abspeisen mit Versprechungen von 50 MBit/s, die dann nicht einmal erreicht werden. Keine zufällige Zahl, sondern die Geschwindigkeit, die sich gut mit Kupferkabeln erreichen lässt."
Nur bei dem, was er über Schäuble schreibt, stimme ich nicht überein. Schuldenmachen, das geht gar nicht nach meiner Ansicht!  
Und er nimmt Jens Spahn aufs Korn, den CDU-Vertreter im Wahlkampf, der für Urbanität steht, Internet-Affinität. Der merkt laut einem Tweet, den er schrieb, jetzt erst im Wahlkampf, wo er viel reist und mal aus seiner Oberschicht-Bundestags-Abgeordneten-und-Lobbyisten-Blase rauskommt, was in Deutschland wirklich los ist: Oft kein Netz. Selbst mitten in Berlin! Aber auf dem Land erst recht. Verpennt, deutscher Schlafmützen-Michel! Und die Eliten flöten weiter: Deutschland ist das tollste Land!
Sie schauen auf die anderen herab, ruhen sich auf früheren Erfolgen aus! Natürlich stimmt das Positive auch, aber es gibt eben auch die andere Wahrheit, und daher dieser Aufruf zur Bundestagswahl. 
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29.07.2017
Spannende Zeiten wegen Diesel-Gate und dem Stickoxid-Urteil des Stuttgarter Verwaltungsgerichtes gestern. Man muss froh sein, in solchen Zeiten kein Politiker zu sein! Ein Kommentar zu folgender Meldung: 
www.tagesschau.de/wirtschaft/autoindustrie-diesel-101.html
"Seehofer will den Diesel retten"
Populist. Denn er dient nicht der Gerechtigkeit und dem Gemeinwohl, sondern riecht, dass seinen potenziellen Wählern auf dem Land ihr Diesel vor dem Haus wichtiger ist und dass die Automobil-Verbrennungs-Arbeitsplätze wichtiger sind für sie als schmutzige Luft in den Städten und eine schnelle Energie- und Mobilitätswende. Er denkt ideologisch simpel, "die" und "wir", "links" und "rechts", reitet auf dumpfen Glaubenssätzen herum ("Diesel werden wir noch lange brauchen", "Umweltschutz und Internet werden überbewertet von komischen Großstadt-Nerds", "die Holländer fahren uns unsere Autobahnen kaputt und zahlen nix dafür", "mir san mir", "dahoam", "Deutschland schafft sich ab"), Fakten und Transparenz stören nur. Seehofer will Deutschland bremsen, er will Elektro-Förder-Geld in Diesel-Umrüstung stecken, er will, dass alles noch eine Weile einfach so bleibt, wie es ist. Das nennt er "Rettung". Aber wer rettet zum Beispiel die deutsche Bildung? Jede zweite Schule in Deutschland ist sanierungsbedürftig. Und das ist nur die Gebäude-Seite. Beim Personal und der Organisation derselbe Reformstau. Niemand wird einen Finger krumm machen. Seehofers Kultusminister Spaenle hat sich zum Affen gemacht. (Dass sein Verkehrsminister in Berlin mit seiner populistischen Maut Dieselgate verschlafen hat und genauso zum Affen wurde und jetzt aber plötzlich ganz streng den Cayenne zurückrufen lässt, zeigt dasselbe Bild.) Das soll nun populistisch versteckt werden. Muskeln zeigen (Foto) statt Hirn benutzen. Wähler gewinnen um jeden Preis. Die Zeiten sind auch wirklich dramatisch. Aber dass das auch für die Bildung gilt, interessiert nicht. Seehofer steht für das Deutschland vor der Bankenkrise, vor der ADAC- und FIFA-Krise, vor den Korruptionsskandalen bei Siemens und anderen: Mächtige Männer kungeln. Das war einmal nicht so schlimm, weil genug Geld für alle da war, Beton-Würfel-Gymnasien mit entsprechenden Tausenden A-14-Stellen wurden auf die grüne Wiese gewürfelt, Spaßbäder geklotzt, Feuerwehrhäuser gesponsert. Das Wirtschaftswunder konnte ein bisschen Korruption locker mitfinanzieren. Ein paar Rahmabschöpfer gehören immer dazu. Aber inzwischen geht es um unser deutsches Rückgrat, die Autoindustrie, und inzwischen haben wir viele Jahre Sparen hinter uns (nur bekam die Autoindustrie davon wenig mit außer ein paar Leiharbeitern mehr in den Werkshallen und dem Kostendruck der Globalisierung, den man aber als Premiumanbieter via China ausgleichen konnte), und was macht Seehofer: Er sagt dem Wähler statt der Wahrheit einfach populistisch, was der hören will. Auch eine Art, mit einer historischen Wende als Ministerpräsident umzugehen. Er muss ja auch dringend mit Diesel-Kretsche mithalten können. Dennoch bleibt festzuhalten: So wie die Gier bei den Banken das wahre Problem war, so liegen die Probleme bei der deutschen Autoindustrie klar zutage. Dass der Arme, der an der lauten Straße wohnen muss, geschädigt wird, das will man in der Vorstandsetage vertuschen und baut ein tolles Auto-Erlebnis-Museum. (Es gab ja bereits hellsichtige Museums-Rezensenten, die die Tempel, die Daimler und Porsche hinstellten in den letzten Jahren, als das erkannten, als was sie sich jetzt wohl entpuppen: Als sehr nötige Denkmäler, weil man bald nicht mehr viel wieder erkennen wird von der Autoindustrie, wie wir sie kennen.) Und die Art und Weise, wie mit der Krise umgegangen wird, macht alles nur noch schlimmer, wirkt absolut unprofessionell. Winterkorns Abgang, das Versagen der Aufsichtsräte, aber auch der europäischen Aufsichtsbehörden (von der Bundesregierung mit ihrem politischen Gewicht zum Schweigen gezwungen, diese wiederum von der Automobil-Lobby vor sich hergetrieben), das nur scheibchenweise Zugeben, was nicht mehr vertuscht werden kann, kurz: alt-deutsche Vetterleswirtschaft und Intransparenz exemplarisch vorgeführt wie in einer gut gemachten griechischen Tragödie, dies macht die Krise für uns Zuschauer zwar kurzweilig, aber erst recht umso schlimmer. Alle professionellen Propheten, Millionen teuer, Unternehmensberatungen, Compliance-Abteilungen helfen anscheinend nichts. Nur Seehofer ist sich nicht zu blöd, mal wieder unser aller Staatsgeld anzubieten -- siehe Bankenkrise --, statt Klartext sagt er dem Wähler zynisch: "alles ist gut in Deutschland" (wenn irgendwo nicht, dann sind laut ihm vielleicht die Ausländer schuld).
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22.07.2017 G8/G9-Streit
Dieser Nebenkriegsschauplatz hat viele verlorene Jahre und Hirnschmalz gekostet. Die mal angesehene bayerische Kultusverwaltung hat sich an diesem Problem aufgerieben! Man muss sich das vorstellen. Spaenle eiert und lässt sich vom Volkszorn und von Seehofers Zorn und von Streitereien in seinem Ortsverband hin- und hertreiben. Derweil gehen die wahren Herausforderungen unter wie Digitalisierung und Stärkung der Bildung. Es ist wie mit Dobrindt: Er hat sich bei seiner Maut völlig aufgerieben. Dabei hat er Dieselgate verpennt, ja sogar selber mitgemacht in der Vetterleswirtschaft, im Vertuschen, Herumtelefonieren und Vertagen und mit seinen Potemkinschen Dörfern "Wir sind das tollste Land", und hat so die deutsche Autoindustrie vielleicht in den Abgrund geführt als Verkehrsminister.

www.stiftung-mercator.de/de/unsere-stiftung/presse/mitteilungen/nachrichten/neue-expertise-zeigt-g8-oder-g9-macht-keinen-unterschied/

15.07.2017
Effizienz-Bemühungen beim Staat -- ich habe ja öfter Ministerin von der Leyen als Vorbild erwähnt -- hier ein Zwischenstand

http://www.tagesschau.de/ausland/ruestung-verteidigungsministerin-101.html

Das gleiche gilt natürlich auch für die effiziente oder nicht effiziente Polizeiarbeit beim G-20-Gipfel kürzlich in Hamburg. Und für viele Bereiche der Exekutive. Hier die spannenden Zitate aus dem tagesschau-Artikel:

"Die teils in Jahrzehnten verfilzten Kontakte zwischen Waffenschmieden und Militärbürokratie soll Staatssekretärin Katrin Suder aufmischen. Schon nach wenigen Monaten mag der früheren Unternehmensberaterin diese Aufgabe nicht nur wie das Bohren ziemlich dicker Bretter, sondern eher ganzer Baumstämme vorgekommen sein.

... Probleme mit erstaunlichem Beharrungsvermögen ...

... zollt die Opposition Respekt: "Durchaus anerkennen muss man, dass die Art der Berichte und damit die Transparenz im Rüstungsbereich besser geworden ist" ..."


02.07.2017
Zur Kolumne: 
G20-Gipfel -- Intoleranz gegen Intoleranz

Find ich einen guten Gedanken von Kolumnist Henrik Müller: Die sehr problematischen Anteile des G-20-Protestes auf Intoleranz zurück zu führen, und diese Intoleranz dann auch nachzuweisen in den Äußerungen der hochmögenden Weltführer. Diese Diagnose bietet einen Ansatz, sich selber nicht zu infizieren, wenn man weiß, wie man die Erreger erkennen kann, sie isolieren, sich vor ihnen schützen. Denn Intoleranz ist wohl wie eine Krankheit, die in der Luft liegt und mit ihren Sporen von den Linksautonomen auf der Straße hoch steigt durch die Filter der Klimaanlage in die Suite des Fünf-Sterne-Hotels. Wo ist die liberale Großzügigkeit geblieben, die "Freiheit des Andersdenkenden" (Rosa Luxemburg), das Stehen-Lassen-Können? Wir hatten heute eine sehr gute Predigt über Großzügigkeit nach Sprüche 11,24. Wer gibt, wer stehen lässt, wer Freiheit zulässt, wird reicher. Das ist die europäische Tradition, die Europa so reich gemacht hat. Auf dieses "Abendland" wollen sich PEGIDA und ähnliche Identitäre und "Junge-Freiheits"-Leute berufen? Aber dann bitte richtig und nicht nur konsum-mäßig und oberflächlich! Auch dieser "Wert" (komisches Wort) der Toleranz geht nicht nur auf die so wertvolle Aufklärung eines Gotthold Ephraim Lessing zurück oder die so wertvolle Renaissance eines Giovanni Bocaccio (aus dessen Decamerone die Ring-Parabel ja stammt), sondern auch wieder auf das jüdisch-christliche Fundament. Anschaulich nach all dieser Theorie: Der israelitische Bauer hatte die Ecken der Felder stehen zu lassen bei der Ernte und hatte nicht ein zweites Mal nachzulesen. 3.Mose19:9. Großzügigkeit zum Anfassen! Das blieb für die "Anderen", das durften die sich einsammeln. Warum lassen ein Putin, Erdogan, ein Xi Jinping, ein Trump oder ein polnischer Staat nicht mal auch was stehen? Was ihnen vielleicht gehören würde, aber einfach stehen lassen und nicht wütend drüber herziehen?? Aber zu unserem eigenen Land. 
Natürlich macht unsere Exekutive heute keine gute Figur, lässt manchmal vielleicht z u   v i e l stehen an den Ecken der Felder aus Schlendrian und Überforderung (cum-ex-Geschäfte 10 Mrd. Euro, Dieselgate, Verrottung unserer Infrastruktur, Überforderung BAMF, Gefängnisse, Schulen, Polizei, Bundeswehr, Pflegeheime). Natürlich sind wir Europäer da, wo es drauf ankäme (mehr Entwicklungshilfe und weniger Waffen, gerechtere Weltordnung statt Wohlstand nur für die reichen Länder, Schere zwischen Arm und Reich ein wenig zusammen klappen, konsequentere, bessere Polizeiarbeit anstatt planlose Massenüberwachung) überhaupt nicht wirklich liberal und großzügig.
Aber deswegen so deutlich illiberal werden? Wie man es auf facebook lesen kann an Wut? Zornige Bombenleger rufen zornige Bürger auf den Plan? Ein Grund-Liberalismus muss erhalten bleiben!
Also eine gute Kolumne.
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24.06.2017
Zum Verhältnis von Staat und Kirche sowie von Mission und Imperialismus, ausgehend vom Investiturstreit 1077 bis zum modernen Islamismus gibt es eine interessante Ausstellungs-Besprechung zum Lutherjahr, die ich unter "Alltag-->Ausstellungen" heute aufgegriffen habe. 
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02.06.2017
www.facebook.com/isabel.elena.5/videos/1220632407996970/
Ich weiß nicht, ob es für Sie technisch möglich​ ist, diesen Talk-Show-Beitrag von Richard David Precht anzuschauen, aber er bringt es auf den Punkt, wie die Flüchtlingskrise auch damit zusammen hängt, wie wir Europäer leben​. Es ist unbequem und ich selber ziehe auch keine Konsequenzen draus. Aber wie die Philosophen und Propheten aller Jahrtausende brauchen wir solche schmerzhaften Diagnosen und bewundere ich junge Leute, die ihre junge, riesige Lebenskraft hier für etwas opfern, das sich wirklich lohnt. Eine super engagierte, ehemalige Schülerin hat das auf facebook geteilt. Vielen Dank. 
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24.05.2017
Schon merkwürdig. Vor wenigen Tagen der Auto-Gipfel zwischen Zetsche und Kretsche im Neuen Schloss in Stuttgart, wo alle Besserung geloben und dass man nicht gegen-, sondern miteinander in die richtige Richtung gehe, aber bitte sachte, tags darauf Kretschmanns Diktum vom Diesel als einem "g'scheiten Auto" für Schaffer und Familienmenschen, und nun gestern, wenn ich recht weiß, staatsanwaltliche Durchsuchungen bei Daimler wegen Diesel-Gate. Hat man da gewartet, dass unser Autoland nicht ungeschickt in den Abgrund rutscht? Dann wäre Kretschmann ein Strippenzieher von altem Helmut-Kohl-Schlage, ein Hinterzimmer-Mann, der es nicht so genau nimmt mit der Unabhängigkeit der Justiz und das mit dem Interesse des Landes rechtfertigt wie einst Kohl bei seinem Schwarzgeld-Schweigen. 

20.05.2017
Meiner Meinung nach leidet Deutschland darunter: Die Exekutive ist schlechter geführt, als es Deutschlands Ruf erwarten ließe. Diese Misere spüren wir so gut wie alle, die wir mit der sozialen Realität in unserem Alltag in Berührung kommen. Das ist der Vorteil eines sozialen Berufs, dass man Teil hat an unseren großen Zeitentwicklungen. Diese leichte Misere -- man darf Deutschland ja auch nicht schlecht reden, Deutschland ist trotzdem eines der besten Länder zum Leben -- ruft aber die Populisten auf den Plan. Denn da haben die Populisten recht: Dafür, dass wir eines der reichsten Länder sind, läuft es im sozialen Bereich und -- siehe unten -- in manchen anderen Bereichen, wo die Exekutive gefordert wäre ("der Staat"), recht mäßig.

Was die Flüchtlinge betrifft oder die "zu 97 % illegalen Wirtschaftsasylanten", wie AfDler gerne schreiben: Natürlich muss auch da der Staat stärker auftreten, war Merkels Öffnung ein wenig verrückt und hat die schwache Exekutive da schwer Schaden genommen und ihr Ruf. Aber es ist für mich eindeutig eine Sündenbock-Debatte. Merkel und "die Asylanten" müssen als Sündenbock herhalten für das schreiende Unrecht, dass wir Europäer in Wohlstand leben, während gar nicht so weit weg von uns (vielleicht zwei Flugstunden!!) Millionen Menschen in größter Armut leben! Afrika zum Beispiel ist der arme Lazarus, der seit Jahrzehnten vor unserer Haustüre liegt. (Siehe sehr aufschlussreich hierzu Lukas 16, Verse 19--31. Da ist schon vor 2000 Jahren zu dem Thema alles viel besser gesagt, als man es heute hört oder schreiben könnte.) Wir hören und schauen weg. Der Entwicklungshilfe-Minister hat das ja mehrfach sehr deutlich gesagt. Erst kürzlich wieder. Wir Europäer haben versäumt, für Gerechtigkeit einzutreten. Und zwar in astronomischen Ausmaßen. (Gerecht kann man allein die verschwindend wenigen nennen, die in Eine-Welt-Läden aktiv sind, die sich kümmern um "Fair trade" oder die als Entwicklungshelfer oder Missionare in der Dritten Welt arbeiten.) Millionen Menschen sind verhungert! Unsere Schuld. Und Millionen leiden jeden Tag. Beispiel: Afrikas fleißige Bauern könnten sehr gute landwirtschaftliche Produkte anbieten -- mein Bruder lebte zwei Jahre im Südsudan und erzählte oft davon, aber die Agrar-Subventionen der EU an die eigene Landwirtschaft (die ja auch nicht sinnlos sind, sondern nicht zuletzt der Landschaftspflege Europas dienen) machen afrikanische Lebensmittel-Importe unrentabel. Das wäre aber eine gute Möglichkeit, dass Afrikaner in ihren Ländern Geld erwirtschaften könnten und eben nicht zu uns fliehen! Es ist eindeutig, dass erschreckend viele Europäer diese Schuld nicht ertragen und sich besser fühlen, wenn sie vermeintlich eindeutig Schuldige benennen (Sündenböcke) und im Internet mehr oder weniger anonym auf sie einprügeln können mit verbalen Entgleisungen und Beleidigungen, die gesetzlich verboten sind. Wutstürme toben da los. Repekt vor denen, die das aushalten, stellvertretend für die Schuld, die wir alle tragen an der Flüchtlings-Misere.

Einen ähnlichen Sündenbock-Wutsturm lokalisiere ich ja -- in einem viel harmloseren Gebiet als der Weltpolitik! -- in der lieben deutschen, ach so Scheuklappen-ideologischen und Schlafmützen-provinziellen Bildungspolitik, und zwar in der G8-G9-Debatte:
Auch in den Schulen liegt Vieles im Argen, spüren die meisten. Die AfD (vielleicht?) oder nun auch die SPD versuchen, diese Mängel zu finden und zu benennen (Schulz will Millionen in die Bildung pumpen, wenn man ihn im September wählt). Bis jetzt verfängt es aber wenig bei denen. Der Spürhund hat noch nicht die richtige Fährte, die richtige Stelle gefunden, von der aus sich diese Mängel für den Wähler schlüssig erklären ließen. Denn hätte man die Diagnose, dann könnte man dem Wähler auch eine Therapie anbieten. Und dann könnte man auch massenhaft Wähler ansprechen. Aber die Probleme liegen tief und komplex verborgen. Deswegen schreibe ich ja hier auch den Blog, um für mich der Sache näher zukommen. Um meine Gedanken niederzulegen, damit ich dann andersmal, falls einmal wieder Zeit übrig ist, daran weiter analysieren kann. Hoffentlich mit Hilfe von vielen Freunden und Kritikern. 
Jedenfalls ist für mich so klar: Das Unbehagen am Bildungssystem, die massenhafte, populistische Wut an diesem unzulänglichen System in einem der reichsten Länder der Welt wurde nicht auf die wahren Probleme hingelenkt, sondern alles ergoss sich massenhaft auf die G8-Reformen. Sicher wurden da ja auch Fehler gemacht. Unsere Exekutive, unser Staat hat in seinen Vollzugs-Organen ein Qualitäts- und Effektivitätsproblem vielfach. Aber dass das G8 dermaßen katastrophal sein soll, wie Lehrerverbände und Eltern und Schüler und viele Politiker behaupten, wird von allen wissenschaftlichen Studien neuerdings widerlegt! G8 und G9 wurden beide parallel untersucht wissenschaftlich, und es wurden praktisch keine Unterschiede festgestellt. Ja, auch nicht beim Schüler-Stress. Der ganze Wut-Sturm ist Einbildung. Man hat einen Sündenbock gebraucht für andere -- wirkliche -- Missstände. Alles angestaute Unbehagen, alle Wut fließt nun hier ab durch dieses Ventil! Und was macht die Politik: Sie ist schwach und folgt nicht den Fakten, sondern gibt nach. Stellt man halt wieder auf G9 um, weil es kurzfristig Wählerstimmen bringt. Ist zwar auch nicht schlimm, kostet halt und bringt viel Unruhe, aber das löst nichts von den eigentlichen Problemen, wie man bald merken wird. 

Nun aber nach Flüchtlingen und Sündenbock-Wutsturm zu einem Versuch, eine Diagnose zu finden für all diese zusammenhängenden Probleme: Ich meine diagnostizieren zu können: Es liegt an er Schwäche der Exekutive. Die kommt bestimmt nicht durch die Flüchtlinge! AfDler schreiben auf facebook oft von "Asyl-Chaos", in das unsere Kanzlerin Deutschland kriminell und hochverräterisch gestürzt habe -- Volksverräterin! --, man könne auch nicht mehr vor die Tür, denn überall lauerten "halb Kalkutta" oder "fremde Werte", oder un-integrierbare "Kulturkreise" und vergewaltigten "unsere" Töchter, prügelten, schüfen sog. No-Go-Areas etc.). Ich bin mir ganz sicher, die Schwäche unserer Exekutive hat viel tiefere Gründe: Sie kam zustande durch Jahrzehnte lange Vetterleswirtschaft in Deutschland unter dem Mantel des Wirtschaftswunders und der Käseglocke des Kalten Krieges. Polizei, Bundeswehr, Schul-Bereich, Unis, Ämter, brauchen einen Effektivitäts-Schub ähnlich der Agenda 2010. Jahrzehnte-alter Investitions-Mangel und Reform-Stau muss abgebaut werden. Die Digitalisierung kann dabei helfen, effektiver zu werden. Das jetzt -- ähnlich in der Bildung bei der G8-Debatte! -- auf eine einfache Ursache zu schieben (Merkel und die Asylanten!), die alle täglich vor Augen haben!, das ist zwar verständlich, aber macht es nur noch schlimmer! 

Diese Schwäche der Exekutive erleben wir bei den Schulen, Universitäten, der Straßen- und anderer Infrastruktur (Berliner Flughafen, Stuttgart21, Elb-Philharmonie), der Polizei (Kölner Silvesternacht), der Bundeswehr (im Moment sind da ja wohl keine Worte nötig, ich sag nur Korvetten, A400 M und krimineller Offizier, der es tatsächlich schaffte, beim Bundesamt für Migration, wo so viele die echt in Not sind, keinen Glauben finden, ausgerechnet als Flüchtling anerkannt zu werden!!!!!!!), beim Bundesamt für Migration (eine interne Untersuchung nach dem Bundeswehr-Offizier-Skandal ergab letzte Woche, dass 10-15% der Bescheide fehlerhaft sind!!!), der Digitalisierung (ein Besuch im Ausland, fast egal wo, genügt!), in den Gefängnissen (mal reingeschaut? Ehrenamtler gesucht!, Meldung letzte Woche: Gefängnisse in BW völlig überbelegt!), Kitas (300.000 Plätze fehlen). Beim Gesundheitswesen gibt es immerhin die Kassen, die enorm (Kosten-)Druck machen und für Transparenz sorgen. Aber "gut" ist da auch ein relativer Begriff, wenn man die Pflegekräfte fragt. Aber die von den verknöcherten Verbänden verhinderte Digitalisierung im Gesundheits-Bereich spricht auch Bände. 

Man muss sich nun die neueste Geschichte mal vorstellen, wie das LKA Berlin mit dem islamistischen Drogen-Dealer und Massenmörder Anis Amri umging! Letzte Woche kam folgendes raus -- so lange, vom Dezember bis Ende Mai hat es die deutsche Exekutive vertuscht! Nach dem feigen und grausigen LKW-Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin 2016 entdeckt ein deutscher Kriminal-Beamter, dass -- gäbe es nicht diese oben genannten Probleme in der Exekutive: mehr Vetterles-Wirtschaft, als man Deutschland zutraut, bequemes Sich-Einrichten im Status quo, Wegschauen angesichts wirklich großer Herausforderungen, Vertagen, Träumen von den schönen Wirtschaftswunderjahren, sich seit Jahren anstauender Stellen- und Investitions-Mangel, aber auch Mangel an zeitgemäßer Organisation, gäbe es die Überlastung der Beamten nicht durch relative Misswirtschaft -- er den Attentäter längst hätte verhaften müssen! Alle Erkenntnisse und alle Papiere lagen vor!!! Nun hat die deutsche Exekutive das aber verpennt! Was tun? Wir kennen diese enormen Vollzugsdefizite staatlichen Handelns aus vielen Bereichen. Krass sind diese aber nicht mal in dem Fall, sondern die Art, wie damit umgegangen wird! Skanalös. Darunter leidet Deutschland am meisten, meine ich, egal ob Merkel regiert oder Schulz, Schröder oder Kohl: Der Beamte will zu seinem Fehler nicht stehen! Ihm ist das peinlich. Kann man bei so vielen Toten und der "Flüchtlings- und Islamismus-Brisanz" ja auch verstehen im Fall Amri. Er vertuscht, vertagt, verschleiert. Deutschland, deine Grauzonen in der Exekutive! Bloß keine Transparenz! Der Beamte fälscht das Dokument, wo drin steht, das Amri "bandenmäßigen Drogenhandel" betrieben hat zu "sporadischem Drogenhandel" (dem Sinn nach)!!!! Denn letzteres ist kein Haftgrund, also ist auch der Beamte aus dem Schneider. Das ist so erbärmlich angesichts der Opfer! Anstatt dass er seinen Dienstherrn anklagt, dass er nicht für eine bessere Organisation sorgt, mehr Personal, mehr Transparenz, bessere Vorgesetzte anstelle der durch Vetterleswirtschaft Beförderten, statt dass er fordert, mal eine professionelle Unternehmensberatung die traditionellen Abläufe auf Kosten/Nutzen-Effizienz durchleuchten zu lassen, stattdessen fälscht er ein bürokratisches Papier. Gut ist, dass das rauskommt, dass der Innensenator die Flucht nach vorn antritt. Das macht Hoffnung für Deutschland. Aber die Exekutive scheint von "denen da oben" hoffnungslos überschätzt zu werden! Wie lange noch? Und besonders perfide: Deutschlands hausgemachten Defizite (die ja lösbar wären, wenn man es nur sehen wollte) den Flüchtlingen in die Schuhe zu schieben, aber bei sich selber nichts zu ändern! Das ist der Gipfel der Schwachheit.

13.04.2017
Der junge Militärgeschichte-Professor Sönke Neitzel gibt heute in der SZ ein doch sehr deutliches Urteil über den Zustand der Bundeswehr ab: Sie sei nur noch ein Schatten ihrer selbst! Er vermisst die Stimme der "knapp 200" Generale. Selbst vor dem historischen Hintergrund des preußisch-deutschen Militarismus sei deren Schweigen nicht mehr zeitgemäß. Vielleicht schreibt er dies angesichts einer so starken Verteidigungsministerin wie van der Leyen: Die Bundeswehr sei an einem absoluten Tiefpunkt angekommen. Es spottet fast schon, wie schnell ihre Kräfte erschöpft seien schon bei kleineren Auslandsaufträgen. Auch die Vorfälle, die die geringe Wirkung des Konzepts der Inneren Führung zeigten, sieht er in dem Zusammenhang. Ich halte dieses Urteil dennoch für übertrieben, denke jedoch, dass Neitzel etwas Gutes damit erreichen will, eine Armee, die besser organisiert ist, mutiger, weniger bürokratisch. Vor allem interessant finde ich seine Diagnose, die eventuell auch auf das deutsche Schulwesen zutrifft: Die Armee sei zu sehr Spielball der Politik, Projektionsfläche für große Maßnahmen, denen der Bezug zu den eigentlich Betroffenen fehlt. Also zu viel Parteipolitik und Ideologie, zu wenig Hören auf die Experten, zu wenig Pragmatismus, zu wenig Professionalität. 
http://www.sueddeutsche.de/politik/aussenansicht-staatsbuerger-in-uniform-1.3460765


07.03.2017. Von meinen Bekannten und Freunden, die beispielsweise bei "Bosch" arbeiten, hörte ich, wie viel Geld dort ausgegeben wird, um "Diversität" in die Belegschaft zu bringen, Verschiedenheit. Ich habe selber ein Jahr in Frankreich gelebt und meine zu wissen, was es heißt, ein Ausländer zu sein in einer recht homogenen Umgebung. Verfahren wird bei "Bosch" wohl nach dem Grundsatz: Wenn wir schon die ganze Welt mit unseren Produkten beliefern, müssen wir dafür sorgen, dass auch unsere Belegschaft diese Kundschaft widerspiegelt. Nur so können wir im Zeitalter der Globalisierung mithalten. Eine rein schwäbische Belegschaft ist nicht mehr zeitgemäß.
Und gerade in der Schule haben wir eine sehr ähnliche Situation: Sehr viele Schüler haben einen Migrationshintergrund. Die Belegschaft spiegelt das aber in keiner Weise wieder. Wir unterrichten also praktisch die ganze Welt mit rein lokalen Lehrern. Schon ein Kollege, der aus einem anderen Bundesland kommt, gilt als Besonderheit! Dieser merkwürdige Zustand beschäftigt mich schon seit Jahren. 
Nun las ich den Artikel unten, der bestätigt, dass dieser merkwürdige Zustand den lieben Staat noch in Bedrängnis bringen könnte. Und wieder merkt es keiner! Es muss die Unternehmensberatung Price Waterhouse Coopers kommen und uns das sagen! 

http://www.focus.de/finanzen/karriere/psychische-belastungen-und-schlechte-bezahlung-816-000-freie-stellen-und-kaum-bewerber-warum-der-staat-als-unbeliebter-arbeitgeber-gilt_id_6752590.html
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10. Sept. 2016: Vier sehr gute politische Witze von gestern Abend, als ich die Sendung "Spätschicht" teilweise schaute. Der Papst hätte auf keinen Fall kürzlich Mutter Teresa heilig sprechen dürfen, da sie Kopftuch-Trägerin ist! Es ist unfassbar, dass er das so deutlich zu Tage Liegende nicht erkannt hat: Angela Merkel hätte er heilig sprechen müssen nach ihrem berühmten Satz vor einem Jahr "Wir schaffen das" -- als sie die Flüchtlinge ins Land ließ.
Und zur aktuellen Debatte, ob die Bundeswehr auch in Innern eingesetzt werden sollte bei Terroranschlägen: Natürlich sollte die das! Denn erstens sind Auslandseinsätze in Afghanistan und Syrien viel zu teuer, und zweitens sind so viele Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien hier, dass man sie gleich hier angreifen kann! (Beide Witze stammen von Matthias Richling.)
Ingo Appelt nimmt die Unterschiede von Männern und Frauen aufs Korn, wie unwürdig ein Mann aussehe, wenn er hinter seiner Frau durchs Einkaufszentrum laufe usw. Letztlich seien Männer wie Hunde, die von den Frauen gut erzogen werden müssten, da ihre Gedanken oft unablässig um Dinge kreisten, die Frauen störten: "Sitz! Aus!" Und das überträgt er dann auf Angela Merkel, die viel zu nachgiebig sei in der Erziehung ihrer Hunde Erdogan und Putin und öfter mal zu denen sagen müsste "Sitz! Aus!" (Witzig auch seine Imitationen von Xavier Naidoo, den Frauenversteher, aber dass der ja in Wirklichkeit Jesus Christus besinge, nicht die Frauen, dass die das aber nicht glaubten und trotzdem seine Platten kauften. Das erinnert an die Marien-Minne eines weltberühmten, mächtigen Bernhard von Clairvaux und seine Auslegungen des Hoheliedes der Liebe!)
Und Florian Schroeder witzelt pointiert über den Islamismus, dass überall ja in unserem christlichen Abendland das muslimische Schleierchen drüber gehängt werde, noch über die ur-europäischsten Bräuche. (Matthias Tretter meint noch, wenn die Muslime hier vermehrt im Burkini baden gehen, dann müssten doch wir Europäer oder Christen in Saudi-Arabien nackt baden gehen! In Merkel-burg-Vorpolen, wo letzten Sonntag bei der Landtagswahl die AfD gewonnen habe, die ein Burka-Verbot wolle, habe man ja bis zum Mauerfall FKK am Strand gehabt, eine Burka sei dort im ganzen Bundesland noch nie gesichtet worden, so der durchgeknallte Arnulf Rating.) Jedenfalls stellt sich Florian Schroeder vor, der Münchener Bürgermeister Reiter würde bei der Eröffnung des Oktoberfestes versehentlich, nachdem er den Zapfhahn eingeschlagen hat, nicht rufen: Ozapft is!, sondern Allahu akbar! Dann habe der aber ein Fass aufgemacht! (Das erinnert daran, dass ja London jetzt einen muslimischen Bürgermeister hat!)
Das wirkt befreiend und bringt tiefste Wahrheiten ans Licht, meiner Meinung nach, wenn man die Ängste und Sorgen, die uns unbewusst nachgehen, einmal so auf die Schippe nimmt.


2. Aug. 2016 swr.de meldet, dass das Justizministerium BW die gesetzlichen Vorgaben bei der Unterbringung von Untersuchungsgefangenen massiv bricht. Nur haben Gefangene eine denkbar schlechte Lobby. Und Lobbyismus ist in Deutschland leider (noch) sehr wichtig.

2. August 2016 Meiner Einsicht nach hat das allgemeinbildende Gymnasium in Deutschland eines nicht: Mangel an Schülern oder Ansehens-Verlust. Dafür hat es ganz spezifische Probleme, die leider oft vermengt werden mit Problemen, die das Schulsystem insgesamt vielleicht hat. Zum Beispiel das Aussterben der Hauptschulen oder die Lehrer-Nachwuchs-Gewinnung und -Einstellung, die bspw. starken sog. Schweinezyklen unterliegt. (Hier mangelt es meiner Einsicht an professionellem, betriebswirtschaftlichem, langfristig angelegtem Personalmanagement, das die Kulturministerien und die ihnen unterstehenden Behörden, so wie sie momentan immer noch organisiert sind, eben nicht leisten können.) Oder es fehlt insgesamt im Schulsystem bspw. männlicher Nachwuchs und manches Andere (ein echtes Gender-Thema). Oder die Finanzierung des Bildungswesens, zweigeteilt zwischen Schulträger und Land, unflexibel und zentralistisch gesteuert, extrem intransparent, ohne Kosten-Nutzen-Auswertung, ein betriebswirtschaftliches Unding, das zu vielen Reibungen, Unklarheiten und letztlich zu enormer Steuergeld-Verschwendung führt. (Bei internationalen Vergleichen, was zum Beispiel ein Schulplatz kostet, oder ein Kita-Platz, glänzen Deutschland und seine Länder, die ja für die Bildung zuständig sind, oft damit, dass sie einfach keine Zahlen vorlegen oder haben! Siehe den Eintrag hier unten vom 1. Juni 2016 zu einer Pressemeldung!) Aber heute soll es hier gehen um einen Tagesschau.de-Artikel über Berufs-Orientierung am Gymnasium und die Situation der Dualen Ausbildung. Beides hat speziell zu tun mit dem von Schülern seit Jahrzehnten immer mehr überrannten allgemeinbildenden Gymnasium. Denn wenn immer mehr junge Leute Abitur machen, dann, so fragen wir Gymnasial-Lehrer uns seit Jahren immer ratloser, wer macht dann noch die handwerklichen, dualen Ausbildungen? Und gerade das Duale Ausbildungssystem ist doch der einzige Export-Schlager, den das deutsche Bildungssystem nach Südeuropa ausführen kann! (Um dort die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit zu verringern, die bei uns ja so niedrig ist.) Wie kommt dieser krasse Gegensatz zustande? (Indirekt haben wir Gymnasial-Lehrer auch Schuld daran, wie der aufmerksame Leser des tagesschau.de-Interviews zwischen den Zeilen erkennt.)
Zitat aus dem Tagesschau.de-Interview: "Das ist leider ein Problem. Es fehlen an vielen Stellen die Mechanismen, den jungen Leuten die richtigen Signale zu geben." Sehr aufregende Entwicklung. Ich habe, wenn ich das lese, viele, viele Gesichter vor Augen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite sehe ich nicht, wohin die Entwicklung gehen soll. Wer hat Ideen? Ich meine zukunftsfähig Ideen! Nicht diejenigen, die schon bisher ohne Wirkung geblieben sind, garniert mit der Aufforderung: alte Idee + "strengt euch ein wenig mehr an!". Das hilft meiner Einsicht schon lange nicht mehr. Probiert haben wir viel Altes und Neues, und angestrengt haben wir uns auch sehr.
19. Juni 2016 Unter Berufung auf die "Welt" meldet jetzt sogar die Tagesschau, dass 1000 Grundschulen in Deutschland keine Schulleiter haben, weil der Job zu unattraktiv ist. Bezahlung zu gering, vor allem aber finde ich interessant: zu viel Stress, Verantwortung und Arbeitszeit, die nicht bezahlt wird, bzw. es gibt zu wenig Zeitkontingent dafür! Darf ich anmerken: Es gibt im ganzen Bildungssystem Deutschlands, wo Milliarden an Steuergeldern verplant werden, meines Wissens keinen einzigen BWLer, der zum Beispiel Personalwesen studiert hätte, also sich mit professioneller Personalplanung auskennt, mit Kosten-Nutzen-Strukturen und deren Planung! Die Zustände sind noch wie im Kaiserreich, wo BWL noch nicht so bekannt war. Und noch interessanter: Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg (wo es allerdings noch besser aussehe als in Berlin und NRW) ermitteln lieber gleich gar keine Zahlen zu dem Thema! Eine bekannte Art der Kultusverwaltungen, mit Problemen umzugehen: Transparenz vermeiden! (Ist keine böse Absicht, ich weiß, sondern nur Überforderung -- keine Ressourcen zur Datenerhebung vorhanden -- bzw. mangelndes Problembewusstsein.) Und interessant auch, wie das rauskommt: Auf die Klagen der betroffenen Beamten hört eh keiner. Das in den Beamtengesetzen vorgeschriebene interne Meldesystem von Problemen funktioniert schon lange nicht mehr, da keine Ressourcen zu vergeben bei Problemen. Es werden zwar jede Menge Probleme gemeldet. Aber es reagiert keiner. Die Ressourcen sind allein durch den laufenden Betrieb schon auf Minus! Erst die Medien müssen reagieren, die durch irgendwelche Whistleblower oder investigative Journalisten an eigentlich interne Missstände rankommen. (Vergleiche die Abläufe bei der Aufdeckung des Diesel-Skandals, des ADAC-Gelber-Engel-Skandals, des FIFA- und DFB-Skandals, der Silvester-Übergriffe in Köln 2015/16: Die internen Kontroll-Systeme all dieser Institutionen reagierten schon lange nicht mehr, da hieß es immer, "Die sollen nicht so schlechte Stimmung machen und lamentieren, bei uns ist alles im Großen und Ganzen ok!" -- erst externe Stellen, meistens die Medien, brachten den Stein ins Rollen.) Dennoch: Das deutsche Bildungssystem ist nach wie vor stabil und nicht schlecht, ich wünsche mir nur mehr Offenheit, Ehrlichkeit, Stehen zu Fehlern und im momentanen kollektiven Sparzwang einen ein klein wenig effektiveren Einsatz der immer noch üppig vorhandenen Steuermittel. 

17. Juni 2016 Zwei interessante Berichte sind heraus gekommen: Erstens der sog. Bundesbildungsbericht. Studier-Quote bei 58 Prozent des Jahrgangs! Probleme gibt es bei der Segregation, das heißt, in Deutschland trennen sich immer mehr Schulen mit vielen Migranten von Schulen mit wenig Migranten. Und passend zu meinem Eintrag hier unten vom 1. Juni heißt es, die Bundesländer hätten sich 2007 verpflichtet, Standorte mit vielen Migrantenkindern durch zusätzliches Personal zu unterstützen. "In der Praxis werden Fördergelder aber noch immer nicht bedarfsgerecht verteilt. Zwar nutzen einige Kultusbehörden Anhaltspunkte wie die bei den Schülern zuhause gesprochene Sprache, um Schulen Personal zuzuweisen. Oft wird jedoch ohne Rückgriff auf harte Daten entschieden. So erhalten Schulen mit einem hohen Zuwandereranteil und in sozial schwieriger Lage zum Teil ebenso viele [wenige!] zusätzliche Stellen wie eine Durchschnittsschule oder sogar weniger. Dass das System trotzdem nicht kollabiert, hängt mit dem Pioniergeist Einzelner und der Erprobung neuer Modelle zusammen." (SZ von heute.)

Zweitens kam eine Studie der Uni Münster heraus, die Prof. Detlef Pollack vorstellte (FAZ gestern, 3sat gestern abend Sendung "kulturzeit", heute SZ). Türkei-Stämmige wurden befragt. Neun von zehn fühlen sich wohl in Deutschland, aber fast die Hälfte würde eher die Gesetze ihrer Religion befolgen als die des Staates.
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4. Juni 2016: Heute in der SZ: Jamie Dimon, 60-jähriger Chef Der J-.P.-Morgan-Bank sage über die US-Schulen: "Das ist die größte Schande in unserem Land." Der Investment-Banker wolle als eine Art Wiedergutmachung für die Fehler seiner Branche in der Finanzkrise 2008 seine Bank spenden lassen, vor allem in den Zustand öffentlicher Schulen.
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4. Juni 2016: Wie kriegen die Schweizer bloß ihren Gotthardtunnel so klasse hin und wir nicht? Mitnehmen der Bevölkerung, Einhalten des Kosten- und Zeitrahmens, dennoch Bescheidenheit? Ich las einen guten Kommentar dazu: Wenn sich die Politiker heraushalten und die Fachleute mit Fakten und Daten arbeiten können und nicht Politiker mit politischen Scheuklappen-Meinungen und Glaubensfragen ankommen, die sie durchboxen wollen. Mit beschönigenden Kostenrechnungen kommen, um sich durchzusetzen bei den Gremien, die dann später korrigiert werden müssen. Auch die Olympischen Spiele in London wurden vor wenigen Jahre deswegen gelobt, gutes, transparentes Kosten- und Zeitmanagement ohne Einmischung der Politik. Warum klappt das in der Bundes"rüpel"blik nicht, wie es kürzlich hieß? Warum BER, Stuttgart 21 (seit gestern weitere Kosten- und Zeit-Steigerungen bekannt!), Elbphilharmonie?

​2. Juni 2016: Gute Fragestellung, sehr schulpolitisch (Kann man Korrekturen outsourcen??), Verweis auf eine tolle Lehrerinnen-Internetseite
http://www.spiegel.de/schulspiegel/service-fuer-lehrer-klassenarbeiten-korrigieren-lieber-outsourcen-a-1094349.html
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https://tollerunterricht.wordpress.com/

08.06.2016: Weil auf spiegel.de bei dem o.g. Artikel von den Nutzer-Kommentaren immer wieder die angeblich geringe Arbeitszeit der Lehrer angesprochen wird, schreibt ein Nutzer, der mit Lehrern verwandt ist, folgende engagierte Verteidigungsrede der Lehrerarbeitszeit:

Jetzt korrigieren wir das ganze noch mal auf realistische Werte die nichts mit einer rechnerischen Traumwelt zutun haben. Aber bleiben wir mal gern bei der grundlegenden Zahl von 21 Schulstunden (als untere Schranke). Zu jeder der 21 Schulstunden darf jetzt noch Pausenaufsicht, früheres kommen und längeres bleiben raufgerechnet werden. Wohlgemerkt nur um vor den Schülern ggf. auch mal ein Tafelbild vorbereiten zu können, Kopien zu machen. Da können wir schon mal getrost auf 21 reale Stunden raufrechnen. Dann kann damit gerechnet werden, dass pro Woche 1 bis 2 (meist ziemlich unsinnige aber notwendige) Konferenzen oder Besprechungen stattfinden. Sind wir bei 23 Stunden. Dazu kommen, dass eigentlich täglich irgendwelche Eltern in der Schule aufschlagen um über irgendwelche Wehwechen ihrer Sprösslinge zu reden (rechnen wir mal mit minimum 1h pro Woche) (=24 Stunden). Unterrichtsvorbereitung, soll sie vernünftig sein, kann nur anteilig wiederverwendet werden. Jede Klasse ist auf einem anderen Stand und keine Stunde hält man so wie sie einmal vorbereitet wurde wirklich zweimal. Tun wir an der Stelle mal so als hätte der Lehrer jede Stunde schon einmal vorbereitet. Dann sollten ja 20 Minuten für Anpassungen und Nachschlagen pro Schulstunde reichen (21 * 20 Minuten = 7 Stunden pro Woche) (=31 Stunden). Korrigiert wurde bis hierher noch kein eingesammeltes Heft, kein Test. Es wurden keine Arbeiten vorbereitet und keine Telefonate mit nervigen Eltern geführt, die auch Abends noch unbedingt mit dem Lehrer sprechen wollen. 2 Tests pro Woche kann man rein rechnerisch auf insgesamt vielleicht 1h Vorbereitungszeit (für beide) rechnen (=32 Stunden). Die 2 Tests für je 30 Schüler wollen dann auch noch korrigiert werden. Wenn jeder Test dabei auch nur 5 Minuten dauert (Korrigieren, Notenvergabe, Übertragungen ins Klassenbuch, vielleicht auch der ein oder andere hilfreiche Kommentar, was halt so dazu gehört) kommen hier noch einmal 5 Stunden Arbeit dazu (2*30*5/60) (=37Stunden). Damit hätten wir die 40 Stunden schon sogut wie voll. Für eine ganz normale Schulwoche ohne irgendwelche Sonderlocken, die unter garantie auch noch auftauchen und nicht geplant werden können. Lassen Sie das jetzt mal noch einen Junglehrer sein, der eben noch nicht alle seine Stunden einmal vorbereitet hat. Da gehen mitunter mehrere Stunden für eine Stunde drauf um das vernünftig vorzubereiten und auch im Anschluss auszuwerten um ggf. aufgetretene Fehler und Probleme der Planung beim nächsten mal nicht wieder zu machen. Hören Sie (allgemein diese geringschätzer von Lehrern) also endlich mal mit dem Mär vom unter 8h/Tag Leben eines Lehrers auf. Das Gegenteil ist der Fall, wird nur von jedem der nur über sein Kind mit Lehrern zutun hat, gern übersehen und geflissentlich ignoriert. Quelle: Mutter (Leherin an einer Grundschule), Frau (Lehrerin Gymnasium), Freundinnen der Frau (Ebenfalls Lehrerinnen an anderen Gymnasien)
http://www.spiegel.de/schulspiegel/service-fuer-lehrer-klassenarbeiten-korrigieren-lieber-outsourcen-a-1094349.html#js-article-comments-box-pager

Dann kommt einige Kommentare später natürlich der Einwand, dass hier eine Woche beschrieben werde, dass aber die vielen Ferienwochen nicht berücksichtigt würden, man also die Jahresarbeitszeit rechnen müsse. (Die beträgt für Beamte in Baden-Württemberg mit einer 41-h-Stunden-Woche 1804 Stunden, wenn ich es recht weiß. Also für die Lehrer: Ferien sind nicht freie Zeit, sondern es gibt nicht mehr Urlaubstage als für andere Beamte und Angestellte auch. (Übrigens dokumentiere ich dieses Jahr zum ersten Mal meine genauen Arbeitszeiten nach Uhrzeit und Tätigkeit, wen's interessiert! Ein sehr gewinnbringendes Instrument.) Dazu schreibt ein anderer Nutzer dann:

Wenn Sie berücksichtigen, wie viel Zeit ein Lehrer tatsächlich arbeitet, kommen Sie jedoch weit über die 32-Stunden-Woche. Das Statistische Bundesamt hat 2006 eine Untersuchung durchgeführt, bei der gezeigt wurde, dass Gymnasiallehrer im Schnitt pro Jahr 2092 Stunden arbeiten. Rechnen wir mit 6 Wochen (30 Tage) Urlaub, kommen wir immer noch auf eine Wochenarbeitszeit von 45,5 Stunden pro Woche. Betont werden soll hier auch, dass dies sowohl die ganz fleißigen als auch die ganz faulen Lehrer abdeckt. Natürlich gibt es auch die Lehrer, die mit knapp 1000 Stunden die Woche hinkommen. Im Durchschnitt liegen die allerdings nicht. Weiterhin sei angemerkt, dass 2006 das Thema Inklusion noch nicht so weit fortgeschritten war, wie es heute ist. Es werden zwar Schüler inkludiert, zusätzliches Personal für die Inklusion wird jedoch nicht zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus muss nun auch bei jedem Defizit, das erteilt wird, ein individueller Förderplan für den Schüler geschrieben werden, dieser muss mit Eltern besprochen, durchgesetzt und der Erfolg kontrolliert werden. Dass dies nicht innerhalb von 10 Minuten getan ist, ist Ihnen hoffentlich klar. Die 2092 Stunden sind mMn nicht mehr wirklich aktuell, das Statistische Bundesamt sollte erneut eine solche Untersuchung durchführen, um aktuelle Zahlen liefern zu können.

Ich meinte in meinem vorherigen Posting selbstverständlich 1000 Stunden im Jahr, nicht in der Woche.


Darauf antwortet ein Leser mit einem meiner Einsicht nach sehr weisen, politischen Kommentar, der es wohl ziemlich trifft.
​Eben. Man halte die Länder nicht für blöd. Wäre es Fakt, dass die Lehrkräfte viel zu wenig Stunden machen, dann wäre es leicht für die Länder, die Belastung zu erhöhen. Soll im ÖD sind etwa 1800 Stunden pro Jahr. Eben weil die meisten mehr machen, ist es für de Länder billiger, die Lage so zu lassen. Und die "'Faulen" rauszukegeln, fehlt das Personal. Insgesamt wird die Bildung so gefahren, dass sie möglichst billig ist. Zur "Inklusion" sei nur gesagt, dass es eine weitere groteske Sparmaßnahme gegen kleine Sonderschulklassen ist. Als Regelschul-Lehrkraft sollte man sich weigern, Leute zu "unterrichten", für die man nun wirklich nicht ausgebildet ist - unter Vernachlässigung der anderen.

Und auf "tollerunterricht.wordpress" meldet sich eine 
Astrid 
Juni 3, 2016 um 12:20 pmLiebe Nina,
Geheimtipp: Outsourcing von Korrekturen gibt es bereits in Deutschland, schau mal rein auf http://www.bildungsassistentin.de.
Viele Grüße,
Astrid

Ist doch verrückt, oder? 



1. Juni 2016. Zur Bildungspolitik will ich mich als betroffener Beamter nur zurückhaltend äußern. Aber ich gebe hier ja nur wieder, was eh in der Zeitung stand (SZ von vorgestern). Und das finde ich skandalös, da hier Millionen an Steuergeldern jährlich ausgegeben werden ohne Transparenz oder wenigstens ansatzweisem Bemühen um rationale Entscheidungsgrundlagen.
Die beiden Professoren Ludger Wößmann (Bildungs- und Volks-Ökonom aus München) und Regina Riphahn (Statistikerin und empirische Ökonomin aus Erlangen-Nürnberg) schreiben sehr sachlich und zurückhaltend, dass die Bundesländer "im internationalen Vergleich etwa mit skandinavischen Ländern oder Großbritannien nur wenig Information über die Erfolge ihrer Bildungssysteme bereit [stellen]. Während andere Nationen der Wissenschaft und Politikberatung detaillierte Schülerdaten angereichert mit regionalen Kennziffern bereitstellen, wird vergleichbare Information in Deutschland von Seiten der Kultusbehörden nicht zur Verfügung gestellt, obwohl sie zum Teil bereits vorhanden ist. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass die systematische Erforschung von bundeslandspezifischen Bildungsinitiativen und die Bereitstellung von Vergleichsgrößen seit vielen Jahren behindert werden. Der Zugang zu relevanten Informationen wird verweigert und die Erhebung neuer Daten eingeschränkt.
So findet sich beispielsweise auf der eine Seite umfassenden Leitlinie, die neuerdings erstmals die Verwendung von Länderkennungen im Datensatz des Nationalen Bildungspanels möglich machen soll, nicht weniger als dreimal der Satz: „Eine Identifikation einzelner Bundesländer in Ergebnisdarstellungen ist nicht gestattet.“
Dadurch ist es unmöglich, die eigentlichen Vorteile des Föderalismus zu nutzen. Der politische Wettbewerb um Wählerstimmen erfolgt ohne solide Informationsgrundlage. Gleichzeitig können keine Erkenntnisse über die tatsächliche Wirksamkeit spezifischer bildungspolitischer Maßnahmen gewonnen werden. …
Die Bildungspolitik muss sich künftig stärker auf Fakten und Evidenz stützen, damit das Bildungssystem seine Aufgaben erfüllen kann.“
Man kann diesen zurückhaltenden Professoren nur mehr Mut wünschen. Sogar den Bildungsföderalimus, den inzwischen ja fast alle nur noch als negativ sehen, beurteilen sie positiv und geben ihm eine Chance als Experimentierfeld, wo erfolgreiche Experimente im einen Land dann im andern abgeschaut werden können bzw. der Wähler dann Erfolg honorieren kann. „Voneinander lernen. Die Länder müssen sich besser über die Bildungspolitik austauschen“, so der Titel des Artikels, der so zurückhaltend und technisch daher kommt, aber m.E. eine Zeitbombe enthält. Denn wenn das stimmt, was die schreiben, dann ist das in unserer Zeit ein Skandal und ein Rechtsbruch, wie hier einer Beurteilung, ob die Gelder im Bildungswesen an die richtigen Stellen fließen, von obersten Stellen systematisch die Grundlagen entzogen werden.  

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/forum-voneinander-lernen-1.3010016

Zum Thema Daten, Datenschutz und Bildungssystem siehe auch unter "Alltag --> Netzentwicklung" den Eintrag vom 07.06.2016!

1. Juni 2016: Die SZ von heute witzelt über die Bundeswehr, die am 11. Juni einen "Tag der Bundeswehr" an 16 Standorten durchführen will. Nach der Aussetzung der Wehrpflicht muss sich der Staat als Arbeitgeber schon ein wenig anstrengen. Es kam ja auch raus vor wenigen Wochen, dass viele Soldaten nach wie vor extrem schäbig untergebracht sind. Der Arbeitgeber Staat kriegt es einfach nicht besser hin. Bisher. 

Jedenfalls denkt sich die SZ im Spott folgenden vermutlichen Ablauf dieses Großkampftages aus: Der Hubschrauber-Tiefflug der Ministerin von der Leyen in Bückeburg müsse wegen technischer Probleme mit den Rotoren abgesagt werden. Die geplante Manöverübung mit Panzern in Erfurt müsse abgebrochen werden. Nach und nach seien zu viele Fahrzeuge liegen geblieben. Die geplante Vorführung einer Drohne falle aus, weil die Grünen vor Gericht Erfolg hätten mit einem Eilantrag gegen Flüge von Drohnen, die auch Waffen tragen können. Das brandneue MG5, das in Koblenz im Zielschießen gezeigt werden solle, ende ohne einen Treffer. (Koblenz ist m.W. Sitz des legendären Steuer-Milliarden-Grabes "Beschaffungswesens der Bundeswehr".) In Eckernförde werde seit der Demonstrationsfahrt ein U-Boot vermisst. Aber der Höhepunkt sei: Die Ministerin beende den Tag mit einer Rede, in der sie allen Beteiligten für den gewohnt reibungslosen Ablauf dankt. Diese Satire trifft es meiner Meinung nach ziemlich gut!
Ich erinnere mich an eine 72-h-Übung, ich glaube, es war bei Schnee und auf dem Truppenübungsplatz Idar-Oberstein vor gut einem Viertel-Jahrhundert, wo wir als Infanterie mit einer Panzerkompanie zusammen geübt haben, wo der Ablauf genau in der Art war, so weit ich als kleiner Soldat das damals mitbekommen konnte. Wir beschossen nicht die "Feinde" (die Panzer waren mit weißen Andreas-Kreuzen markiert), sondern feuerten die Übungsmunition der Panzerfäuste wegen Koordinationsproblemen nach einer durchwachten Nacht auf die eigenen Panzer ab. (Ist auch schwer zu erkennen, wenn im Morgengrauen plötzlich hinter einem Hügel die Silhouette eines Panzers sich gegen den Himmel abzeichnet, nachdem man durch das Motorengeräusch nervös gemacht wurde.) Und das war nur ein Punkt von vielen. Wir lagen am falschen Waldrand, als unser eigener Vorausposten früh morgens in der Dämmerung angegriffen worden war und sich hinter unsere Linien zurückzog. Von Unimogs wurden bergeweise mit dicksten Lederhandschuhen mannsgroße Stacheldrahtrollen abgeworfen (nicht normaler Stacheldraht, sondern der krasse "S-Draht"), die nie zum Einsatz kamen, weil es die falsche Stelle war und Handschuhe fehlten etc. Nur dass die Abschluss-Ansprache vom Bataillons-Kommandeur gehalten wurde anstatt von Frau von der Leyen: Ich seh uns noch in Schneeanzügen zum Abschlussappell vor ihm antreten, er an einem Rednerpult, im Wald: Er sei trotz allem zufrieden, sein Bataillon sei "einsatzfähig"! Aber ich will keinesfalls die Bundeswehr kritisieren, die Tolles leistet, sondern ich will politisch argumentieren und mit meinem bescheidenen "Graswurzel"-Beitrag darauf hinwirken, dass es immer transparenter wird, ehrlicher, weniger korrupt, dass Steuergelder effektiver eingesetzt werden, dass Fehler benannt werden, dass nicht beschönigt wird, wenn es nichts zu beschönigen gibt, dass man sich Rat von außen holt, vielleicht auch schaut, wie kriegen das denn die anderen Länder hin, unsere Nachbarn (unser Infanterie-Bataillon gehörte zur Deutsch-Französischen Brigade). Damit hab ich sehr gute Erfahrungen in verschiedenen Lebensbereichen gemacht. 

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Ergänzung zum Thema Korruption, siehe der Eintrag von Mitte Sept. 2014 unten. 
--> 22.04.2016: Heute hat Verkehrsminister Dobrindt endlich seinen Untersuchungsbericht veröffentlicht über die Abgas-Manipulationen fast der gesamten Auto-Industrie! Vor der Macht der Autobosse haben alle gekuscht, TÜV, Verkehrminister, Kanzler! Es geht ja auch um das Rückgrat unserer Wirtschaft und um Hunderttausende Arbeitsplätze. Um Deutschlands Ruf in der Welt! Wenn China nicht mehr unsere Mercedes, BMW und Porsche kauft, was dann? Jedenfalls haben die Autobauer Dobrindt "schriftlich zugesichert", 630.000 Autos zurückzurufen und das "Temperaturfenster" in der Software zur Abschaltung der Abgasreinigung ein wenig zu schließen mit neuer Software. Anton Hofreiter von den Grünen: Der amerikanische Staat ist stark. Dort zahlt VW jetzt Milliarden an die Kunden aus. Der deutsche Staat werde von "Luschen" verwaltet. Dort gibt es nur eine freiwillige Rückruf-Aktion! Der Kunde hat nichts außer Scherereien und ein womöglich weniger leistungsfähiges Auto. Und es könne noch viel mehr an Trickserei rauskommen. Wie die Banken demontiert und blamiert sich eine einst ruhmreiche Branche! Denn wie die Banken ruft auch die Autoindustrie nach staatlichen Subventionen, bei der Umstellung auf Elektro. Allerdings meinte ein Ingenieur letztes Jahr im Gespräch, Elektro sei technisch kaum machbar. Selbst die modernsten Batterien, die man vielleicht in 15 Jahre habe, seien haushoch fossilem Treibstoff unterlegen. Dramatische Zeiten 2016!

Sogar die FAZ tituliert nun im Kommentar von Holger Steltzner die sog. automotive Branche als Trickser und Abgreifer.


http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/vw-abgasskandal/vw-abgasskandal-trickser-und-abgreifer-14194119.html#GEPC;s2
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13.04.2016. Am 16.02. schrieb ich hier über Korruption, die FIFA, VW, Materialbeschaffung bei der Bundeswehr und das literarische Werk, das dies alles sehr weise auf den Punkt bringt: Nikolaj Gogols Komödie Der Revisor. Inzwischen brach letzte Woche das Daten-Leck auf der sog. Panama-Papiere, wo es ja um Briefkastenfirmen geht, Strohmänner, Geldwäscher, Steuerhinterzieher, und wieder um die FIFA, die Banken, wieder um die Waffenhändler. 
Und gestern abend machte das ZDF eine Art Themenabend "Wie korrupt ist Deutschland?" In der eigenen Wahrnehmung wenig korrupt. Auch stand die Frage im Raum, ist Korruption wirklich so schlimm, ein so großes Problem? Es schadet doch niemand direkt! Korruptions-Täter haben auch geringes Unrechts-Empfinden, da es immer um Win-Win-Situationen geht, niemand verletzt oder gar getötet wird. Genau daran arbeitet sich aber die Süddeutsche ab diese Tage, zu zeigen, dass durch die entstehenden, riesigen Schäden immer Opfer da sind. Beim ZDF sind das vor allem die Steuerzahler. Als Haupt-Täter-Branchen arbeiteten die ZDF-Redakteure heraus: Waffenfirmen, Bau, Automobil, Behörden. Mir war es noch zu milde berichtet: Korruption führt zu schlechter Qualität in jedem Bereich, beim Personal (nicht gute Leute, sondern korrupte Leute üben Berufe/Tätigkeiten aus!), zu schlechter Qualität bei Dienstleistungen, bei Industrie und Handwerk! Wertarbeit auf Weltmarkt-Niveau kann unter korrupten Bedingungen meiner Ansicht nach nicht entstehen.
Immer mehr denke ich die letzten Monate, dass nicht nur die SS extrem korrupt war (mein Eintrag unten vom 16. Febr. 2016), sondern auch die kommunistischen Länder, siehe auch China heute. Interessant im ZDF-Beitrag war auch die Aussage eines erfahrenen Korruptions-Staatsanwaltes, dass da, wo viel Geld ist, auch viel Korruption ist. Und auch die zutiefst ehrliche, weise Aussage: Jeder hat seinen Preis! (Das mit dem vielen Geld bezweifle ich, denn es gibt auch die Klein-Korruption, jeder Mensch will schließlich Karriere machen oder vorwärts kommen.) Daher, da sie so arm waren, war die Korruption in den armen kommunistischen Ländern vielleicht gedämpft, fand meiner Einsicht aber im Kleinen, in den Kadern unten extrem statt. Jetzt wo China aber so reich wurde, konnte die Korruption aber groß werden! 
Der knallharte Wettbewerb des Kapitalismus aber, so meine neueste Vermutung, ist das weltweit am besten wirkende Mittel gegen Korruption! Denn die Nachfrage steigt bei guten, günstigen Produkten, egal ob der Hersteller ein sog. Netzwerk hat, ein Platzhirsch ist, die richtigen Leute kennt, etc., kurz: korrupt ist. Vielleicht meinte Adam Smith in seinem "Whealth of Nations" dies, wenn er sagt, die Freiheit der wirtschaftlichen Akteure, die alle nach ihrem Vorteil streben, führt zum größten Vorteil für alle? Diese Theorie ist ja nicht wirklich überzeugend. Aber vielleicht ist das die größte Stärke des Kapitalismus, die zu seinem Sieg 1989 führte: Nicht so sehr eine ihm innewohnende geniale Stärke, sondern einfach die Tatsache, dass der Kapitalismus, der ja eigentlich grausam ist und in reiner Form gar nicht funktionieren kann, nur deshalb gewann, weil er -- bisher unbemerkt! -- die leidige Korruption effektiv zurück drängt, während alle anderen, nicht kapitalistischen Kulturen und Diktaturen von Korruption ziemlich von innen heraus zerfressen werden über die Jahrzehnte und irgendwann zugrunde gehen.   




07.03.2016. Immer mehr kommt mir die Idee, ob sich die Flüchtlingskrise als eine Art Wiederkehr verstehen lässt der Zeit des Imperialismus oder Kolonialismus (die man sowohl im ersten Lernjahr, in der 6. Klasse (Römischer Imperialismus), im zweiten Lernjahr, also in der 7. (Entdeckungsfahrten der Europäer), als auch im dritten Lernjahr, in der 8. Klasse (Hoch-Imperialismus vor dem Ersten Weltkrieg), im Unterricht oft nur stiefmütterlich behandelt), nur mit umgekehrten Vorzeichen. Wenn über eine Million Flüchtlinge aus einem Land in ein anderes Land flüchtet, so könnte man es doch in die Charta der UN aufnehmen, dann darf das Land, in das alle wollen, als Kolonialmacht in dem Land eingreifen, aus dem die alle kommen, oder wie soll man es politisch korrekt ausdrücken, als Schiedsrichter- oder Moderator-Nation auftreten. (Was anderes waren aber oft die imperialistischen Länder? Man denke nur an den Anlass des Ersten Punischen Krieges, an die berühmten Mamertiner, die Rom herbei riefen.) Dann darf dieses Aufnahme- bzw.  hoch geschätzte und bewunderte Land sein anscheinend so begehrtes System in diesem Land einführen! Das wär doch was. 
Ich hörte es nun von verschiedener Seite: Beim 100-jährigen Gedenken an den Ersten Weltkrieg kam mit Hilfe des "Schlafwandler"-Buches von Christopher Clark der Gedanke auf, ob wir nicht wieder in so einer Zeit leben heute, Deutschland als Vormacht, die es dieses Mal aber nicht sein will, Banken- und Euro-Krisen, das Risiko ist einem nicht bewusst, die Euro-Länder wirken wie Schlafwandler. Auch das Putin'sche und Erdogan'sche Großmacht-Streben erinnert an die "Platz-an-der-Sonne"-Politik der Jahrhundertwende 19./20. Jh. Werden Kriege wieder führbar, so wie man es vor dem Ersten Weltkrieg praktizierte?
Heute vor einer Woche hörte ich den Fernsehkoch Vincent Klink in einer Lesung, wo es nicht ums Kochen ging, sondern um Geschichte, Politik und Literatur. Auch er kann sagen: Wenn er die Einwandererviertel in Paris erlebt, dann ist es ein Glück gewesen, dass Deutschland durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg um den Kolonialismus und seine Folgen herum gekommen ist. Im gleichen Atemzug sagt er aber, dass genau deswegen in Deutschland heute Platz sei für einen umgekehrten Kolonialismus, dass wir also, da wir keine Einwanderungs-Kolonien hatten, uns heute so viele syrische und afghanische Einwanderer leisten könnten im Gegensatz zu den alten Kolonialmächten.
Und am Wochenende berichtete die SZ vom Karlsruher Philosophen Peter Sloterdijk, der weniger in die Zeit des Hochimperialismus schaut der Engländer, Franzosen, Niederländer, sondern in die Zeit des ganz alten Früh- oder Vor-Imperialismus der Spanier und Portugiesen. Die Europäer seien doch "Hinfahrer" gewesen seit Jahrhunderten, die Flüchtlinge heute seien nun eben die Umkehr davon, die "Hin- und Herfahrer"! Hier dürfte ein Schlüssel liegen fürs Verständnis, was grad vorgeht, und hoffentlich auch für seine Lösung.
13.04.: Inzwischen las ich, dass Sloterdijk sich eine Debatte liefert in den großen Zeitungen mit dem maßgeblichen Professor H. A. Winkler. Sloterdijk sehe die Flüchtlingskrise zu pessimistisch und schwarz. Obwohl ich das oben ja nicht aus seinen Ansichten heraus geholt habe. Ich fand das oben Geschriebene eher positiv. Winkler jedenfalls warnte, dass Sloterdjik zu weit nach rechts abdrifte. 
Auch missions- und religionsgeschichtlich ist das alles ja sehr interessant. Wer missioniert nun wen? Christen Muslime oder umgekehrt?  (Das war ein riesiges Thema im 19. Jh., heute ist einem das ja peinlich -- aber so langsam kommt es einem vielleicht doch nicht mehr so peinlich vor.) Missionieren liberale Demokraten antisemitische Dschihadisten oder umgekehrt? Welches Land drückt welchem seinen Stempel auf? Eins kann man sagen: Wer die Sprache eines anderen Landes lernt, ist ab dem Moment Botschafter dieses Landes auf der Welt, imprägniert von seiner Denkweise! So ging es mir mit Französisch und auch mit Latein und Griechisch, obwohl die letzten beiden Kulturen nie solche verderblichen 19.-Jh.-Nationalstaaten waren. Aber Rom war wohl die "Mutter aller Kolonialmächte", von ihm stammen sowohl der Begriff Kolonie (Pflanz-Stadt) als auch das Wort Imperium (Befehlsgewalt) als auch das Wort Provinz (Amtsbereich). Und der attische Seebund mit seiner nur angeblichen Isonomie (Gleichheit), seinen Trieren-Kontingenten ist für mich das Urbild der NATO oder der amerikanischen Flugzeugträger-, U-Boot- und Atomherrschaft. Welche Länder auf der Welt sprechen Englisch, welche Französisch, welche Spanisch, Portugiesisch, Arabisch, Russisch, Türkisch, Farsi (Persisch), Deutsch? Und was macht China grad in Afrika? Wer macht jetzt deutsche Sprachkurse? Wer "integriert" oder kolonisiert hier wen? Sehr spannende Zeit! "Nieder mit den US-Imperialisten in Panama!", so sehe ich noch die Parolen an Unterführungen meiner Jugendzeit vor Augen mitten im Kalten Krieg!

Zu den drei monotheistischen Religionen gibt es ja Sloterdijks "Enzyklika" "Gottes Eifer", auf Wikipedia gut zusammen gefasst , und wiki verweist auf eine Sendung des Deutschlandfunks, hier anklicken. 
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20.02.2016.
Die SZ von gestern zitiert die französische Zeitung "La Croix" mit ein paar Sätzen. Die Krise der EU erinnere daran, dass diese ein Friedensprojekt sei, entstanden nach zwei furchtbaren Weltkriegen, die Europa verwüsteten. Sie hänge insofern mit dem Syrien-Krieg zusammen, dass es dort unter anderem inzwischen um den alten Konflikt gehe zwischen Osmanen und Russen. Unsere Verteidigungsministerin von der Leyen betonte ja kürzlich, die Großmacht-Politik "sauge viel Kraft ab", so dass eine Lösung so schwer sei. Hier die vielleicht kommende Großmacht Türkei (vielleicht Erdogans Selbstbild), die Einfluss nimmt in ehemals osmanischen Gebieten wie Libyen, Ägypten, Israel / Libanon, Saudi-Arabien, vor allem aber Syrien, dann aber auch bei ihren Stammesverwandten in Turkmenistan und Ürümqi. Und letztere Gebiete sind auch die Vorgärten Chinas, vor allem aber Russlands, die dann ihren Hund raus schicken.
Unweigerlich kommt einem die klassische Großmacht-Zeit in den Sinn (haben wir eben behandelt in Geschichte Klasse 8am HebelGymnasium), die Zeit des Imperialismus vor dem Ersten Weltkrieg (des Imperialismus, den die Kommunisten so geißelten). Russland führte Krieg gegen Japan hinten in Wladiwostok! Die Westmächte führten Krieg gegen Russland, indem sie Truppen per Dampfboot auf der Krim anlandeten, einer der ersten industriellen Kriege mit sehr komplizierter internationaler Konstellation. Die Dampfschiffe mussten natürlich alle durch die Meerengen Bosporus und Hellespont / Dardanellen. Das heißt, durch das Wohnzimmer der Osmanen. Erst kürzlich hat ja ein russisches Kriegsschiff bei der Durchfahrt (international garantiert) provoziert und, glaub ich, seine Kanone auf ein Ziel an Land gerichtet. Und nach vielen weiteren Finten, Kriegen und Intrigen, wo sich so viele Imperialisten, Kaiser, Generäle, Kolonialisten, Kapitalisten auf der Höhe der Zeit glaubten und sich taktisch klug, schlau vorkamen, sich genial fühlten (heute Putin? Erdogan?), dann das unsägliche Fiasko all dieser Herren: Die "Urkatastrophe" des Ersten Weltkrieges mit 10 Mill. Toten, Verbrechen, Leid, in der sich die Europäer "selbst entmündigten" (Eric Hobsbawm), als unmündig, kindisch, verantwortungslos, unfähig erwiesen, als das Ausmaß bewusst wurde ihrer vermeintlich genialen Politik. Christopher Clark machte ja vor Kurzem ungewollt Furore mit seinem Buch "Die Schlafwandler", wo es darum geht, wer schuld hat an diesen Verbrechen. Er bezeichnet die Unmündigen also als Schlafwandler.
Hoffentlich kann die EU ihre Erfahrung einbringen bei den Schlafwandlern in Syrien, die in so viele Verbrechen bereits gestolpert sind. Russland (sieht sich als Schutzmacht der orientalische Christen wie Assad), Iran, Schiiten, das ist die eine "taktisch geniale" Entente, gegen Türkei, Sunniten, Saudi-Arabien. Die Kurden und Christen dazwischen! Die Kurden, verbündet mit der Bundeswehr und den USA, jetzt aber auch mit Russland, während die Türkei die Kurden mit Artillerie bombardiert! Ein echtes Schachspiel, klassisches Intrigen-Spiel der Imperialisten! Das hatten wir alles schon mal! Das kann nicht gut gehen. Die Saudis liefern jetzt ihren sunnitischen Aufständischen in Syrien Boden-Luft-Abwehr-Raketen, damit Putins Jets sich nicht mehr sicher fühlen sollen! Sollen wir wirklich zurück in die Zeit vor den Weltkriegen? Sind Kriege wirklich wieder führbar und zeitigen sie Ergebnisse in Form von Einfluss-Zonen, Ruhm, Großmacht-Rang? Und das alles genau 100 Jahre nach Verdun, als von Februar bis Herbst 1916 allein dort an 300 Tagen 300.000 junge Menschen ihr Leben ließen und noch viel mehr auf scheußlichste Weise litten. Tagelanger Durst! Der explodierende Munitions-Bunker von Douaumont tötete 800 auf einen Schlag unten in den Mauselöchern! Es gibt keinen Ruhm zu ernten! Auch wenn man Russland jetzt bewundert für seine Taten.
Tolle Spiegel-Multi-Media-Dokumentation!  

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Ob man das so sagen kann? Klingt ziemlich nach marxistischem Geschichts-Studium, aber auf jeden Fall mal interessant, den schon öfter gezogenen Vergleich Syrienkrieg / 30jähr. Krieg wirtschaftlich anzugehen
​16.02.2016: Korruption
Sowohl die US-TV-Serie „House of Cards“, die ich angeschaut habe, als auch die Roman-Trilogie von Robert Harris, deren ersten Band „Imperium“ ich grad beim Sport höre als Hörbuch, handeln von Korruption. Während es bei House of Cards im Washington dermaßen kriminell zugeht – obwohl man ja schon auch die menschliche Seite dieses Machtehepaars Underwood nachvollziehen kann (Macht bekommt man nun mal selten als Lamm) –, dass man geradezu schockiert wird, so verteidigt im Alten Rom bei Robert Harris Cicero – im ersten Band zumindest, denn so weit bin ich erst – den Rechtsstaat (Thema in Geschichte Klasse 10: Rom als Rechtsstaat) und kommt gegenüber Cäsar hervorragend weg. Genau umgekehrt wie vor hundert Jahren beim Literatur-Nobelpreisträger Theodor Mommsen! In dessen preisgekrönter und immer noch lesenswerter „Römischer Geschichte“ kommt Cicero ja grottenschlecht weg. Rom und Korruption – ein legendäres Thema!
Ich komm deswegen drauf, weil eine Zeitungsmeldung heute eine Art von Korruption sehr anschaulich macht: „Nach der Revolte im Topo-Chico-Gefängnis in Mexiko [der Papst ist ja zu allem hin auch noch grad in Mexiko und prangerte sehr deutlich die grassierende „corrupcion“ an] mit 49 Toten haben die Behörden mehrere „Luxus-Zellen“ entdeckt. So habe der Chef des Zeta-Kartells, Ivan Hernandez Cantu, ein King-Size-Bett, einen Flachbildfernseher und eine Badewanne besessen, … Auch ein Bar, Aquarien und mobile Saunen hätten die Ermittler gefunden. Die Direktorin des Gefängnisses, ein Mitglied der Verwaltung und ein Wachmann wurden festgenommen.“
Das erinnert mich an das mir vor Jahren von einem alten Israeli empfohlene Buch von Eugen Kogon: „Der SS-Staat“. Darin schildert der Buchenwald-Häftling, dass eines der übelsten Verbrechen der Nazis es war, durch Korruption teilweise sogar die Häftlinge zu Mit-Verbrechern zu machen an ihren Mitgefangenen. Jedenfalls ist dort über das „SS-System“ zu lesen, dass es im KZ für ein paar ganz wenige fast alles gab, wenn man Beziehungen hatte: Am meisten profitierten die Wächter davon, aber wie gesagt auch Häftlinge konnten sich kleine Erleichterungen erkaufen. Jedenfalls habe es komplett mit neusten Fußballschuhen ausgestattete Mannschaften gegeben, Orchester mit besten Instrumenten, Kaviar usw.
In Klasse 9 und 11 hört man im Unterricht oft Himmlers sog. Posener Rede an. Darin wird auch indirekt sehr deutlich, wie korrupt die gesamte SS war: „Wer sich auch nur eine Mark nimmt, eine Zigarette, einen Pelz, eine Armbanduhr, der wird gnadenlos verfolgt … gnadenlos! Der hat sein Recht verwirkt!“ So ungefähr schreit er ins Mikro vor seinen SS-Generälen (auf youtube „Posener Rede, Holocaust“). Man habe da leider einige an die Wand stellen müssen. Aber bekannt ist, dass in Wirklichkeit nicht durch gegriffen wurde. Himmler gibt an genau der Stelle der Rede die Schuld nämlich – ja, klar – den Juden. Dieses Korruptions-Geschwür (das Wort Korruption wagt er natürlich nicht auszusprechen) sei eine Ansteckung von denen. So kann man seine eigenen Probleme natürlich auch verschleiern!
Wenn wir mit 9er-Klassen im KZ in Natzweiler-Struthof bei Straßburg waren und uns mit den dort herrschenden Kommandanten auch nur kurz beschäftigt haben: Korruption! Prostituierte wurden in die Kommandanten-Villa hoch in die Berge gebracht, die Gattin des Herrn SS-Hauptsturmführers lebte unten im Tal in einer anderen Villa.
Oder ist es ja auch bekannt, dass der KZ-Kommandant von Buchenwald kurz vor Kriegsende ausgewechselt werden musste, weil selbst die korrupte SS nicht mehr vertuschen konnte, wie kompromittiert dieser Herr war! Von den Verbrechen gar nicht zu sprechen.
Doch zurück zu normaleren Formen von Korruption: Der TÜV in Deutschland ist scheint‘s dermaßen von der Autoindustrie abhängig (leichte Form von Korruption, obwohl es sicher um Milliarden geht), dass jetzt der Vorschlag gemacht wurde, dass wie bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bisher schon die Kontrolleure der Autokonzerne nicht zweimal hintereinander dieselben sein dürfen, man will also rotieren zwischen TÜV Nord und TÜV Süd und DEKRA. Aber mal ehrlich: Der TÜV hätte sicherlich den Abgas-Skandal, der grad VW und andere ins Mark erschüttert, schon früher messen können! Warum tat er es nicht? Es lässt sich der Verdacht m.E. nicht ausräumen, dass da von ganz oben, vom Bundesverkehrsministerium gedeckt wurde („Anruf aus Berlin“), da es ja verständlicherweise um sehr wertvolle, Hunderttausende Arbeitsplätze in der deutschen Industrie geht! Eine amerikanische Behörde war nötig, um da der Wahrheit und dem Rechtsstaat auf die Sprünge zu verhelfen!
Winterkorns Leben: Stoff für hoch spannende Filme/ Romane/ Dramen. Dasselbe vor einiger Zeit beim ADAC, wo Statistiken geschönt wurden und der Verdacht im Raum steht, dass sich Autofunktionäre abgesprochen haben. Ähnliche Absprachen kamen ja bei den Banken heraus in heftigstem Ausmaß ("Libor"), man denke an den dramatischen Kursverlust der Deutschen-Bank-Aktien. Oder das Leben des Managers Middelhoff, obwohl das mit dem Korruptions-Thema hier nur teilweise abgedeckt ist (große, verfilmenswerte Lebens-Story in der SZ im Sommer 2015!). Oder DFB und FIFA. Auch hier brauchte es eine US-amerikanische Behörde, um etwas dem Recht auf die Sprünge zu helfen. Oder die Zustände bei der Bundeswehr, einmal beim G-36-Heckler-und-Koch-Skandal (wie wurde da umgegangen mit Whistleblowern bzw. mit Ingenieuren, die die Wahrheit und das Recht vertraten! – typisch wohl für solche „Systeme“), zum anderen die Beschaffungsskandale, wo Milliarden fließen, aber dann fliegen von 40 dringend benötigten Hubschraubern/Transall nur drei! Die Kontrolleure, die Lieferanten, die Abnehmer kennen sich, verhandeln seit Jahren mit einander, keiner ist verantwortlich, das Geld versickert anscheinend teilweise. Ähnliche Dinge gibt es ja immer wieder bei Beschaffungen bei der Bahn, z.B. bei neuen ICE. Oder bei großen Bauprojekten, BER … Aber bleiben wir bei Korruption im engeren Sinn, da haben wir das Doping im Sport und die Wettbewerbs-Vergaben. Der Formel-1-Banker Gribkowsky kam ja jetzt wieder aus dem Gefängnis raus. Und es ging ja auch anders herum: Um aufzudecken, wie sich amerikanische Geheimdienste und wirtschaftliche Interessen schamlos der neuesten Internet-Spähtechnik bedienen, um Briefgeheimnis und Privatsphäre zu verletzen, brauchte es den Whistleblower Snowden, der von außen geschützt werden musste. Hier konnten sich amerikanische Behörden nicht selber helfen! 

Mir fiel beim Schreiben auf, dass mich auf dieses große Thema Korruption in meinem Leben auch drei Dinge gebracht haben: 1. im sehr kleinen Rahmen eigene Erlebnisse, 2. das Theaterstück "Der Revisor" von Gogol, das extrem humorvoll -- man stirbt vor Lachen! -- die Korruption in einer Kleinstadt im Zarenreich beschreibt und 3. das kürzlich beendete Hörbuch von Martin Suter: Montecristo. Mehr dazu siehe unter "Alltag" --> Filme, 16.02.2016.


16. Januar 2015: Heute meldet Tagesschau.de Folgendes: Zahlreiche deutsche Kommunen sitzen auf Fremdwährungskrediten in Milliardenhöhe - besonders in NRW. Doch die Kämmerer haben sich verzockt. Denn durch den Franken-Schock verteuert sich die Rückzahlung dramatisch. Es droht ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe. Siehe den Eintrag unten unter "Mitte Sept.14"!! Ähnlicher Fall: Die Stadt Pforzheim (und auch viele Kommunen in NRW) hatte sich von Weltbanken über den Tisch ziehen lassen, bevor dank der Finanzkrise 2008 alles heraus kam, Kämmerin und OB ausgewechselt wurden. Aber wer sind vor allem die Opfer: Z.B. Schulen, deren Gebäude und Ausstattung von den Kommunen getragen wird.
15. Januar 2015: Richter, deren Gehälter immer weniger konkurrieren können mit denen guter Kanzleien, beschweren sich, wie gestern auf swr.de gemeldet wurden ("Neue Richtervereinigung" Baden-Württemberg) über die Untätigkeit des SPD-Justizministers angesichts der Missstände im Strafvollzug Baden-Württembergs. In den letzten Monaten gab es verhungerte Häftlinge, unerlaubte Isolationshaft, nicht korrekte Sozialarbeiter, hier in PF eine Verurteilung wegen eines Korruptionsfalles -- ein Vollzugsbeamter hatte Häftlinge für sich privat arbeiten lassen. Die Reaktion des Ministers: Kann die Kritik nicht nachvollziehen. Meine Meinung: Der Umgang mit den Steuergeldern ist nicht optimal, es wird hier sorglos und sinnlos ausgegeben und dort fehlt es am Nötigsten. 
 

Mitte Sept. 2014: Wo man hinhört: Der Staat und die öffentlich-rechtlichen Einrichtungen (bis hin zum öff.-re. Fernsehen) können nicht effektiv genug mit Geld umgehen (Haushaltsdebatte im Bundestag). In guten Zeiten des Schuldenmachens fiel das nicht so sehr auf. In Zeiten der Eurokrise und der Schuldenbremse wird dies immer deutlicher. Solch eine Krise kann aber für alle ein gesunde Verschlankung bringen, eine bessere und gerechtere und transparentere Verteilung des Geldes, so dass auch die Schwachen genug abbekommen! 
Bereich Sicherheit: Hier in der Gegend hat ein bekannter Hotelier, bei dem  eingebrochen wurde, eine Art Bürgerwehr aufgestellt wegen vieler Einbrüche und der Entfernung der nächsten Polizeistation.
Bereich Justiz: Hoher Kranken- und Beurlaubten-Stand wegen psychischer Erkrankungen, Mutter- oder Vaterschafts-Zeiten (auch bei der Polizei), viele Stellen also besetzt aber nicht einsetzbar. Jetzt Todesfall im Bruchsaler Gefängnis, Hungertod eines Gefangenen, dazu kam Gefängnisschlägerei in Adelsheim. Beamte nicht respektiert. Sie sagen: das gab es noch nie, dieses Ausmaß an Aggression und Respektlosigkeit. Es läuft in BW eine Millionen-Investition in mehr Wachpersonal in Amtsgerichten, da es in letzter Zeit vermehrt zu Übergriffen, sogar Morden in Deutschlands Gerichten kam und alle sich wunderten, wie wenig Schutz da vorhanden ist bei Vater Staat. -- Am 12.9.14 wird von New York berichtet, dass eine große Gefängnis-Insel von McKinsey untersucht werden soll. Dort wie bei uns gibt es ja schon lang privatisierte Gefängnisse, um des Verfalls, explodierender Kosten und der Korruption (?) Herr zu werden. 
Bereich Verwaltung: Als erneut ein Bauprojekt bei unserer Kommune aus dem Ruder zu laufen drohte, stellte sich heraus, dass das Bauamt völlig unterbesetzt ist aus den unter "Justiz" genannten Gründen. Die Öffentlichkeit wusste nichts von dem Problem! 
Bereich Verteidigung: Die neue Ministerin van der Leyen holt McKinsey, um endlich unabhängig prüfen zu lassen, warum alle Rüstungsprojekte (z.B. der für Hilfsflüge dringend benötigte, seit Jahren versprochene neue Militärtransporter A400 oder der Hubschrauber Tiger) sich um Jahre verzögern bei explodierenden Milliarden-Kosten. Dabei muss die Truppe attraktiver werden, um Personal zu finden. Hier wird aber gespart oder höchstens mal jetzt wieder ein Attraktivitäts-Programm im lächerlichen Millionen-Bereich aufgelegt. Im Vgl. zu den Großprojekten für Gerät leidet das Personal. Zuständigkeitsgerangel wird diagnostiziert.
Bereich Gesundheit: Hier wenigstens gibt es einen klar verantwortlichen Kostenträger, die Kassen. Und die machen seit Jahrzehnten Druck, so dass viele Betriebswirtschaftler eingestellt wurden all die Jahre und extremer Sparzwang die Beschäftigten zum Stöhnen bringt. Aber es muss noch mehr passieren: "Besser und günstiger" titelt der Fachmann Axel Ekkernkamp (25.8.2014, S.6) in der SZ, selbst Ärztlicher Direktor. Stichwort Klinikschließungen, Fusionen, Spezialisierung. Sehr fundierte Beispiele aus der Praxis zeigen, wo Geld eingespart werden könnte und wo es dringend gebraucht würde und warum das System aber genau dies verhindert zum Schaden aller. 
http://www.drze.de/bibliothek/presseschau/presseschau/artikel?aid=32211
Bereich Verkehr: Die Diskussion um die PKW-Maut und um den ersten ausgeglichenen Haushalt bringt es mal wieder ans Licht: Deutschlands Infrastruktur vermodert. Vielleicht etwas zu neoliberal, aber mit guten Beispielen untermauert bei Straßen, Eisenbahn, Schiffahrt wird hier der Untertitel des SZ-Artikels vom 12.Sept. 2014: "Kenntnislos, verantwortungslos, heillos: Zwei Verkehrsexperten (Gottfried Ilgmann, Günter Ederer) üben scharfe Kritik an der Verwaltung der deutschen Verkehrsinfrastruktur. Das Geld der Steuerzahler wird mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen". Titel: "Die Deutschen haben ein gestörtes Verhältnis zu ihren Straßen." 
Bereich Bildung: Siehe den Kita-Rechtsanspruch letzten Sommer, siehe die Unis, siehe die Schulen. Dazu darf ich als Beamter in diesem Bereich öffentlich nichts sagen.

--> Andererseits ist es gelungen -- mit vielen Opfern in meinem Bekanntenkreis --, die riesigen Beamtenapparate "Deutsche Bundesbahn", "Bundesamt für Arbeit", "Deutsche Bundespost", "DBP Fernmeldedienst", aber auch kommunale Werke umzuformen, so dass Kosten und Nutzen messbar wurden und teilweise sogar Gewinne erzielt werden. In allen o.g. Bereichen ein Reizthema, um das man m.E. aber nicht herumkommt, will man im momentanen Sparzwang transparent mit Steuergeldern umgehen und für das Allgemeinwohl das Optimum heraus holen. 

--> 10.10.2014 Inzwischen ist beim o.g. Thema "Verteidigung" eine riesige Welle an skandalösen Zuständen bekannt geworden, dass nur Bruchteile der Anzahl von Hubschraubern, Flugzeugen, Panzer Boxer einsatzfähig sind, dass die Bundeswehr es kaum schafft, sechs Ausbilder in den Irak zu fliegen, weil drei Transall-Maschinen nacheinander ausfallen etc. Und das angesichts der sog. Terrormiliz an der Grenze der NATO, in Kobané direkt an der türkischen Grenze. 


Aktualisierung zum Thema "Verteidigung" oben unter 1. Juni 2016! 


13. Sept. 2014: Mein Bruder war ein Wochenende in Paris und schreibt über die wirtschaftliche Situation, denn er ist Ökonom. "Wir waren am Wochenende in Paris. Es ist wirklich eine ganz besondere Stadt: viel Schönheit, viel Schein, alter Glanz und immer wieder moderne Größe. Straßen heißen nach dem 8. Mai 1945 und anderen großen Siegen. La Grande Nation zeigt die volle Größe.
Und alle Menschen sitzen im Freien an kleinsten Tischen in Kaffees. Wir haben es genossen und viele Dinge gesehen - natürlich auch den Eiffelturm, Sacre Coeur, eine Fahrt auf der Seine...
Schade, dass Frankreich vor lauter Staat (und Verstaatlichung) immer schwächer wird und kaum reformfähig ist." Man muss wissen, mein Bruder ist frankophil, das hört man hier eher nicht heraus. Über meine politische Empfindung zu Europa im Moment schrieb ich dann: Während Ihr also fast in Polen seid (meine Schwester), wart Ihr (mein Bruder) an der Seine! Ich glaube, was Kaiser Wilhelm und Hitler nicht geschafft haben mit ihren Waffen, das müssen jetzt Merkel und Schäuble mit ihrem Geld schaffen: Die anderen überzeugen, dass Deutschland groß und mächtig ist und was zu sagen hat. Christopher Clark -- seine "Schlafwandler" taumeln vor 100 Jahren in den Ersten Weltkrieg -- wird dafür dann heran gezogen. Aber das ist teuer, Bruder, wenn man die Schulden der anderen übernehmen muss! Und ungerecht. Aber es ist gerechter, als Millionen Menschen umzubringen auf allen Seiten, viele als Krüppel und Waisen leben zu lassen, grausamste Verbrechen in Millionen Seelen mitzuschleppen. Dagegen sind Billiarden nichts (sagt sich leicht als nicht-Banker, ich weiß), wenn man das 20. Jh. ankuckt, diese "Blutländer" (Timothy Snyder). Grade auch in Pforzheim denkt man bei jedem Schritt an den Feuersturm hier vor meiner Tür vor nicht mal 100 Jahren. Europa, ein großes Wagnis. Und da noch der Putin jetzt, der alle Friedensfreude auf den Boden der Tatsachen holt. Morgen gewinnt die AfD in Brandenburg und in Thüringen auch (dort vllt. erster linker Ministerpräs.). Ja, Schwester, hoffen wir, dass Juncker das alles taktisch meint (es war um die Bildung der europäischen Kommission gegangen). Bei uns die Karikatur in der SZ: Die Böcke sind die Gärtner: Der Franzose Wirtschaftsminister, der Brite Bankenregulierer. Und der deutsche Michel Oettinger kann net mol Englisch. Halt, er hat seinen Job recht gut gemacht. Sah ihn letztes Jahr auf dem Schulfest einer Privatschule in Bruchsal einen Vortrag über Europa halten, schicker Dienstwagen mit belgischer Nummer, großes Aufgebot.

Aktualisierung hierzu 1. Juni 2016: Präsident Hollande will seine "loi travail" doch noch durchbringen! Also genau das, was ich oben 2014 gemeint habe. Eine Art "Agenda 2010 à la Gerhard Schröder" für Frankreich. Die Gewerkschaft CGT und andere legen das Land lahm. Ich war letzte Woche in der Provence und da wurde der Sprit knapp, Schlangen an den Tankstellen. Jetzt ist die Rede, die AKW zu schließen, so dass es zu Stromausfällen kommen soll.
  
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