Kürzlich ging ich über die große Kreuzung von einem Schulgebäude ins andere, bepackt mit zwei vollen Taschen. Eine ältere Passantin beobachtete mich, wie ich so gehetzt und ohne Jacke ungeduldig an der Fußgängerampel wartete. Schwerlastverkehr und unzählige Autos lärmten an uns vorbei. Ich sei so leicht bekleidet im Winter, bemitleidete sich mich. Ich habe es nicht weit, erwiderte ich, nur im Gebäude gegenüber hoch in den dritten Stock. Ich sei sicher ein Lehrer, sagte sie und zeigte auf meine eine Tasche, in der ein Stapel Hefte steckte (es war am Di, 16.12., als ich in der Stunde danach die 10er-Latein-Arbeit zurück gab). Sie wolle in der heutigen Zeit keine Lehrerin sein, so schwere Umstände! Mitleid von der Öffentlichkeit tut einem ja gut, aber ich antwortete, dass fast alle meine Schüler sehr kompetent und fleißig seien und dass der Umgang mit jungen Leuten ein sehr gute Sache sei. Lachend verabschiedeten wir, als die Ampel auf grün sprang.
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